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MultiChronie oder Mehrzeitlichkeit

MultiChronie – das ist mein* neuer Begriff (lateinisch schlau: Neologismus) für ein Phänomen, das jeder Mensch kennt – und selten jemand sich in seiner großen Bedeutung für das menschliche Leben bewusst macht: Dass wir eigentlich immer in – mindestens – zwei Zeitebenen leben und handeln. Beispiel:

Ich habe eben mit jemandem telefoniert und schreibe mir nach Beendigung des Gesprächs kurz den Inhalt auf, um ihn nicht zu vergessen. Die beiden Zeitebenen hierbei:
° In der Gegenwart (Beispiel: Jetzt um 19:07 Uhr) notiere ich mir den Inhalt des Telefonats
° das ich fünf Minuten zuvor geführt habe (von 18:55 bis 19:02 Uhr).

* Wenn man den Begriff “MultiChronie” googelt, findet man magere zehn Einträge – das ist sehr selten. Aber immerhin, der Begriff existiert im Internet. Es ist damit jedoch etwas anderes gemeint als wie ich den Terminus verstehe. Und es fehlt das – für mich – charakteristische Binnenversalie – das große “C”, gewissermaßen mein Markenzeichen (oder meine Marotte, wie man auch sagen könnte).

Auch dieser Begriff hat bei mir eine – gewissermaßen multichrone – Geschichte: Ursprünglich (erstmals 1992) nannte ich das Phänomen der Gleichzeitigkeit, das mir irgendwann einmal aufgefallen war, MultiChronie (die Binnenversalie war von Anfang an dabei, um auf das doch etwas Exotische des Begriffs hinzuweisen). Irgendwann merkte ich dann, dass das sprachlich nicht korrekt ist: “multi” ist ein lateinischer Begriff – “chronos” ein griechischer. Also ersetzte ich brav das “multi” durch ein mir korrekter erscheinendes griechisches “poly” (was ja ebenfalls “viel” heißt).
Doch als ich heute diesen Beitrag schrieb, kehrte ich reumütig zum “MultiChronie” zurück. Den dreifachen Grund dafür erläutere ich unten, am Schluss dieses Beitrags.


Am Anfang war Musik?

Und so könnte man graphisch sichtbar machen, was gemeint ist: Mehrere, manchmal sogar viele Schickten (von Zeitlichkeit) übereinander – und beim Betrachten “von außen”, gewissermaßen, gleichzeitig präsent. Es passt, dass ich diese Zeichnung ursprünglich “Am Anfang war Musik” betitelt habe. Denn ist nicht Musik von eben solcher “Vielschichtigkeit in der Gleichzeitigkeit” gekennzeichnet: Mehrere Instrumente spielen zur selben Zeit, zum Beispiel bei einer Jazz-Jamsession wie “Olé” des John Coltrane Quartetts, oder in einem Symphonieorchester bei der Aufführung von “Mahlers Siebter”. In der indischen Musik dominiert zwar die Sitar oder die Sheenai – aber der sich steigernde Rhythmus der Tablas und der stetig raunende basso continuo der Tamboura sind wichtige weitere “Stimmen”. (Die einsamen einzelnen Stimme irgendwo,. die ein Lied trällert, ist etwas ganz anderes.)

Vielleicht sieht es in den “neuronalen Netzen” des Gehirns ähnlich aus? wer weiß.)

MultiChronie der Zeitschichten (JvS 12. Sep 1967: Wachsmalkreiden und Tusche: “Am Anfang war Musik”)

(Schöner Zufall, dass ich diese Zeichnung vor nunmehr 53 Jahren hingekritzelt habe, einfach so aus Lust am Malen, ohne mir viel dabei zu denken – zum Beispiel, dass mein ZukunftsSelbst sie am 21. Januar 2021 gut zur Illustration des Themas MultiChronie verwenden würde.)

Es sind auch drei und mehr Ebenen gleichzeitig möglich

Füge ich zu obigem Beispiel noch hinzu, dass ich mich beim Notieren des Telefonats daran erinnere, dass ich mit meiner Gesprächspartnerin vor einigen Jahren ein sehr schönes Erlebnis bei einem gemeinsamen Abendessen hatte – kommt bereits eine dritte Ebene ins Spiel.
Das kann man noch toppen durch eine weitere Ergänzung: Ich notiere mir, dass ich diese Frau gleich noch einmal anrufen sollte, um sie ins Theater einzuladen. Vor meinem geistigen Auge male ich mir sogar aus, wie dieser Abend verlaufen könnte – in der Zukunft.
Damit sind wir schon bei Zeitschicht fünf. In einem Roman mit vielen Rück- und Vorblenden kann dies dann leicht so ähnlich aussehen wie oben in der Graphik.

Beim Lesen eines Romans – oder beim Mitfiebern in einem spannenden Film – wechseln wir immer wieder die Zeitebene – durch Rückblenden, parallele Erzählstränge, Vorblenden (die das Ergebnis eines Vorgangs ausmalen). Ich vermute sogar, dass eine solche Vielzeitigkeit und entsprechende Vielschichtigkeit die gute Qualität eines literarischen Kunstwerks ausmacht. In der Musik ist dies scheinbar nicht möglich, weil ja Melodie und Rhythmus vorantreiben – aber bringt nicht jede Wiederholung eines Themas, eines Refrains, eine vorangehende Zeitebene ins Spiel – steht nicht Mehrstimmigkeit eines Orchesterstücks auch für “verschiedene Zeitebenen”, vor allem wenn verschiedene Tempi andere Akzente setzten?

