Spaziergang durch die Maxvorstadt mit Splitter vom Mars

Genau genommen ist es nur ein eng umrissener Bereich dieses Stadtteils, von dem ich hier berichte: das „Museumsviertel“. Ich schreibe darüber, weil dieses „Kunstareal“ Gegenstand eines sehr aufschlussreichen Dokumentarfilms ist, den Architekturstudenten der Technischen Hochschule (die sich ebenfalls hier im Areal befindet) gedreht haben: „Takemax“. Dazu gehört noch eine sehr gut gemachte Website Takemax.
Warum ausgerechnet dieser Bereich von München? Weil das ein beeindruckendes Beispiel für das ist, was ich „Historische MultiChronie“ oder „MultiChronie in der Außenwelt“ nenne. Zugleich ist es aber, weil ich hier (seit 2011) wohne, auch Teil meiner ganz persönlichen „Inneren MultiChronie“.
Die Max-Vorstadt ist historisch enorm vielfältig aufgeladen – geradezu prädestiniert als Beispiel von MultiChronie in der Außenwelt (während die „MultiChronie in der Innenwelt“ das entsprechende Pendant innerhalb einer bestimmten Person ist).
Zu dieser historischen MultiChronie gehört :
° Die weit zurückreichende Vergangenheit (etwa das prähistorische Skelett eines Urelefanten* im der „Staatlichen Prähistorischen Sammlung“);

* Als vor 40 Jahren, im Herbst 1971, einem Angler ein merkwürdiger Klumpen am Innufer nicht weit von Ebing auffiel, ahnte niemand, dass es sich dabei um einen Sensationsfund handelte. Der „Klumpen“ gehörte zu einem nahezu vollständigen Skelett eines Urelefanten, der vor etwa zehn Millionen Jahren lebte. Heute steht das Skelett im Lichthof der Paläontologischen Sammlung in München.“ (Quelle: ovb. online 2013).

° Die „königliche Zeit“ (wie sie in den Bauten der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlung von Leopold Klenze sowie des Königsplatzes und der Alten wie der Neuen Pinakothek beeindruckt).
° Die Zeit des Dritten Reichs mit ihren vielen Protzbauten (welche das Areal zwischen 1933 und Mai 1945 geradezu in einen „Hotspot“ der Nazi-Diktatur verwandelten).
° Die eindrucksvollen Neubauten, allen voran die Pinakothek der Moderne, das Museum zur Dokumentierung der Nazizeit in München (NS-Dokuzentrum), die Hochschule für Fernsehen und Film und das Ägyptische Museum.
° Letzteres ist zum einen (wie das NS-Dokuzentrum) ein supermoderner Bau aus der Jahrtausendwende „2000“ – dessen Inhalte jedoch Jahrtausende zurück in die Zeit der Pharaonen und davor führen.
° Im Museum für Kristallographie kann man sogar Objekte bestaunen, die viele Jahrmillionen alt sind, zum Beispiel den Stamm eines versteinerten Baums von sagenhafter Farbenpracht und Schönheit. Anlässlich einer Sonderausstellung über Meteoriten konnte ich dort den winzigen Splitter eines Meteoriten erstehen, der durch einen Impakt auf dem Planeten Mars (!) von dort auf die Erde geschleudert wurde – s. unten die Vergrößerung. Dieses Objekt könnte Jahrmilliarden alt sein. (Ein amtliches Zertifikat bezeugt die Echtheit dieses Objekts).
Was meine Person – und damit meine Persönliche MultiChronie angeht – so wohne ich zwar erst seit August 2011 hier in der Winzererstraße am Rand der Maxvorstadt – aber aufgewachsen bin ich seit März 1956 mittendrin in diesem Areal, direkt gegenüber der Neuen Pinakothek – die als Ruinengrundstück einst mein Spielplatz war. Gewohnt habe ich in der Nr. 6 der Heßstraße (die überhaupt nichts mit Hitlers Adjutanten Rudolf Hess* zu tun hatte – aber zufällig dann eben doch, über meinen Vater).

* Dieses biographische Detail schildere ich an anderer Stelle: Mein Vater war, als einstiger Nazi, immer stolz darauf, dass Rudolf Hess ihn und seine Kameraden an Bord der Bremen besucht hat – was ein Foto aus der Kombüse des Ozeandampfers bezeugt. Dass er später beim Umzug nach München eine Wohnung in der „Heßstraße“ fand, war reiner Zufall. Ich glaube nicht, dass die Auswahl an Wohnungen 1956 viel größer war als heute 2021. Äußerst seltsam ist dieses Koinzidenz trotzdem.

Splitter eines Mars-Meteoriten – Vergrößerung etwa 1.000fach (Archiv JvS)


Quelle
Matzig, Gerhard: „Beine und Bauten“. In: Südd. Zeitung Nr. 10 vom 13. Jan 2020, S. R12 (Lokales).
NN: Das letzte Rätsel des Ur-Elefanten. In: https://www.ovb-online.de/muehldorf/letzte-raetsel-ur-elefanten-2716973.html .

aut #158 _ 2021-02-06/18:49

Begegnungen im Funkstudio (Interviews – wip)

Meine journalistische Tätigkeit als freier Mitarbeiter im Bayerischen Rundfunk hat mir viele Türen geöffnet und die Begegnung mit sehr interessanten Menschen ermöglicht. Im Nachhinein würde ich sie durchwegs als „Hochbegabte“ einordnen – wenn solche Ferndiagnosen erlaubt sind. Aber nicht nur die Inhalte der Gespräche, sondern weit mehr der berufliche und private Kontext lassen dieses BrainSpotting legitim erscheinen – wenn diese Leute nicht hochbegabt sind – wer dann?

Unbändige Kreativität wäre ein Markenzeichen, das ich ebenfalls verleihen würde – und die intensive Beschäftigung mit der Zukunft – gleich, ob es sich um Naturwissenschaftler handelt (wie Frederic Vester und Gerd Binnig), Politikerinnen (wie Vigdis Finnbogadottir), Psychotherapeutinnen (wie Ruth Cohn) oder Schriftsteller (wie Herbert W. Franke, der zugleich Physiker und Computerkünstler und Höhlenforscher war und dies in alter Frische immer noch ist).

Hier zunächst einmal nur die Liste aus meiner Datenbank. Eigene Beiträge zu einzelnen dieser „Begegnungen“ werden schrittweise folgen. Sie gehören allesamt zu den Menschen, die einen kräftigen, bunten Farbtupfer in meinem Leben darstellen – und als „Niederschlag der Objektbeziehungen“ kräftige Konturen zu meiner Persönlichkeit hinzugefügt haben.
(Ich werde diese Liste später ganz unten in der Liste der Posts einfügen, also kräftig zurückdatieren ins Jahr 1940 – damit sie am chronologischen Anfang des Blog-Verzeichnis landen.)