Markenkern der Science-Fiction – und dieses Blogs

Solche Mehrzeitlichkeit ist gewissermaßen der “Markenkern” der Science-Fiction: Jemand schreibt
° in der Gegenwart
° über Ereignisse der Zukunft
° die vielleicht mit Überlegungen über die Auswirklungen künftiger Ereignisse (Krieg? Klimawandel) auf noch spätere Generationen und somit Jahre) verknüpft werden.

Stanley Kubricks Verfilmung von Arthur C. Clarkes Roman ist ein weiteres anschauliches Beispiel: Clarke hat diesen Roman
° irgendwann in den 1940er Jahren als Idee phantasiert,
° 1948 die (später in den Roman integrierte) Kurzgeschichte über den Monolithen veröffentlicht (The Sentinel),
° 1950 eine weitere Story “Begegnung im Morgengrauen” konzipiert plus einige weitere Kurzgeschichten, die er
1965? zu einem Roman zusammenfügte. Nach diesem konzipierte Kubrick zusammen mit CClarke Mitte der 60er Jahre das Drehbuch für den
° am 02. April 1968 erwtmals gezeigten Film.
° Diesen sah ich wohl gleich am ersten Tag (Ehrensache für einen SF-Freund!) in der deutschen Version, also dem 11. September 1968 im Arri-Kino in München.
° Dieser Tage (Januar 2021) habe ich mir die restaurierte Fassung auf Blu-ray gekauft und angeschaut. Und fand den Film wie damals ziemlich langfädig – aber doch auch irgendwie faszinierend wegen seines “vast scope“, also der gewaltigen Spannweite seiner Entwicklungsmöglichkeiten der Menschheit – und eben auch wegen der im Film in eindrucksvollen Szenen aneinandergereihten MultiChronie:
° Das beginnt in der Urzeit der Menschheit, in drei weit aus einander liegenden Etappen,
° springt in der berühmten Szene in die Zukunft das Jahres, das den Film seinen Titel gab: (2001): als ein hochgeworfener Knochen aus der Urzeit zu einem im Erdorbit anfliegenden Space Shuttle wird, das die Raumstation ansteuert.
° Kurz darauf landet der Protagonist Dr. Heywood Floyd auf dem Mond, wo man im Krater Clavius einen weiteren schwarzen Monolithen gefunden hat.
° Nächste Zeitschicht ist der Flug von Captain Bowman und seines Begleiters (der ein Opfer des “verrückt” werdenden Computers HAL wird) zum Jupiter – wo man einen dritten Monolithen entdeckt, welcher
° einen weiteren Sprung noch später “Beyond the Infinite” auf einer total fremden Welt initiiert – in einer spektakulären Reise (und Kamerafahrt) durch die psychedelischen Farbspektren eines Wurmlochs oder was immer das ist.
° Aber die Schlussszene machte eine gigantische zeitliche Volte rückwärts: Bowman mutiert zum alten Mann – der gleichzeig (multichron also) sich selbst (?) als neugeborenen Säugling erblickt.

Erst als ich diesen Beitrag formulierte, wurde mir klar: Genau das, diese MultiChronie, ist so etwas wie ein Charakteristikum das Blog. Es geht mir eigentlich immer darum, eigenes Erleben (Autobiographie) mit aktuellen Geschehnissen in einen weiter gefassten Zusammenhang zu bringen – nicht selten ausgelöst durch einen tagesaktuellen Artikel in der Zeitung oder eine Doko im Fernsehen – oder durch das Betrschten einer Blu-ray wie Das siebente Siegel, das mich mit der Pest des Mittelalters ebenso in Kontakt bringt wie mit der Seuche, die Albert Camus in Oran in seinem Roman Die Pest beschreibt – oder natürlich mit der aktuell wütenden Corona-Pandemie.


Autobiographisches

Eigenes Erleben (sicher von meiner langen Beschäftigung mit SF geprägt):
Obwohl ich mich heute schon mitten im Jahr 2021 befinde, “fühlt” sich diese Gegenwart manchmal so seltsam an, als befinde sie sich weit weit vor mir in der Zukunft – irgendwie aus der Perspektive des Jugendlichen von 1957, der gerade in der Arbeit an seinem ersten utopischen Roman steckt, der in wirklich ferner Zukunft spielt: im Jahr 7.812.
Es gibt in diesem utopischen Abenteuer jedoch auch eine Rückblende, in der Ereignisse viele tausend Jahre zuvor berichtet werden: Der Untergang von Atlantis (vor angeblich 12.000 Jahren).

Damals, 1957, war jedenfalls das “Jahr 2000” ein weit entfernter Zeitpunkt, der meine Phantasie sehr beschäftigt hat. Noch weiter darüber hinaus zu denken, zum Beispiel an ein Jahr mit den Ziffern 2021, war nicht vorstellbar. Dann schon wirklich weit weg ins Phantastische (und damit zugleich völlig Unverbindliche) – eben ins Jahr “7812”.