Interviews aus den Jahren 1974-1996

Ausreißer in der folgenden Liste sind der Jura-Professor Fritjof „Ito“ Haft und der Parapsychologe Prof. Hans Bender. Ersterer hat mit mir von 1956-1959 in der Gisela Oberrealschule in München dieselben Schulklassen besucht und das Abitur gemacht – eine Weile war er sogar unser Klassensprecher. Und, „Tüpfelchen auf dem i“: Er hat unter Pseudonym für die Krimi-Heftserie Jerry Cotton des Bastei-Verlags malocht – was hier im Blog kein Geheimnisverrat ist, weil er darüber selbst mal in der Zeit augenzwinkernd berichtet hat. Während seiner Zeit als Jura-Prof in Tübingen hatte ich sogar einmal das Vergnügen, mit ihm und einer Gruppe seiner Studenten ein Schreib-Seminar in einem Freizeithaus der Uni durchzuführen.
Das Interview mit Hans Bender tanzt aus drei Gründen aus der Reihe: Ich führte es nicht wie sonst allein durch, sondern gemeinsam mit einem Kollegen; nicht für den Bayrischen Rundfunk, sondern für das Printmedium Playboy; und nicht im Funkstudio, sondern in Benders damaligen Institut für Parapsychologie in Freiburg: Das Gespräch dauerte vier Stunden und war ungemein ergiebig. Leider zog Bender nach Durchlesen des Manuskripts seine Druckeinwilligung zurück – weil ihm die Inhalte im Nachhinein „zu persönlich“ waren (es ging wohl vor allem um seine LSD-Erfahrungen). Wir, Philip Vandenberg und ich, mussten das zähneknirschend zugestehen.
Aber das ist eben das Risiko, mit dem Journalisten leben müssen – wenn sie seriös arbeiten. Ich habe auch andere aus der Branche erlebt, die sich nicht an solche Abmachungen hielten – etwa in einem sehr persönlichen Interview mit Hildegard Knef für die Zeitschrift Jasmin, das ein sehr prominenter Journalist und Filmmensch durchführte – dessen Namen ich nicht nenne werde, obwohl er schon lange tot ist – ein echtes „Charakterschwein“, mit Verlaub. )

Ich hoffe, dass ich all diesen interessanten Menschen hier im Blog peu à peu gerecht werden kann (akademische Titel lasse ich hier mal weg – sie waren fast alle Doctores, einige auch Professor):

FamiliennameVorname
BenderHans
BinnigGerd
BirnbaumWalter
BreuerReinhard
CohnRuth C.
DahlbergReinhard
Degenhardt Daniel
DürrHans-Peter
EmdeGünter
FrankeHerbert W.
FreirePaulo
GruenArno
HaftFritjof
HaumerHans
HeimBurkhard
HellerKurt
HentigHartmut von
HormannJohn
JungFranz (Sohn von C.G. Jung)
KafkaPeter
KellerHannes
KernHermann
KirschnerMax Joseph
LangenscheidtFlorian
MessnerReinhold
NaisbittJohn
PuttkamerJesco von
RueschHans
SchmidbauerWolfgang
SchnetzDiemuth
SheldrakeRupert
SpindlerKonrad
StattlerHelga
VesterFrederic
FinnbogadottirVigdis
Liste der Interview-Partnerinnen und -Partner aus meiner Text-Datenbank (Archiv JvS)

(03. Feb 2021/ 20:56 Uhr)

Dialog mit dem vergehenden Jahr 2020

(Dieser Beitrag kommt heute, am 03. Februar 2021, ein wenig spät für einen Rückblick zum Jahresende. Aber ich kam erst jetzt dazu, ihn zu posten. Später werde ich ihn an der richtigen Stelle einordnen.)

Dieses fiktive Interview ist das, was ich (JvS) als Simulierter Dialog bezeichne. Man führt dieses fiktive Zwiegespräch am besten schriftlich und liest es hinterher vor. Dann wirkt es nicht nur optisch, also über die Augen, sondern auch akustisch, über die Ohren. Letztere sind das, was man als „analogen Informationskanal“ bezeichnet, der sehr intensiv und lebendig ist – im Gegensatz zum „digitalen Kanal“ der Augen (deren Input sofort komprimiert und gewissermaßen digitalisiert ans Gehirn weitergeschickt wird).
Eine sehr praktische Anwendung des SD ist das Gespräch mit dem inneren Schreiber.


(Ich stelle mir vor, dass das vergehende Jahr ein uralter Mann mit wallendem langen weißen Bart ist, wie das früher gerne gezeichnet wurde: Der Alte geht – und ein Säugling kommt.)

JvS: Hallo, 2020. Wie geht es dir?
2020: Nicht so gut. Bin müde und abgekämpft. Da ging so viel drunter und drüber –
JvS: Tut das nicht immer, in jedem Jahr?
2020: Schon ja – aber dieses Mal war es doch besonders schlimm. Sonst hatte ich immer noch ein paar Reserven, ein paar Vorräte wie Essen und ein paar Flaschen Wein im Keller, Äpfel aus eigener Ernte – Aber dieses Jahr! Ich bin froh, wenn mein Nachfolger kommt. Ich höre ihn schon von weitem in der Wiege quäken – ein Säugling, noch nicht einmal richtig aus dem Geburtskanal raus –
JvS: Und schon schreit es?
2020: Es wird wohl eine „sie“ sein, ein Mädchen. Die Zeichen der Zeit stehen auf Mädchen. Ich sag nur: Greta Thunberg und Lisa Neuberger und Fridays for Future –
JvS: War dieses Jahr ja nix mit FfF –
2020: Ja. Saublöd. Alles wegen C –
JvS: Aha!
2020: Naja – ich wollte dieses Wort eigentlich vermeiden – genauso wie den Namen dieses Idioten im Weißen Haus –
JvS: Spricht da wirklich das Jahr 2020 – oder ist das nicht eher ein Echo aus meinem eigenen Gehirn?
2020: Nein, ist schon passend. Die Thunberg und der Psychopath im höchsten Amt der USA – sie stecken die Seiten der Bühne ab, auf denen ich mich in diesem Jahr entfalten konnte – musste – durfte –
JvS: Es gab doch auch noch andere Themen wie Klimawandel, Chinas unaufhaltsamer Aufstieg zur Weltmacht, der neue US-Präsident, die kommende E-Mobilität –
2020: Naja, da wird schon noch so manches Jahr kommen und gehen müssen, bis das alles richtig Fahrt aufnimmt. Mir langt es jedenfalls.
JvS: Du meinst, die Jahresrückblicke für dich, also für 2020, sind eh schon alle geschrieben und gesendet – da darf jetzt nichts wirklich Überraschendes mehr kommen?
2020: Es kommt immer was. Und wenn es eine Lawine ist, die ein paar Tourengeher wegwischt, die verbotenerweise trotz C unterwegs sind. Oder ein Fahrstuhl, in dem einige Leute stecken bleiben und niemand kommt, sie zu retten. Oder ein Tsunami mit tausend Toten irgendwo in Asien. Oder in der ISS oben im Orbit schlägt ein Meteorit ein oder so ein Trümmerteil, wie sie dort oben bereits hunderttausendfach rumschwirren – menschengemachte Abfälle- Weltraumschrott – fff ist die Atemluft draußen und alle Astronauten sind erstickt.
JvS: Das wollen wir doch nicht hoffen.
2020: Nein, hoffen nicht – aber befürchten. Zum Beispiel eine zweite Pandemie – noch schlimmer als Corona – mit richtig vielen Toten – zig Millionen, wie damals 1918 bei der Spanischen Grippe. Aber mir kann´s ja gleich sein. Ich schwirr in sieben Stunden ab – das war´s dann mit mir. Ende von 2020. Soll sich doch 2021 damit plagen –
JvS: Das Mädchen?
2020: Ja, das arme Mädchen.
JvS: Wenn sie so tough ist wie die Greta – kann das doch ganz spannend werden! Die schafft das.
2020: Kann. Muss aber nicht.
JvS: Aber ist denn nicht auch viel Gutes passiert unter deiner Ägide?
2020: Was denn? Mir fällt außer Corona nix ein – und das war wirklich nichts Gutes. Obwohl –
JvS: Obwohl? Ich bin ganz Ohr – und Auge –
2020: Naja, die Digitalisierung ist doch beachtlich in Schwung gekommen. Irgendwie ist die Menschheit auch wieder ein Stück zusammengewachsen – samt den damit immer verbundenen Störmanövern den Ewiggestrigen.
JvS: Da hör ich jetzt wieder mich selbst reden –
2020: Und dann sind noch diese rätselhaften Monolithen, die plötzlich überall aufpoppten – das war schon eine gute Idee von mir, zum Jahresende, oder?
JvS: Ich erhoff mir mehr vom Böllerverbot gleich um Mitternacht –
2020: Ja, das war auch ein guter Einfall von mir – dank Corona. War doch nicht alles schlecht.
(Dieses Interview wurde geführt am 31. Dezember 2020 um 17:00 Uhr.)