Anderes Beispiel: NN beschreibt das Zimmer, in dem er sich aktuell befindet – als plötzlich vor seinem geistigen Auge sein früheres Zimmer auftaucht, in dem er vor 30 Jahren als Student gewohnt hat.


Schreiben ist eigentlich immer multichron

Eigentlich schreiben wir immer multichron, also auf zwei Ebenen mindestens. Denn schreiben heißt immer: Sich schreibend erinnern. Unser Gedächtnis-Archiv ist vielfach gestaffelt in Zeitschichten angeordnet. Diese sind jedoch keineswegs in irgendwelchen Schubladen für sich aufbewahrt – sondern dynamisch miteinander vernetzt. Diese Vernetzung wird erzeugt durch bestimmte (gute oder schlechte) Gefühle oder durch eine bestimmte Atmosphäre (fröhlich hell, bedrohlich düster usw.). Das ist übrigens auch der Schlüssel, wie man bestimmte “vergessene” Erinnerungen wieder zugänglich machen kann.


Drei Gründe für meine reumütige Rückkehr zum Begriff “MultiChronie'”

(21. Jan 2021) Ich nenne das jetzt doch wieder MultiChronie, und zwar aus drei Gründen:

1. Weil sich mir jedes Mal das “MultiChronie” aufdrängt, wenn ich zu diesem Begriff etwas schreiben oder recherchieren will. Das ist wohl durch vielfache Verwendung tief in mir eingebrannt.

2. Mit dem – sprachlich eigentlich “falschen” – Zusammenfügen eines Begriffsteils aus dem Lateinischen (multi) und dem Griechischen (chronos → Chronie) charakterisiere ich schon im Begriff die Paradoxie, dass da Elemente aus zwei verschiedenen und zeitlich weit auseinanderliegenden Kulturen (Zivilisationen) künstlich zusammengefügt werden – also auch zwei Zeitebenen. Die griechische Welt war zuerst da und hat die römische sehr beeinflusst, wurde dann aber von dem immer mächtiger werdenden Römischen Reich abgelöst.

3. Es erinnert mich wahrscheinlich vor allem an den Multitron – den von mir so phantasierten und benannten Energiespeicher in meinem Roman Sternvogel:

War es Absicht – oder war es eine ungewollte Handlung? Später wusste Dayen es nicht mehr zu sagen. Mit fünf raschen unüberlegten Griffen stellte er die Schaltung für ein neues Sprungfeld zusammen. Für eine unbekannte Greggnor-Schleuse, deren eines Portal noch im irdischen Erfahrungsbereich lag, durch deren zweites Portal jedoch noch nie ein Schiff ausgetreten war. Das Steuergehirn fand in seinen Gedächtnisbänken keinerlei äquivalenten Wert („Sind die Werte richtig, Pilot?“) und verwendete deshalb die angegebenen Zahlen, ohne sie durch irgendwelche zeitliche oder räumliche Koeffizienten zu verändern. Sofort baute es mit Unterstützung der Speicher und des Multitrons die erforderliche Energiesphäre auf.

Und noch etwas: Es zeigt sich inzwischen, dass die “MultiChronie” so etwas wie ein dritter “Faden” meines Blogs (und somit meines Denkens) wird: Nach dem “Roten Faden = Schreiben” und dem “Blauen Faden = Science-Fiction” nun also der gelbe Faden = “MultiChronie der Geschehnisse”.
Das drängt sich schon deshalb auf, weil MultiChronie wohl DAS Charakteristikum der Science-Fiction ist (also meines Blauen Fadens)!

Quellen
Clarke, Arthur C.: 2001 – A Space Odyssee. (London 1968 – nach Kurzgeschichten von 1948, 1950 etc.).
Kubrick, Stanley (Regie) 2001 – Odyssee im Weltraum (nach dem Roman und unter Mitarbeit am Drehbuch von Arthur C. Clarke). Great Britain 1968. Auf Blu-ray in der von Christopher Nolan restaurierten Neufassung von 2020.
Scheidt, Jürgen vom: Sternvogel. Minden 1962 (Bewin).

Nur so nebenbei und ganz am Schluss: So ein Quellennachweis ist doch auch ganz schön multichron: Er reicht in diesem Fall von 1948 (Clarkes erste Story) bis 2020 (Nolans Restaurierung des Kubrick-Films von 1968).

(Aktualisiert: 21. Jan 2021/23:00 Uhr / Posted: 15. Jan 2021)

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Fiction Jazz

Conga Joe (Story)

Keiner nahm Notiz von ihm, außer mir natürlich. Das hätte verwundern können, weil er dieses große Ding schleppte, lang, hell und rund. Kaum hatte er es vorne bei der kleinen Bühne abgestellt, holte er noch so eine Art Dreibein, an das er das Ding dranhing. Sah aus wie eine – wie nennt man die bloß? Congo oder Tonga?

Ich habe ihn ja zunächst auch völlig übersehen. Wer in „Tommy’s Kellerloch“geht, hat es außerdem längst verlernt, sich über irgend etwas zu wundern. Das sind irgendwie alles kaputte Typen, das sieht man doch sofort: wie die da an der Theke lehnen oder an den Zweiertischchen hocken. Meistens allein. Und meistens Männer. Geschäftsleute, Vertreter, Taxifahrer, Handwerker, Beamte. Wohl auch der eine oder andere Lehrer darunter, ein Arzt, ein Apotheker. Vielleicht auch der Polizist, der gerade seine Streife beendet hat.

Ähnlich kaputt die Frauen. Grüne Witwen, die ihre Kinder der Obhut eines geldgierigen Teenagers anvertraut haben, junggebliebene Omas, grell geschminkt, auf der Flucht vor Töchtern, die nach einem nicht geldgierigen Babysitter für verwöhnte Enkel suchen. Friseusen. Die Bedienung aus dem Café nebenan, die ihren freien Tag hat. Oder eine Aushilfsbriefträgerin, die keine Lust mehr hat und eben die restliche Post hinter ein Gebüsch warf …

Nenne sie, und du wirst sie hier in „Tommy’s Kellerloch“finden. Irgendwann. Alle diese Singles, swinging oder nicht, freiwillig oder unfreiwillig, Krypto-Singles die meisten, wie das ein Schlaumeier von Psychologe einmal genannt hat, also Leute, die eigentlich verheiratet sind, Familie haben, aber im Grunde ihres Herzens Single geblieben sind. So wie ich.

Dann dazu noch die echten, natürlich. Die Singles, die Singles geblieben sind und es auch bleiben wollen. Auf der Suche nach dem „tapferen Schneiderlein“ oder der Prinzessin, der sie die verloren gegangene goldene Kugel vor die Füße legen können, um erlöst zu flüstern: „Hier bin ich, nimm mich.“

Habe ich gesagt: kaputte Typen allesamt? Ist doch Quatsch! Alles ganz normale Leute! Stinknormale Bürger wie ich und du! Alle auf der Suche nach der einen Wahrheit. Nach dem lichten Moment, der ihnen endlich zeigt, wo es lang geht im Leben. Na, ist das wirklich so kaputt? Wenn schon jemand kaputt ist hier unten, dann die vier Typen vorne auf dem kleinen Podium, vor der Tanzfläche, am Ende dieses düsteren Kneipenschlauchs.

Hab ich düster gesagt? Emily, die Kellnerin, stellt gerade Kerzen auf die Tischchen. Der nette Junge, ein Student der Ingenieurswissenschaften, würde ich tippen – also, wie der ihr seit Wochen nachläuft, wie er sie verehrt, anbetet, sie fast auffrißt mit seinen schmachtenden Augen, vor allem ihren süßen Hintern, und wie der ihre hochgeschnürten Knackbrüste verschlingt …

Naja, klingt ein bißchen kannibalisch, oder?

Sonst ist der Studiosus viel zu schüchtern und sucht nur ihr hübsches rosiges Gesicht mit dem bonbonfarbenen Schmollmund, während es meine kaputte Phantasie ist, die das andere sucht.

Okay, okay, ich gebe es zu. Ich bin der kaputte Typ hier unten. Ich. Wer sonst.

Rechtsanwalt, Sieger in vier von zehn Fällen. Mein Monatspensum. Manchmal auch in drei von zehn. Oder in zwei. Gerade genug, um mit Familie, also meiner holden Gattin und meiner verfressen-kotzenden Teenagertochter, weiter in der Bungalow-Hölle zu schmoren, in God´s own Grüne-Witwen-Paradise. Zu wenig, um keinen dieser dämlichen Prozesse mehr führen zu müssen. Zu viel, um nur noch einmal nebenbei zu sagen „Ich geh Zigaretten holen“ und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. In eine andere Stadt. In eine andere Kneipe. Und dort einer anderen Kellnerin gierig auf den Hintern starren und auf die – stop, immer hübsch höflich bleiben, auch als kaputter Typ.

Wen haben wir denn noch hier in „Tommy’s Kellerloch“? Ach ja! Die Musiker! Sagte ich ja, glaube ich, schon. Jeden Abend spielen sie die selben sechs Nummern, mit Klavier, Baß und Gitarre. Heute ist doch tatsächlich noch eine Schießbude dabei –

Du weißt nicht, was ’ne Schießbude is? Das is ’n Schlagzeug, du Nullchecker!

Also, der an den Trommeln, das muß Knut sein, der sich als Norweger ausgibt. Knut, ’n toller Name für’n Schlagzeuger …

Die Musiker spielen schmalztriefende Barmusik, bei der ihnen selber die Füße einschlafen. Am Abend, nach dem dritten Whisky, den der verzweifelte Tommy spendiert, wachen sie allmählich auf, legen einen Zacken zu. „Schu-bi-du-bi-du“, singt der Gitarrist, muß er auch, um nicht sanft zu entschlummern beim eigenen Schrummschrumm. Klingt gar nicht schlecht, mir wird so richtig weh ums Herz.

Der Pianist läßt bei ein paar Boogie-Phrasen ahnen, wozu er etliche Jahre zuvor noch fähig gewesen ist. Die tanzenden Paare fallen auseinander und kleben sich wieder zusammen, da ändert selbst der epileptische Anfall nichts, in dem der hagere Bassist gelegentlich sein Gerät malträtiert, sodaß man Angst um die brummenden Saiten kriegen muß. Also eigentlich auch keine kaputten Typen. Nur vom Leben und ihrem Job verbrauchte, ganz stinknormale Jungs.