_BLUES FÜR FAGOTT UND ZERSÄGTE JUNGFRAU

Dies ist meine erste Anthologie eigener Kurzgeschichten, darunter „Der Mann von der Lottozentrale„. Die Widmung für Walter Ernsting zeigt schon, wo meine Stories ursprünglich beheimatet waren: in der Science-Fiction. Aber das ist für mich inzwischen eher ein Randgebiet geworden, in dem ich mich zwar ab und an gerne tummle – aber ich schreibe jetzt viel öfter über andere Themen und in anderen Genres.

Spannende Unterhaltung mit Tiefe und doppeltem Boden – eine Anthologie mit 24 Kurzgeschichten (München 2005 – Allitera-Verlag)

Zur Erinnerung an
Walter Ernsting
alias Clark Darlton (1921-2005)
der 1956 meine erste Kurzgeschichte abdruckte
und mich immer wieder ermutigte, weiterzuschreiben


Schon als Student habe ich gerne gute Fantasy* gelesen. Spätestens seit Joanne K. Rowlings gigantischem Erfolg um ihren Superknaben Harry Potter sehe ich da noch ganz andere Möglichkeiten als in der SF (die, ehrlich gesagt, recht häufig ja nichts anderes ist als technisch und wissenschaftlich verbrämte Fantasy – Science Fantasy halt, mit Überlichtgeschwindigkeit und Kälteschlaf und Telepathie und Seelenwanderung – wie im Film Avatar – und anderen physikalischen Unmöglichkeiten).

* Robert Sheckley war einer der Meister, die auf beiden Klavieren spielten – SF und Fantasy. In meiner Anthologie DAS MONSTER IM PARK habe ich eine raffinierte Labyrinth-Geschichte von ihm publiziert.

Mein aktuelles eigenes Roman-Projekt glü wird allerdings wieder solide, sehr nahe der Gegenwart angesiedelte hardcore SF sein – wenn auch vor der Folie einer fernen galaktischen Zivilisation, die der unseren um drei Jahrhunderte voraus ist. (Mehr wird hier nicht verraten. Das Projekt ist seit 1982 in Arbeit – ich hoffe, den Roman dieses Jahr 2021 beenden zu können – sonst wird das Projekt selbst zur Science-Fiction).

Mein Motto ist jedenfalls: Spannende Unterhaltung mit Tiefe und doppeltem Boden. (Mit literarisch-artifiziellen Experimenten und egomaner Nabelschau hab ich´s nicht so sehr.)

Hier nun das Inhaltsverzeichnis der Anthologie und als kleine Kostproben an anderer Stelle im Blog die ausgekoppelten Kurzgeschichten Der Mann von der Lottozentrale und den von seinen Trommeln besessene Conga Joe. Erstere handelt vom Schicksal eines Verbrechensopfers, dessen unerwarteter Besucher angeblich eben jener „Mann von der Lottozentrale“ ist. Conga Joe hingegen ist – aber lesen Sie selbst.

Das Nasch-Wort musste im Buch aus Platzgründen leider entfallen – desgleichen die genaue Bibliographie der einzelnen Geschichten. Beides finden Sie deshalb hier:

Nasch-Wort

Sie haben richtig gelesen, es handelt sich nicht um einen Druckfehler: Nasch-Wort soll es heißen, nicht Nachwort.
Ich gebe es zu: ursprünglich wollte ich wirklich ein „Nachwort“ schreiben, vertippte mich aber. Als ich dann Naschwort las, gefiel mir der Verschreiber plötzlich, und mir wurde bewusst, dass das sogar noch besser passt und wirklich trifft, was ich darin ausdrücken möchte.
Naschen – das heißt bekanntlich „von etwas Gutem kosten“. Damit meine ich nicht nur die in diesem Band versammelten Geschichten (ich hoffe, sie haben Ihnen geschmeckt – wenn Sie nicht einer jener Leser sind, die – wie ich selbst – gerne ein Buch von hinten oder in der Mitte beginnen – na bitte: dann haben Sie die Kostproben meines Erzählens jetzt noch vor sich. Viel Vergnügen und gute Unterhaltung!)
Ich möchte Sie aber auch dazu verführen, sich noch die anderen Texte anzuschauen, die ich – hier – auf meiner Website veröffentlicht habe. Es handelt sich dabei nicht nur um Erzählungen; das meiste sind Sach-Texte – zum Beispiel MEIN MINUTEN-MENTOR über Walter Ernsting (dem ich diesen Erzählband gewidmet habe). Diese Texte behandeln ähnliche Themen wie die Geschichten hier im Buch. Letztlich geht es immer um die Frage:
„Was ist der Mensch?“
Natürlich möchte ich Sie auch dazu verführen, mal an einem meiner Seminare teilzunehmen. Das Programm finden Sie auf meiner anderen Website „www.iak-talente.de“ unter PROGRAMM.
Welche Ordnung soll´s denn sein?
Ich hätte diese Geschichten nach verschiedenen Richtungen sortieren können: nach Themen, alphabetisch nach Titeln, oder kunterbunt durcheinander. Warum habe ich mich für die Chronologie ihrer Entstehung entschieden?
Ich bin mir bezüglich meines Motivs nicht ganz sicher. Wahrscheinlich wollte ich selbst einmal sehen, welche Entwicklung ich da seit meinem 15. Lebensjahr gemacht habe, als ich meinen ersten Versuch in dieser Richtung wagte. Es ist ja nicht so einfach, sich eine Erzählung auszudenken und zu Papier zu bringen, die auch andere Menschen interessieren und unterhalten könnte – wenn man vorher nur Deutschaufsätze geschrieben hat.
Die meisten der Texte sind in einem der mehr als 500 Schreib-Seminare entstanden, die ich seit 1979 angeboten habe und bei denen ich selbst immer mitschreibe – also nicht nur Leiter bin, sondern auch Teilnehmer. Vor allem die Kurse KURZGESCHICHTEN SCHREIBEN waren und sind da natürlich gute Gelegenheiten, selbst tätig zu werden.
Es war einer der Seminarteilnehmer, der mich auf die Idee brachte, endlich selbst einmal zu zeigen, was ich kann und einen Packen eigener Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln zu präsentieren. Er sagte es nicht so deutlich – mehr „durch die Blume“; aber ich verstand, was er meinte. Etwas verlegen erwiderte ich, dass ich doch in verschiedenen Magazinen und Anthologien schon etliche Stories publiziert hätte, dazu eine Reihe von Sachbüchern, Readern, Science Fiction-Anthologien und sogar einige Romane (letzteres ist aber schon sehr lange her).
Nein, meinte er, es sollte ein ganz eigener Band mit Kurzgeschichten sein, mit nur meinem Namen als Autor drauf. Also gut: hier ist er, mein „Packen eigener Geschichten“.

Ruf des Abenteuers

Eigentlich sollten die Geschichten für sich selbst sprechen. Aber einem Gedanken möchte ich kurz noch nachhängen. Warum beginne ich diese Sammlung mit einem Gedicht? „Ruf des Abenteuers“ erzählt, wie jedes Gedicht, auch eine Geschichte. Dieses kleine Poem vom Dschungelhelden erzählt sogar deren zwei: nämlich die des Tarzan – und die des Dichters.
Der „Ruf des Abenteuers“ markiert zudem den Beginn der Heldenreise – auf die wir uns alle einmal machen müssen, und zwar, um zu erfahren, wer wir im innersten Kern wirklich sind.
Es gibt eine bestimmte Art von Geschichten (Karottengeschichten nenne ich sie), bei denen der Schluss vorgegeben wird, auf den man dann zurennt bzw. zuschreibt wie der sprichwörtliche Esel hinter der Karotte, die man ihm an einem Stecken vors Maul hängt, damit er so seine störrische Weigerung aufgibt, loszulaufen. Funktioniert ganz gut – jedenfalls beim Geschichtenschreiben in meinen Seminaren.
Einige der Stories haben einen Schuss Science-Fiction (damit habe ich schließlich als Jugendlicher mein Schreiben begonnen); aber die meisten sind „ganz normale“ Geschichten, könnte man sagen. Normal – bis auf jenen Schuss Wahnsinn und Verrücktheit, der letztlich jeder (Lebens-)Geschichte den unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Das ist es, was ich mit dem „doppelten Boden“ meine. Wir alle gehen auf recht dünnem Eis durch die Welt – und können froh sein, wenn wir nur gelegentlich und nur sehr kurz einbrechen. Wir schütteln uns dann, warten, bis wir wieder trocken sind – und machen meistens wie gewohnt weiter.
Aber manchmal lässt sich das Nass eben doch nicht so leicht wieder entfernen. Und von der Welt in der Tiefe, der Unterwelt oder AnderWelt im Sinn der Heldenreise, bleibt etwas hängen. Wenn wir Glück haben, bringt es uns nicht um, sondern verwandelt uns in einen anderen Menschen. „Die Dosis macht´s“, wie Paracelsus (1493-1541) schon in der Renaissance wusste.
Mehr will ich zu diesen Geschichten nicht sagen. Sie sind bis auf drei noch nie veröffentlicht worden (nur vorgelesen wurden sie schon alle – die meisten in der Schreibgruppe, in der sie entstanden sind):
° „Die größte Liebe“ erschien erstmals 1971 in der Anthologie Liebe 2002 und wurde 1973 in Heft 18 von konkret nachgedruckt, einer (sehr) linken Postille, die vom Ex-Mann von Ulrike Meinhoff herausgegeben wurde und damals sehr erfolgreich war. Wie meine Geschichte dort hineingeraten ist? Kein Ahnung. Wahrscheinlich gefiel sie Klaus Rainer Röhl, der sie vielleicht in meiner Anthologie aus dem damals ebenfalls sehr prominenten Verlag „Bärmeier & Nikel (mit der Zeitschrift Pardon).
° „Sechs nette Untermieter“ kam 1976 ins September-Heft von Westermanns Monatsheften und hätte beinahe einen Preis im damals laufenden Kurzgeschichten-Wettbewerb gewonnen – Pech gehabt.
° „Der Geschichten-Erfinder“ wurde 2004 im deutschen Science-Fiction-Magazin nova erstmals veröffentlicht.
Ich hoffe, dass Ihnen das Lesen meiner Geschichten so viel Vergnügen bereitet wie mir das Schreiben.
München im April 2005 – Jürgen vom Scheidt

– – – – –

Neugierig auf die Geschichten? Sie finden Sie in meiner Anthologie Blues für Fagott und zersägte Jungfrau (München 2005, Allitera-Verlag, 137 Seiten, 12,90 € – ISBN 3-86520-121-0)

Inhaltsverzeichnis und Bibliographie

Ruf des Abenteuers (20. Okt 1981)
Die größte Liebe (Januar 1971 – veröffentlicht 1971 in der Anthologie Liebe 2002 und 1973 in der Zeitschrift konkret)
Schrei! dich! frei! (21. April 1983)
Sechs nette Untermieter (Mai 1976 – veröffentlicht Sep 1976 in Westermanns Monatsheften und in der Anthologie Quasar I, hrsg. von Jörg Weigand, Bergisch-Gladbach 1979)
Die Dosis macht´s (17. Aug 1985)
felix klein geht auf die Große Reise (26. Nov 1986)
Das Astloch (18. Feb 1987)
Drei Wünsche an eine Fee (10. Aug 1989)
Archivar der Zukunft (13. Dez 1989) – hier im Blog
Zehn Prozent von allem (9. Nov 1990)
Conga Joe (21. Feb 1991) – hier im Blog
Atlantis in der Tiefe (21. Juni 1991)
Das Geheimnis des Frater Anselmus (8. Aug 1991)
Blues für Fagott und zersägte Jungfrau (1964 / 17. Feb 1992)
Tiefschürfende Geschichte vom Sinn des Lebens (21. Juli 1997)
Der Mann von der Lotto-Zentrale (15. Aug 1997) – hier im Blog
Wette mit dem Teufel (26. Jan 1998)
Erster Kontakt (19. Mai 2000)
Der Geschichten-Erfinder (11. Juni 2001 – veröffentlicht 2004 im deutschen SF-Magazin nova )
Warum ich eigentlich lieber doch kein Schriftsteller sein möchte (11. Nov 2001)
Wie werde ich weltberühmt? (31. Okt 2004)
Höhenangst (6. Nov 2004)
Blitzschlag der Liebe oder: Citch as Citch can (27. Nov 2004)
Etwas geht zu Ende (28. Jan 2005)

aut #574 _ 2021-02-02/19:57 © 2008 / 2005 für diesen Text: Jürgen vom Scheidt / Quelle : http://www.hyperwriting.de

°Der Mann von der Lottozentrale (Teaser)

Dieser Beitrag soll Sie zur eigentlichen Geschichte locken – die leider nur gegen Passwort im Rahmen meiner Flatrate abrufbar ist. Wer die ganze Story lesen möchte (es lohnt sich – versprochen!)
° kann für 33 € Flatrate ein Jahr lang alle passwortblockierten Texte hier im Blog abrufen und damit auch diese Geschichte Der Mann von der Lottozentrale
° oder meine Kurzgeschichten-Sammlung Blues für Fagott… kaufen, wo außer „Der Mann von der Lottozentrale“ noch 22 weitere Stories und mein Gedicht „Tarzan ist wieder da“ versammelt sind – für schlappe 12,90 €. Auch Autoren müssen von ihrer Arbeit leben.
Und hier der Beginn der Geschichte:

Der Mann von der Lottozentrale

Diesen Schuss – den würde er sein Leben lang nicht mehr vergessen. Aber hätte er an diesem Tag, der so grau war wie tausend andere Tage, an einen Schuss denken können? –

Andreas Sander wurde so selten besucht, dass er die Türglocke zunächst gar nicht registrierte. Außerdem war er schwerhörig. Aber es läutete immer wieder. So stellte er endlich den überlaut dröhnenden Fernseher auf leise, ging zur Tür seines Ein-Zimmer-Appartements und öffnete einen Spalt breit, nicht ohne vorher überprüft zu haben, ob die Sicherheitskette eingehängt war. Im Halbdunkel des langen Ganges stand ein Mann mittleren Alters. Der Briefträger war es nicht – der erschien in Neuperlach selten vor Mittag, und jetzt war es erst zehn Uhr.

„Was wollen Sie?“ fragte Sander mürrisch. Er ließ sich nicht gerne beim Fernsehen stören. Das könnte ihn nur aus dem gewohnten Tagesablauf bringen. Er könnte Lust auf ein Bier bekommen und in die kleine Pilsbar schräg gegenüber gehen, auf der anderen Seite des Karl-Marx-Rings. Und wie das enden würde, das wusste er nur zu gut.

„Sind Sie der Herr Sander – Andreas Sander?“

„Ja, warum?“

(Forts. folgt – mit Passwort – hier: Der Mann von der Lottozentrale (Story)

Quelle
Scheidt, Jürgen vom: Blues für Fagott und zersägte Jungfrau. 24 Erzählungen. München 2005-04 (Allitera-Verlag). 140 Seiten, € 12,90 – ISBN 3-86520-121-0 .