Sackbahnhof. Hier enden die Geleise. Alles aussteigen. Kein Anschluß unter dieser Nummer. Wenn Tommy um eins das Licht ausdreht und droht, mich doch noch in den Hintern zu treten, wenn ich mich nicht endlich auf den Weg mache …

Aber was geht Sie das an?!

Hey, da kommt aber wirklich mal ein kaputter Typ rein! Oder isses derselbe wie vorhin?

Keiner nimmt Notiz von ihm, obwohl er dieses große Ding anschleppt – hab ich das nich schon mal gesagt? Für den und seinesgleichen hat also Tommy seine Kneipe „Kellerloch“genannt. Das ist wirklich einer, der sich verstecken muß vor der Welt und vermutlich sogar vor sich selber. Kann ja gar nicht anders sein. Schleppt der unterm Arm seine Einkäufe mit in die Kneipe. Sowas läßt man doch ein Stockwerk höher im Wagen liegen. Sowas schleppt man doch nicht die Treppe in diesen Keller runter.

Hey, Moment mal, was is’n das für’n komisches Ding? Schimmert wie helles Holz, vorne was dran wie bei ’ner Trommel. Ah ja, die Tonga oder Congo …

Jetzt wanzt der sich bei den Musikern ran, hängt auch das zweite Ding in dieses Dreibein. Der Pianist runzelt die Stirn, Freddy, der Bassist rückt, wie’s scheint sehr widerwillig, noch einen halben Meter auf die Seite. Nur Dan, der seine elektrische Gitarre nicht länger malträtiert, sondern sie versunken, fast liebevoll streichelt, was über die Verstärkeranlage hallt und richtig gruslig klingt, der nickt dem Fremden freundlich zu. Sein Lächeln gilt wohl nur der Tatsache, daß hier endlich mal ein neues Gesicht auftaucht.

Habe ich Gesicht gesagt? Der Mann muß mindestens siebzig sein oder älter, so tief haben sich die Spuren des Lebens in seine Haut eingegraben. Nicht einmal meine Großmutter, Gott hab sie selig, war so runzlig, als sie mit sechsundneunzig starb.

Ich kann das Gesicht des Fremden gut sehen, weil mein Tisch mit der Rotweinflasche nahe bei der Tanzfläche steht. Ich habe eine Vorliebe für verschwitzt riechende Mädchenkörper, die beim Tanzen ihr Parfüm verwehen. Macht mich fast rasend, dieser Geruch nach frischem Girlie-Schweiß.

Der neue kaputte Typ stellt jetzt also die beiden Dinger hin, Trommeln offenbar, so hoch wie mein Tisch. Nennt man die nicht Bongos? Oder Congas? Er klopft mit langen dürren Fingern drauf rum, wie um Maß zu nehmen. Lauscht dem Pianisten, der gerade einen himmeltraurigen Blues in die Tasten rührt, aber irgendwie aufmerksamer als bisher. Sogar Freddy mit dem dicken Bauch zupft ein wenig anders an seinem verkratzten Baß ’rum, und Knut huscht ein wenig hektischer als sonst mit seinem Jazzbesen über die Trommeln und die Hihat, das kriegt jetzt ja so richtig Pep, bilde ich mir ein. Die Gitarre vom Dan schweigt immer noch. Der kaputte Typ, der Neuzugang, leckt sich versonnen über die Lippen, peilt den Ultraviolett-Strahler an der Decke an, der einige seiner Zähne in der oberen Reihe als Jacketkronen entlarvt – und einer blitzt doch glatt wie Gold!

Kenn ich von meiner Frau, wenn die sich mal mit mir hierher zum Tanzen verirrt. Hey! Hab ich gerade meine Frau erwähnt, Wendy? Da kommt sie doch glatt zur Tür herein, mit ihrer Freundin Milly. Die beiden haben einen gezwitschert, das sehe ich doch sogar aus dieser Entfernung, an ihrem Gang. Ich seh’s an den wiegenden Hüften, so locker vom Hocker. Da kommen noch mehr Leute: zwei Pärchen, sie können gar nicht schnell genug auf die Tanzfläche stürzen.

Was macht dieser Typ mit den Congas? Ich muß was verpaßt haben. Wie lange klopft der schon auf seinen Dingern rum? Gar nicht übel. Der Blues ist längst zu Ende, der Pianist spielt was Schnelles. Einfach so, einen Boogie-Woogie. Als hätte er nie was anderes gespielt. Und sein Gesicht strömt so was Kohlrabenschwarzes aus, wie das von Meade Lux Lewis oder Pete Johnson, die in meiner Jugend die Tanzsäle verrückt gemacht haben. Es juckt richtig in den Füßen! Was die können, kann ich schon lange. Ich winke meiner Frau, und die kommt tatsächlich rüber, dieses verrückte, verschwitzte, nein, dieses verschmitzte Lächeln im Gesicht, mit dem sie mich damals eingefangen hat. Sie meint zwar immer, ich hätte damals ihr den Kopf verdreht beim Tanzen. Aber das stimmt nicht. Es war dieses Lächeln, ihr süßes Lächeln. Und dann natürlich ihr feiner animalischer Geruch, so nach dem dritten Tanz, vermengt mit dem Duft, den sie sich ganz dezent hinter die Ohrläppchen tupfte, nur für mich – hoffe ich.