076 _ aut #414 _ 2021-02-02/13:04

Glück? Zufall? Bestimmung?

Mit dem Lottospielen und dem „Im Lotto gewinnen“ ist es so eine Sache. Wer sich an diesem gigantischen Glücksspiel schon einmal beteiligt hat und ein wenig über die statistischen Hintergründe informiert ist, weiß, dass die Chancen, einen richtig fetten Gewinn einzustreichen brutal gering sind. Je nachdem wie gerechnet wird, ist beispielsweise die Chance, sechs Richtige beim Spiel „6 aus 49“ zu erzielen, mikroskopisch kleine „1: 13,983.816“. Trotz dieser geringen Gewinnaussicht hat unter den Millionen von Spielern jede Woche meistens einer oder eine dieses Glück. Der Zauber der „Großen Zahl“, würde ein Mathematiker sagen (aber nicht an „Zauber“ denken, sondern nur nüchtern an Statistik).  

Beispiel Lotto-Begabung

Hier noch ein Beispiel aus meinem Buch Das Drama der Hochbegabten, das Ihnen zunächst etwas absurd anmuten mag, bei dem es aber fraglos um Erfolg und Geld geht wie bei so vielen Aspekten von Hochbegabung: das Lottospielen. Man kann dabei, genau genommen, drei Varianten unterscheiden:
1. große Gewinne (zum Beispiel ein Jackpot mit mehreren Millionen);
2. viele Gewinne (wobei es nicht auf die Höhe des Gewinns ankommt, sondern dass man überhaupt zu den Gewinnern zählt);
3. die Kombination beider Aspekte: öfter großen Gewinn erzielen.

Nun werden Sie vielleicht einwenden: Das soll eine Fähigkeit sein? Das hat doch nur mit Glück zu tun!

Verschärfen wir also die Bedingungen. Nehmen wir an, jemand gewinnt jede Woche den Höchstgewinn im Lotto, immer wieder. Würde es sich hierbei auch nur um Glück handeln oder doch um eine Fähigkeit im psychologischen Sinn? Immerhin sind zwei Extrem-Gewinner überliefert, die zweimal kurz hintereinander den Hauptgewinn kassiert haben, einer in Mexiko und einer in Australien.

Mich selbst würde ich, bei Variante 2, unter die überdurchschnittlich Begabten in dieser Hinsicht zählen. Ich habe in den fast zehn Jahren zwischen Dezember 1994 und September 2003 immerhin 65-mal etwas gewonnen (dann hörte ich auf dieser Sucht zu frönen). Meistens gewann ich nur die kleinste Ausschüttung (damit ködern die Lotterieverwaltungen zum Weiterspielen) – aber auch schon mal 6 666 € und einiges zwischen diesen beiden Extremen. Auf jeden Fall habe ich mehr gewonnen als eingesetzt, und ich hätte von dem bis dahin gewonnenen Geld noch gut zehn Jahre das ausgeben können, was ich davor riskiert hatte, und hätte danach immer noch kein Geld verloren.
Das sollte mir doch, analog zum Intelligenzquotienten, einen geschätzten Lotto-Quotienten (LQ) von 120 verschaffen, oder?
Wenn es aber um den rein finanziellen Erfolg geht, sind die beiden oben erwähnten Doppelgewinner wesentlich besser – mit einem LQ von 140? Und was ist mit dem Bauunternehmer aus West Virginia, der 2002 fast 315 Millionen Dollar einstrich, als er den Jackpot in der Lotterie Powerball knackte? Der hat bestimmt einen LQ von 150, schätze ich.
Und was ist gar mit einem bisher unbekannten Lottospieler aus dem Staat Michigan, der in der Freitagsziehung am 22. Januar 2021 den Jackpot der Mega Millions gewonnen hat und 739 Millionen US-Dollar erntete (das sind 608 Millionen €uro). Sein (oder ihr?) Glückslos war das einzige mit allen sechs richtigen Nummern.

Die Zeitungmeldung vom 25. Jan 2021: mickerige 14 schmale Zeilen für so viel Geld!

Beim Lotto handelt es sich immer um reine Zufälle, wenn eine Einzelperson unter der Großen Zahl der Mitspieler die richtigen Zahlen tippt. Da ist nichts von „Glück“ im Spiel. Und es gibt sicher keinen Lotto-Gott (oder eine Göttin Fortuna), der oder die oben im Himmel sitzt und mit diebischer Freude (oder großem Ingrimm) jene eine Person dort unten auswählt, die Lottotrommel manipuliert und festlegt: „Du gewinnst, Erdling!“
Das hat auch nichts mit Begabung zu tun (was ich oben darüber phantasiert habe, ist nichts weiter als eben – reine Phantasie).


Auch eine Art Lotterie: „Grundeinkommen-Gewinnspiel“

Der rührige Michael Bohmeyer, der unermüdlich für das „Bedingungslose Grundeinkommen“ kämpft, hatte 2014 eine supergute Idee: Ein Gewinnspiel, an dem sich jeder kostenlos beteiligen kann. Man muss sich nur anmelden und ist dann bei der – inzwischen – allmonatlichen Verlosung dabei. Möglicher Gewinn: 1.000 € Grundeinkommen für ein ganzes Jahr. Also 12.000 € Zustupf – das ist doch nicht schlecht und kostet nur die paar Minuten, sich online anzumelden. Wenn man Vereinsmitglied wird und regelmäßig einen kleinen Beitrag spendet, ist man automatisch bei jeder Verlosung dabei. Die Chancen sind ganz sicher besser als bei jeder Staatlichen Lotterieverwaltung – auch wenn inzwischen gut eine Million bei „Grundeinkommen e.V.“ mitmachen. Letztlich soll dieses (sehr ernsthafte, weil hochpolitische) Spiel ja das Nachdenken über dieses „Helikoptergeld“ anregen. Anmelden kann man sich hier: mein-grundeinkommen.de .
Und nachlesen kann man die ersten Erfahrungsberichte, wie es Gewinnern mit ihren 12.00 € ging und was das bei ihnen bewirkt hat in Bohmeyer und Cornelsen 2019.

In einem Roman würde einem das kein Leser abkaufen – zu unglaubwürdig

Aber seltsam ist es doch, was da gelegentlich abgeht. Ich will noch einmal auf meinen eigenen oben erwähnten Gewinn von genau 6.666 € eingehen. Dazu gehören nämlich auch zwei sehr seltsame Daten: Diesen Gewinn machte ich am Ziehungstag „20.02.2002“ – der Brief, in dem man mir das mitteilte, setzt mit seinem Datum noch eine „2“ drauf: „22.02.2002“.
Wäre ich ein Zahlenfetischist oder Mystiker oder würde ich dem esoterischen Laster der Numerologie frönen, käme ich schwer ins Grübeln. Zum einen ist da die ominöse „6.666“ – die ja verdammt nahe an der in der Apokalypse genannten „666“ liegt – der „Zahl des Tiers (also Satans). Und dann noch die zusätzliche vierte „6“ – was die wohl noch an Bedeutung dazu gibt?
Aber nun teil ich die 6.666 mal durch die „2“ aus dem Datum der Ziehung resp. des Briefdatums – die ja reichlich 2en anbieten – gleich 4 bzw. 5 mal!
Und was ergibt das: 6.666 dividiert durch 2?
Das ergibt 3.333.