Tatsächlich, sie kommt Schritt um Schritt näher, genau im Takt der Congas, halbes Tempo, damit sie nicht über die eigenen Füße stolpert. Sie will doch nicht mit mir … doch, sie will! Wir tanzen! Um mich herum dreht sich die Welt.

Immer mehr Leute stehen auf, die Singles finden sich zu Paaren, jeder Deckel findet seinen Topf, so sagt man doch. Sogar der bulldoggige Tommy hat seinen Wirte-Grimm irgendwo hinter der Theke abgelegt und wiegt den massigen Oberkörper im Rhythmus der Musik.

Der Boogie ist aus, wir haben ihn nur mit halbem Tempo getanzt, aber immer noch schnell genug – was in der alten Maschine alles noch drin steckt, die man so lieblos Körper nennt! Wendy schmiegt sich an mich, verträumt wie ein Teenager, der heute zum ersten Mal ausgeführt wird. Das kann ja heiter werden. Drüben der verkniffene Zahnarzt, den ich hier immer nur alleine saufen sehe, der hat doch weiß Gott mit sich selbst getanzt. Und jetzt macht er sich an Milly ran. Unglaublich!

Er sieht völlig gelöst aus, als hätte er eine schwierige Kiefersanierung beendet. Naja, ich bin bösartig, ich weiß.

Die Tanzfläche füllt sich mehr und mehr. Aber all diese kaputten Typen hier unten? Denen ist nicht über den Weg zu trauen.

Nur weil Conga-Joe – ich nenn ihn jetzt mal einfach so – seine Trommeln schlägt  … jetzt geht’s schon wieder los, irgendwas Afrikanisches, hört sich jedenfalls so an. Mir soll’s recht sein, die alte Maschine hat noch ungeahnte Reserven, da läßt sich noch manches Tänzchen auf’s Parkett legen …

Oh, schade, jetzt ist’s wohl aus. Der Fremde packt die Dinger unter den Arm und schleppt sie die Treppe hoch, eins nach dem andern. Tonga Conga. Bißchen müde ist er wohl auch, wie wir alle hier unten.

Hey – komm bald wieder, Conga-Joe!

Quelle
Scheidt, Jürgen vom: “Conga Joe”. In:  In: JvS: Blues für Fagott und zersägte Jungfrau. München 2005 (Allitera).
PS: Ich habe immer mit der Einführung der “Neuen Deutschen Rechtschreibung” gehadert, weil ich (und nicht nur ich) sie so überflüssig fand wie einen Kropf am Hals. Und weil man alle älteren Texte wie diesen hier auf Vordermann bringen muss – also diese “daß” zum Beispiel, welche die Korrektur-Software als falsch moniert.
Diesmal hab ich es nicht geändert – weil es ein “Klassiker” ist; für mich jedenfalls. Da fummelt man nicht im Nachhinein an der Rechtschreibung herum.

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Trommler in den Tag

Das fing schon früh an – die Lust am Bearbeiten eines Schlagzeugs – oder eben einer kleinen Trommel, wie man sie einem Kind gibt. Ein Schlagzeug hatte ich auch einmal – als Student – angeregt durch einen Studienkollegen und Freund in der Münchner Jazzer-Szene: Dieter Henneberg von der legendären Riverboat Seven. Aber wie bei der Gitarre fehlt mir der richtige Antrieb zum fleißigen Üben – und nur so ein wenig Herumdilletieren macht keinen richtigen Spaß. Rasch verkaufte ich die “Schießbude” (wie die Jazzer das gerne nennen) weiter.

Kein Oskar Matzerath´scher Blechtrommler – aber einer, der schon als Dreijähriger gerne mit der Hitlerjugend marschiert wäre (Archiv JvS – Rehau 1943


Hinter der Hitlerjugend hermarschieren – das wär´s gewesen

Ich muss so drei Jahre alt gewesen sein (also ungefähr so alt wie oben auf dem Foto), als an unserem Haus vorbei die Hitlerjugend marschierte, ein Spielmannszug vorneweg musizierend. Ich nichts wie runter auf die Straße und hinterher – bis vor zum Lichtspieltheater (wo man mich aber nicht reinließ – schade – ich wäre so gerne mit den Pimpfen ins Kino gegangen).
Damals muss irgendwie der Trommel-Impuls in mich reingefahren sein. Oder war es doch schon das ADHS, das mich zum Zappelphilipp machte und für den das Trommeln mit den Fingern eine große Erleichterung = Triebabfuhr war und immer noch ist (mein Vater hat auch alle Welt mit seiner “nervösen Trommelei” genervt, wie meine Mutter das abschätzig bezeichnete – später meine Frau Ruth bei mir).

Auch das Tippen auf der Schreibmaschine muss aus dieser “Trommel-Ecke” rühren – heute auf der Tastatur meines Computers, die gar nicht hart und laut genug sein kann – Triebabfuhr für Zappelphilipps ADHS. Vielleicht bin ich deshalb zum “Schreiber” geworden – als Nachfahre der Hitlerjugend auf dem Weg ins Rehauer Kino?

Indische Tabla-Brillianz

Später lernte ich einen indischen Tablaspieler kennen, der in München studierte: Shankar Chatterjee; der schenkte mir zwei seiner Handtrommeln (Tablas genannt). Mit seinem Kollegen Sunil Banerjee (ein virtuoser Sitarspieler und vom Brotberuf Ingenieur) trat er oft in München bei Konzerten der deutsch-indischen Gesellschaft auf (wo ich eine Zeitlang Mitglied war). Zweimal gaben die beiden ein Hauskonzert bei uns in der großen Altbauwohnung in der Seestraße (1982-2011). Das eine war zur Einweihung der Wohnung – das andere zu einem speziellen Anlass – wahrscheinlich 1990 zu meinem 50. Geburtstag.
Bei meiner Indienreise 1975/76 schloss ich mich einer großen Gruppe in München lebender Inder an (was damals einen Preisnachlass für die Flugtickets ermöglichte), zu denen auch Shankar und Sunil gehörten. Auf diese Weise ereignete sich wieder einer dieser sagenhaften Zufälle meines Lebens:

Während ich (mit zwei anderen Münchnern) erst einmal Delhi erkundete, flogen die Inder weiter in ihre Heimatorte und ich verlor sie aus den Augen. Später nützte ich dann ein 14-Tage-Ticket für eine Rundreise mit dem Flugzeug. Eine Station war Kalkutta. Indien ist ja nun wirklich kein kleines überschaubares Land, wo man sich immer wieder über den Weg läuft, wie in manchen griechischen oder Schweizer (oder auch deutschen) Tourismus-Zentren. Aber in Kalkutta aus dem eben besuchten Indischen Nationalmuseum zu treten – und genau dort Shankar Chatterjee zu treffen, der gerade vorbeiläuft, um Besorgungen zu machen – das ist schon unglaublich!
Auf diese Weise bekam ich, von ihm eingeladen, die wunderbaren Gelegenheit, ihn zuhause in einem Vorort kennenzulernen – so richtig unter Einheimischen und er in einer völlig andern Rolle als Sohn einer großen Familie.

Shankar Lal (Chatterjee) mit Tablas und Sunil Kumar (Banerjee) an der Sitar (München 09. Ok 1982 – Archiv JvS)

Doch zurück zum eigenen Trommeln. Congas – das wäre es gewesen! Ich kaufte mir auch einmal ein gebrauchtes Paar. Immer wieder habe ich darauf geübt. Aber als ich endlich richtig Unterricht nehmen wollte (beim legendären Erich Ferstl), klappte es nie mit dem Termin. Und das eine Mal, als ich mich im Olympia-Park zu einem Conga-Kurs der Volkshochschule anmeldete – wurde das wieder nichts, weil der Depp von Lehrer sich so verspätete (ohne sich zu entschuldigen), dass ich seiner Künstlerallüren überdrüssig frustriert von dannen zog.

Aber irgendwie muss das viele Fingertrommeln und das Hören unzähliger Jazz-Platten und indischer Ragas mit ihren furiosen Tabla-Soli und das viele Tanzen von Boogie-Woogie und Jitterbug – und vielleicht eine gewisse musikalische Begabung – doch etwas in mir geschaffen habe, was sich als Conga-Solisten glänzen ließ. Das ergab sich einfach so während des Abschlussabends bei einer Generalversammlung des “Workshop Instituts of Living Learning (WILL)”, bei dem ich die Ausbildung zum Leiter von Gruppen mit “Themenzentrierter Interaktion” (TZI)” machte – die methodische Basis meiner Schreib-Seminare. Die Band, die den bunten Abend musikalisch belebte, machte gerade Pause. Einige Tänzer, darunter auch ich und Ruth, standen etwas gelangweilt auf der Tanzfläche herum, als es mich buchstäblich in den Finger zu jucken begann; Da standen diese Congas – also nichts wie ran. Keine Ahnung, was mir den Mut verschaffte (wahrscheinlich war es der Wein), mich an die großen Trommeln zu stellen und herumtastend darauf zu klopfen, plötzlich einen Rhythmus spürend, der nicht vom Kopf kam, sondern vom Körper, und wie von einer magischen Kraft geführt war ich ihm Flow und trommelte doch so gekonnt, dass die Tänzer sich dem anvertrauten und sich für zwei, drei Soli meiner “Musik” anvertrauten. So etwas was ist wir nie zuvor gelungen und nie wieder danach.

(Ich muss das “nie” ein wenig relativieren – es stimmt nur für die Trommelei mit den Congas. Aber etwas ähnliches habe ich ein andermal mit einem anderen Instrument erlebt, ebenfalls bei einer WILL-Veranstaltung. Es war dunkel im Saal – Thema “Nächtlicher Dschungel” – sehr beliebt bei WILL – als mich wieder so eine geradezu magische Kraft zum Klavier bugsierte, wo ich dann zweihändig (!) Boogie-Woogie spielte – und zwar so gut, dass man sich am anderen Morgen anerkennend darüber äußerte – ohne zu wissen, dass ich das war – im Dunkeln. Boogie-Woogie – das ist vor allem Rhythmus, mit der linken, der Bass-Hand. Ich hatte als Kind drei Jahre Klavierunterricht – bis ich den genervt abbrach, weil der Lehrer, der Kantor Peter (was man sich alles merkt!) ein so unfreundlicher und pädagogisch völlig unterbelichteter Mensch war. Außerdem hatte ich ja unzählige Jazz- und Blues- und Boogie-Platten gehört, im Münchner Jazzkeller* an der Türkenstraße mir unzählige Nächte bei phantastischer Live-Musik (die Four Duke! Mal Sondock am Saxophon!) um die Ohren geschlagen und in entsprechenden Konzerte im Deutschen Museum mitgefiebert (sensationell am Schlagzeug Elvin Jones mit dem John Coltrane Quartett – oder Lionel Hampton*, der regelrecht in Ekstase auf seine Trommeln sprang, wenn er nicht gerade am Vibraphon brillierte und sang: “Hey! Ba-ba-re-bop”!”