Na, da bin ich jetzt aber platt – ausgerechnet meine Lieblingszahl. Und gleich viermal. Absolut unglaubwürdig (aber dokumentiert – s. unten den Brief).
Trotzdem mache ich das in meinem glü-Romanprojekt. Und zwar zitiere ich da nicht nur autobiographisch die 6.666, sondern setze noch eins drauf, und zwar sehr glaubwürdig: einen Lottogewinn von 7.777.777 €.
Mehr verrate ich hier nicht. Nur so viel: Es geht um die Plausibilität. Ich kann noch so seltsame Zufälle in eine Geschichte einbauen – ich darf das nicht erst am Schluss tun (höchst unglaubwürdig resp. plausibel) – sondern wenn schon, dann muss das gleich zu Beginn geschehen, gewissermaßen als fester Bestandteil dieser Welt, die ich da erzählend aufbaue. In der Romanologie (Der Kunst und Wissenschaft des Romanschreibens) gilt ähnliches wie dem Finanzamt gegenüber und den dort verwendeten Prüf-Algorithmen (Mitarbeiter von Finanzämtern jetzt bitte wegschauen):
„Die Steuererklärung muss nicht unbedingt korrekt ein – aber plausibel.“
(Anmerkung: Meine ElStEr ist, gerade weil ich dies weiß und hier ungeschützt mitteile – immer korrekt. Hab ich so von meiner einstigen Steuerberaterin gelernt – und die war immer sehr streng mit mir.)


Der Mann von der Lottozentrale

Wer übrigens nicht erst auf meinen Roman warten möchte, kann sich vorab schon mal hier im Blog delektieren an meiner Kurzgeschichte „Der Mann von der Lottozentrale“. Es gibt allerdings nur einen kurzen „Teaser“ – wer die ganze Story lesen möchte (es lohnt sich – versprochen!)
° kann sich für 33 € Flatrate ein Jahr lang alle passwortblockierten Texte hier im Blog abrufen
° oder meine Kurzgeschichten-Sammlung Blues für Fagott… kaufen, wo noch 22 weitere Stories und mein Gedicht „Tarzan ist wieder da“ versammelt sind.

Der Brief sieht ein wenig schräg aus. Aber das ist schon beim Original so – und passt irgendwie zum Thema (Archiv JvS)

Multichronalia

Da könnte ich jetzt autobiographisch weit zurückgehen in meine Jugend, als ich eine Weile (1952 bis 1955, schätze ich) geradezu fanatisch Fußball-Lotto gespielt und die Ziehungen verfolg habe. Oder berichten, dass ich für meinen Großvater bis zu dessen Tod 1952 nicht nur mit großer Freude seine Zigarren beim „Kätzel“ gekauft habe (wo es immer so magisch nach allen möglichen Tabaksorten roch und diese Sammelbilder zu Karl-May-Romanen der Zigarettenmarke „Ben Rih“ zu haben waren), sondern dass ich auch für ihn jede Woche ein 32stel Lotterielos beim „Sammet“ erwarb, neben der neuen Volksschule (wo ich drei Jahre die Schulbank drückte). Und dann die gespannte Erwartung, ob „Gewinn“ oder „Niete“. Es war immer eine „Niete“, wenn ich mich recht erinnere.
Wenn ich dann Richtung Gegenwart wandere, gelange ich 2002 zu meinem 6666-Gewinn, 2021 zum aktuellen Meldung über den Super-Jackpot-Knacker und schließlich zu meiner Romanfigur „Jan Wolfart“, der 2012 sagenhafte 7.777.777 € auf seinem Bankkonto vorfindet und dadurch in das größte Abenteuer seines Lebens gerät – wahrscheinlich sogar das größte Abenteuer, das überhaupt einem Erdenmenschen widerfahren kann. (Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.)

Quellen
Bohmeyer, Michael und Claudia Cornelsen: ). Was würdest du tun? [mit 1000 € Grundeinkommen] Berlin 2019 (Econ Paperback).
DPA: „Mega-Jackpot“ geknackt. In: Südd. Zeitung Nr. 19 vom 25. Jan 2021, S. 8.
Lotterieverwaltung Bayern: Brief vom 22. Feb 2002 an den Autor.
Scheidt, Jürgen vom: Das Drama der Hochbegabten. München 2004 (Kösel). S. 99.
ders.: Blues für Fagott und zersägte Jungfrau. 24 Erzählungen. München 2005-04 (Allitera-Verlag). 140 Seiten, € 12,90 – ISBN 3-86520-121-0 .

Geburt eines Schriftstellers aus dem Kopf einer Rock´n´Roll-Party anno 1957

Liest sich erst einmal rätselhaft, seltsam, bizarr – dieser Titel. Soll auch so sein. Dabei ist alles ganz einfach: Im März 1956 zog ich bzw. meine Familie mit mir von der oberfränkischen Kleinstadt Rehau in die Großstadt München. Was für ein inspirierendes Ankommen in einer neuen Welt – wie auf einem fremden Planeten.

War anfangs gar nicht so leicht, niemanden zu kennen außer Onkel Edi Harrach (der uns die Wohnung in der Heßstraße 6 besorgt hatte) und die neuen Klassenkameraden in der Gisela Oberrealschule. Dort fand ich in Dieter Seiffert sofort einen „Bruder im Geiste“, der auch Science-Fiction las und schätzte – der einzige dieser seltsamen Art außer mir. Da waren wir schon zwei.
Weitere SF-Fans zu finden war nicht schwer: Im Münchner Ableger des SFCD, bei dem ich damals (seit 1955 und bereits in Rehau) Mitglied war. Über den gleichaltrigen Günther Fandrich lernte ich Wolfgang „Wolfie“ Baum kennen (beide besuchten das Alte-Real-Gymnasium). Mit Wolfie verbindet mich bis heute eine vielseitige Freundschaft – teilten wir doch nicht nur das Interesse an SF, sondern auch an Jazz und daraus wurde – von ihm inspiriert – bald das Interesse an und Sammeln von Rhythm´n-Blues-Musik und vor allem die Möglichkeit, endlich an Parties teilzunehmen und Mädchen kennenzulernen.
Wolfie wohnte in Gauting-Königswiesen in der Ringstraße, wo viele junge Familien lebten und das Party-Leben sehr rege war – nicht zuletzt auch durch Kontakte zu amerikanischen Jugendlichen.
(Wenn jemand versteht, worunter dieser Tage die jungen Leute vor allem durch den Lockdown leiden – ich weiß das aus jenen Tagen nur zu gut. Ohne Party am Wochenende war das um die Schule kreisende Leben recht öde.)

Mit Dieter Seiffert unternahm ich den ersten Versuch, einen SF-Roman zu schreiben. Er war dafür bestens geeignet, denn er las nicht nur dieses „Zeug“, sondern war ein sehr begabter Schüler, top in Mathe und Chemie etc. (ganz im Gegensatz zu mir) und auch sonst sehr an Naturwissenschaften interessiert, studierte später Physik, wurde über Atomphysik promoviert und baute in Coburg für Siemens die erste Glasfaserfabrik Deutschlands auf.
Aber unser Roman-Projekt scheiterte nach den ersten Seiten. Es war wohl zu früh für Sechzehnjährige, so ein Unternehmen neben der Schule zu stemmen.

Meine schreiberischen Aktivitäten begannen sehr einfach: Bei der Schülerzeitung Giselaner, bei einem Fanzine der Münchner SF-Gruppe namens Munich Round Up (MRU). Dafür trafen wir uns einmal im Monat am Samstag in der Wohnung von Waldemar Kumming, der unser Spiritus rector war und die Peitsche schwang, damit unsere Beiträge pünktlich fertig wurden. Mit primitivem Spiritusdruck anhand von Matrizen publizierten wir (eine Handvoll junger Leute) allmonatlich 20 bis 30 (manchmal sogar 50) Seiten voller Kurzgeschichten, Buchbesprechungen, Artikel zu wissenschaftlichen und sf-literarischen Themen und allerhand Blödsinn in der Art des damals sehr präsenten Mad-Magazine.