* Nach einem Hampton-Konzert 1961 war ich so angetörnt und von Endorphinen durchpulst, dass ich mich am Stachus, wo ich auf die mitternächtlichen Trambahn meiner “Linie 8” zur Barer-/Theresienstraße wartete, plötzlich irgendwohin setzte und eine Geschichte zu notieren begann. Sie wurde später das erste Kapitel des Ketten-Romans Das unlöschbare Feuer, den ich reihum mit einigen Freunden aus der SF-Szene schrieb, abschloss und sogar als Leihbuch veröffentlichte – Danke, Lionel!

Aus meinen Conga-Erlebnissen ist die Kurzgeschichte → “Conga Joe” entstanden , die ich gerne bei Lesungen vorgetragen habe, vor allem wenn die passende Musik dabei war, wie am 02. Mai 2005 in Weiden bei “Jazz und Poesie” (mit Alfred Hertrichs Trio).

Jazz und Poesie in Weiden am 02. Mai 2005 – v.l.n.r. ? Bauer (Posaune), Wilfried Lichtenberg (Bass), Alfred Hertrich (Gitarre) und JvS (Mikro) CAMERA

Die Geschichte geht weiter

Ob es Papas Wunsch war – oder ob Gregor selbst gerne die Tabla schlug: Hier sitzt er jedenfalls 1972, gerade mal ein Jahr alt und erst seit kurzem zum Sitzen fähig, in der Wohnung in der Gerstäckerstraße (München, Grenzkolonie Trudering) und vergnügt sich. Heute spielt er lieber Cello – aber sein Sohn Nico hat endlich den Dreh und die Begeisterung und vor allem das Durchhaltevermögen gefunden und lernt richtig Schlagzeug. Eine Geschichte über drei Generationen also- und wenn ich die “nervöse Trommelei” meines Vaters als Ur-Ereignis dazunehme, sogar über vier Generationen:

Gregor, gerade mal ein Jahr alt – und gibt schon den Ton an und den Rhythmus vor (Archiv JvS – 1972).

Quellen
Grass, Günter: Die Blechtrommel. Neuwied 1959 (Luchterhand).
Hampton, Lionel: “Hey! Ba-ba-re-bop”. Auf LP HAMP’S BOOGIE WOOGIE (1942-1949).
Scheidt, Jürgen vom: “Conga Joe”. In: JvS: Blues für Fagott und zersägte Jungfrau. München 2005 (Allitera)
Upton, Munro R. (Sammelpseudonym von Jesco von Puttkamer, Jürgen vom Scheidt und fünf anderen SF-Fans): Das unlöschbare Feuer. Balve 1962 (Bewin Verlag).


Kettenroman von JvS, Jesco von Puttkamer etc – ausgelöst von einem Konzert mit Lionel Hampton) (1962 – Bewin-Verlag)
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Autobiographisches Musik

Jazz Jazz Jazz: Lauras Blog

Dieser Blog hat eine BlogRoll, in der ich auf andere Blogs verweisen kann, die mir gefallen. Einer der ersten fremden Blogs, die mir spontan einfallen, ist der Jazz-Blog meiner Nichte Laura. Sie weiß, worüber sie da schreibt – hat sie doch nicht nur viel praktische Erfahrung durch ihre Arbeit beim Bayrischen Rundfunk – sondern ist auch noch ausgebildete und seit vielen Jahren aktive Jazz-Sängerin. Der letzte Gig, bei dem ich sie erlebte, war in der Unterfahrt am Max-Weber-Platz in München – ausverkauft! Super!
Ist schon eine Weile her – aber immer noch in bester Erinnerung.

Wenn jemand bei meiner Beerdigung singt – dann Laura! Man soll zunächst ein paar Minuten der “New Orleans Function” spielen (in der Fassung von Louis Armstrong, die 1956 eines meiner allerersten Jazz-Erlebnisse war) – die Stelle, wo der schwermütige, langsame Trauermarsch plötzlich übergeht in ein fröhlich beschwingtes Jammen, bei dem man die Musiker und die Trauergemeinde förmlich tanzen sieht –

Aber vorher wünsche ich mir von Laura, dass sie das wunderbare Lied “Over the Rainbow” singt (Judy Garland im Zauberer von Oz, in der ersten Fassung von 1939). Und dann die “New Orleans Function” und raus in den Friedhof –

Laura Wachter und ihr Gitarrist Steven Lichtenwimmer

Pardon: Ich wollte ja Lauras Blog vorstellen und weiter empfehlen. Sie umschreibt den Inhalt so: “Jazz in München, Bayern und dem Rest der Welt”:
Hier der Link: Jazzed