Faksimile aus der Party-Zine C.C.Rider des Cool Circle mit dem Gedicht „Party“ (Archiv JvS)

Wenn man das so liest, sieht das recht schlicht aus. Aber für mich war es tatsächlich der Start ins Schreiberleben und für Bekanntschaften, die bis heute andauern. Einige sind allerdings schon verstorben: Sehr früh Lothar Heinecke (1964 durch einen Autounfall) – was für mich Anlass war, den ersten Nachruft meines Lebens zu verfassen. Auch Jesco von Puttkamer lernte ich auf diese Weise kennen. Er lebte und studierte zwar in Aachen, war aber oft in München zu Besuch. Mit ihm und sechs anderen Fans bastelten wir damals eine wilde SF-Story, die ich begann (nach einem Konzert von Lionel Hampton, nachts auf dem Münchner Stachus, auf die Trambahn wartend), auf einer Rolle Klopapier (ja, wirklich) abtippte, weil an diesem inspirierten Wochenende kein Schreibpapier im Haus war, dann diese Rolle weiterschickte an Jesco von Puttkamer, der das nächste Kapitel schrieb – und so weiter reihum. Man nennt das Round-robin. Ich redigierte das Ganze, schrieb das Schluss-Kapitel – und sorgte dafür, dass der Roman gedruckt wurde: Das unlöschbare Feuer. Ein auf mehreren Ebenen buchstäblich irrsinniger Spaß und mit seinem Superhelden so etwas wie eine Vorwegnahme der späteren Perry-Rhodan-Heftserie (einer der beiden Gründer, Walter Ernsting alias Clark Darlton war übrigens am Unlöschbaren Feuer beteiligt – ob von daher der Funke auf PR übersprang?)
Als dieser Tage in der Süddeutschen Zeitung der Kettenroman Verschwörung in Schwabing in Fortsetzungen erschien, verfasst von vier prominenten Münchner Autor*innen (s. unten „Lesefutter“), dachte ich vergnügt: Das haben wir schon vor sechs Jahrzehnten mal gemacht und hatten viel Spaß dabei!

Mit Waldemar Kumming (MRU) und Jesco von Puttkamer auf dem Oktoberfest anno 1969 (Archiv JvS)

Doch zurück in die 50er Jahre. Damals war nicht nur der Giselaner und MRU meine literarische Spielwiese und mein Autoren-Trainingsplatz, sondern auch ein literarisches Wildgewächs mit Namen C.C. Rider. Wolfie Baum hatte die Idee, dem um ihn herum entstehenden Party-Club Cool Circle so eine eigene Zeitschrift beizugeben. Dort erprobte und bediente ich (zeitweilig sogar als „Chefredakteur“, jawohl!) so ziemlich alle literarischen Formen, von der Kurzgeschichte über Lyrik, Buch- und Filmrezensionen und sogar den Anfang meines späteren Romans Sternvogel. Wie Munich Round Up und die Schülerzeitung war dieses Trio im Grunde der Anfang von dem, was ich viele Jahre später (1979) zusammen mit einer Kollegin als Schreib-Seminar angeboten habe: „Schreiben als Abenteuer“. Vermutlich war dies das erste Schreibseminar im deutschen Sprachraum überhaupt. Daraus wurde einer meiner wichtigsten Berufe, bis auf den heutigen Tag.

Als ich kürzlich (Ende Januar 2021) wieder im C.C. Rider schmökerte, dachte ich staunend: Das ist ja wie ein Fenster in diese späten 50er Jahre – mit Rassismus gegen Schwarze in den USA, viel Rock´n´Roll und Party-Treiben, aber auch Besuche von Ausstellungen („Kokoschka“ im Haus der Kunst), Auseinandersetzung mit Wiederbewaffnung und Wehrdienstverweigerung, Basketball mit amerikanischen Schüler der High School im Perlacher Forst und und und – alles erlebt und beobachtet und geschrieben aus der Sicht von 18- bis 20jährigen Jugendlichen.

Geburt eines Schriftstellers

Um von den drei Ansagen des Titels dieses Beitrags nun auch den dritten aufzuklären: 1957 schrieb ich meinen ersten Roman (Männer gegen Raum und Zeit), und das wurde dann tatsächlich so etwas wie die „Geburt eines Schriftstellers“. Das hatte auch etwas mit diesen Partys zu tun, denn auf einer solchen gestand ich einem Mädchen, das ich verehrte, wie traurig ich sei, dass ich meinen Berufswunsch, erst Testpilot und dann Weltraumfahrer zu werden, leider wegen der Brille begraben müsse, die ich damals vom Augenarzt verschrieben bekam.
Aber im Geiste in den Weltraum zu fliegen – in Form von erdachten Geschichten – das ging auch mit Brille. Und so wurde, denke ich, jener Partyabend im Sommer 1957 mit Wiebke Glaehn in einem Garten der Ringstraße zum Startschuss für mein eigenes Autorenleben. Der Roman erschien 1958. Sternvogel war dann gleich das nächste Werk – und deutlich besser. Aber irgendwann und irgendwie und irgendwo muss man ja anfangen.

Dass ich darüber allerdings im Januar 2021 in einem Blog im Internet mit Hilfe eines Computers (als Schreibmaschine) und während eines Lockdown des gesamten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen und privaten Lebens wegen einer tückischen Virus-Pandemie darüber berichten würde –
– nicht im Traum oder auf den Seiten einer SF-Story hätte ich mir damals so etwas ausgedacht. Viel zu utopisch.


MultiChronalia

Das beginnt schon mit dem Titel. Der führt zwar inhaltlich in die Jahre 1956 bis 1959 zurück – ist aber dem Titel einer Kurzgeschichte von James Ballard nachgebildet: „The Assassination of John F. Kennedy Considered As a Downhill Motor Race“ von 1967. Die hat mich einige Jahre später schwer beeindruck.
Anfang der 60er Jahre hatten einige „junge Wilde“ unter den SF-Autoren (Brian Aldiss, Norman Spinrad, John Sladek) in England neue literarische Experimente gestartet, die sie New Wave nannten. Bei dieser „Neuen Welle“ wollte ich auch dabei sein und begann mit allerlei literarischen Experimenten. Eine passende Spielwiese dafür war das semi-professionelle Magazin PIONEER der Wiener SF-Gruppe um Axel Melhardt (der später der Manager und Geschäftsführer des legendärer Jazzland am Rand der Katakomben wurde, das noch heute existiert – noch immer unter seiner Führung). Bei einer sagenhaften Session Ostern 1964 in einem Wochenendhäuschen außerhalb Wiens, bei vielem Bier und Jazzmusik, keimte in mir eine Geschichte, zu der mir zunächst nur der Titel einfiel: Blues für Fagott und zersägte Jungfrau. Die Geschichte, die zugleich die Titel-Story meiner Anthologie dieses Namens wurde – konnte ich allerdings erst sage und schreibe 40 Jahre später schreiben – in einem meiner eigenen Seminare. Manchmal ist die „Schwangerschaft“ für eine Geschichte hält recht lang.
Bei dieser Party waren einige Jungautoren dabei, die später sehr aktiv wurden. Ich erinnere mich vor allem an Helmuth Mommers (in der völlig leeren riesigen Altbauwohnung seiner Mutter im Zentrum von Wien konnte ich damals übernachten, zusammen mit Lukschandl, und Ernst Vlceck war glaube ich auch dabei, der später bei Perry Rhodan mitmischte). Mommers hat 2019 einen dicken Omnibus seiner Kurzgeschichten als beachtliches Alterswerk veröffentlicht. Mehr dazu an anderer Stelle —
Aus diesem Wien-Besuch entstanden einige eigene Beiträge für PIONEER: „Meine Novelle „Psarak abuko – die Manager auf dem Mond“ (inspiriert von meinem psychologischen Praktikum bei IBM); der Nachruf auf den an Ostern 1964 tödlich verunfallten Lothar Heinecke; eine Rezension von J.G. Ballards eindrucksvollem Endzeit-Roman The drownded World„. So hilft und inspiriert man sich einander, wenn man mit den richtigen Leuten rumhängt.
Wer beim Titel dieses Beitrags auch an die „Geburt der Göttin Athene“ denkt, die in voller Rüstung dem Kopf ihres Vaters Zeus entsprang – liegt auch nicht falsch. Die „alten Griechen“ waren mir schon als 13jähriger Schüler wichtig, 1953 angetörnt durch Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums und vor allem durch Cerams Götter Gräber und Gelehrte mit der tollen Geschichte von Ariadne und ihrem Faden und dem Labyrinth auf Kreta.
Das erste Schreib-Seminar 1979 war einerseits so etwas wie der Abschluss meiner Ausbildung in ThemenZentrierter Interaktion (TZI), gewissermaßen meine Meisterprüfung in dieser Methode des Gruppenleitens – und andrerseits der Beginn eines neuen Lebensabschnitts rund um den Beruf als Seminarleiter für Kreatives Schreibens – damals eine Novität.
In der Gegenwart lande ich dann – via Corona-Pandemie – im Jahr 2021.

Lesefutter
Alpers. Hans Joachim (Hrsg.): Science Fiction Almanach 1983. Rastatt 1982 (Moewig TB).
Ani, Friedrich & Dörrie., Doris & Singer, Lea & Pötzsch, Oliver: Verschwörung in Schwabing. München 2021 (Süddeutsche Zeitung).
Ballard, James: „The Assassination of John F. Kennedy Considered As a Downhill Motor Race“. In: New Worlds and SF Impulse, March 1967).
ders.: The Drowned World. (London 1962). London 1964 (SF Book Club).
Ceram, C.W.: Götter, Gräber und Gelehrte. Hamburg 1949, 78. bis 106. Tausend 1951 (Rowohlt).
Mommers, Hellmuth W. (Hrsg.). Anderzeiten. Murnau am Staffelsee 2018 (p.machinery Michael Haitel).
Scheidt, Jürgen vom: Sternvogel. Minden 1962 (Bewin). Neudruck als BoD und E-Book 2017 (vss Verlag Schladt).
ders.: Psarak abuko. In: PIONEER Nr. 19, Wien 1964 (PIONEER Selbst-Verlag. Nqchgedruck als „Die Manager auf dem Mond“ in Alpers 1983.
ders.: Blues für Fagott und Zersägte Jungfrau. München 2005 (Allitera).
Upton, Munro R. (Sammelpseudonym): Das unlöschbare Feuer. Minden 1962 (Bewin).

„Gute Literatur ist das, was den Lesern gut tut…“

Zu ergänzen ist: „… und was damit auch dem Autor gut tut.“ Das stelle ich als Behauptung jetzt mal so in den Raum, also ins Internet. Dazu regt sich bestimmt Widerspruch – auch von mir selbst.
Mein Innerer Kritiker meint nämlich: „Gut ist Literatur nur dann, wenn sie den Kriterien der Feuilletons genügt und zum existierenden Kanon „guter Literatur“ passt – also zu Goethe, Böll, Grass (und anderen „toten Dichtern“.)

Mein Innerer Kritiker würde auch noch zugestehen (wenngleich zähneknirschend: „Sehr subjektive Ansicht!“), das Literatur auch dann gut sein kann, wenn sie einen Erkenntnisgewinn bringt – der dann wiederum den Lesern zugute kommt und dem Autor sowieso – ist ja sein Erkenntnisgewinn und somit ein Stück Selbsterkenntnis, also auch etwas „Therapeutisches“.
Aber letzteres, das „Therapeutische“ macht das Zitat natürlich gleich verdächtig als „psychologisch“ und somit nicht als werkzentrierte literarische (also philologische) Weltsicht. Und sollte Literaturbewertung und somit Literaturkritik nicht primär werkzentriert sein, was den Autor und seine innere Welt möglichst außen vor lässt?

Wir begeben uns hier sichtlich auf vermintes, weil von Weltanschauungen und Ideologien geprägt und von jeder Menge „Deformation professionelle“ – nämlich der Bewerter, die ihre jeweils eigene berufliche Erfahrung ins Feld führen.

Genügt es nicht, als Wertmaßstab den der „Verwertungsgesellschaft WORT“ anzulegen – bei der jede schreibende Person einen Wahrnehmungsvertrag bekommt (nämlich zur Wahrnehmung der Zweitrechte, auf die Autoren nicht selbst Zugriff haben), der oder die einige Werke nicht im Selbstverlag (!) publiziert hat – und somit richtigen materiellen Erfolg aufzuweisen hat, und sei der noch so gering?
(Letzteres ist übrigens auch die Sicht der Finanzämter: Kosten, die bei der Erstellung eines Werkes anfallen, können nur dann steuerlich abgesetzt werden, wenn das publizierte Werk Gewinn abwirft – also mehr als nur Hobby-Schreiben ist).

En aktueller Fall, der die Feuilletons sehr unterschiedlich bewegt

Das Gedicht, das Amanda Gorman bei der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden vortrug, erntete von sehr europäisch geprägten (und entsprechend voreingenommenen) Rezensenten eher negative Noten – was speziell die Bemerkung auf den Punkt bringt, dies sei ein Gedicht „mit dem sie bei einer deutschen Schreibschule ausgelacht worden wäre.“ Mieser kann man einen Text nicht herunterreißen (wobei ich mich frage: An was für eine Schreibschule hat der Rezensent denn da gedacht? Die aus dem Film Die Wonderboys“ mit Michael Douglas – die allerdings keine deutsche ist, sondern eine amerikanische?).

Ein anderer Redakteur der SZ (der den Verriss zitiert) kommt zu völlig anderen Bewertung, weil er sich die Mühe macht, den Kontext herauszuarbeiten, in dem das Gedicht entstanden ist und für wen es gedacht ist: nämlich für die Nachkommen geschundener Sklaven, deren einzige Überlebenshoffnung auf eine bessere Zukunft gerichtet war – wo einmal jemand wie die junge Amanda vor dem Capitol stehen und stolz eine neue Zeit in Gedichtform vortragen würde – in einem Prada-Kostüm und neben einem verständnisvollen, für die Rechte von Minderheiten aufgeschlossenen Präsidenten. Felix Stephan würdig dass in einem sehr fundierten und vor allem verständnisvollen Artikel mit dem Titel: „Sprich, Zukunft!“
Für mich löste das Erinnerungen an die späten 50er Jahre aus, als ich den Jazz und den Blues entdeckte und damit leider auch den damals noch weit schlimmeren Rassismus gegen großartige schwarze Musiker, die bei ausverkauften Konzerten nicht einmal im selben Hotel übernachten durften, weil das „for Whites only“ war.

Ich habe in meinem Leben schon eine beachtliche Menge an Büchern veröffentlicht – gute, sehr gute und nicht so gute. Aber zu jedem (!) habe ich irgendwann wenigstens eine Rückmeldung bekommen, dass genau dieses Buch dieser speziellen Leserin / jenem speziellen Leser etwas Wichtiges, ja Wertvolles gegeben habe. Beispiele:

Einige Jahre, nachdem mein Roman Der geworfene Stein erschienen war, rief mich (in München) aus Paris ein Mann an. Er wolle sich bei mir bedanken, weil dieser Roman ihm „ganz wichtige Erkenntnisse verschafft“ habe. Telefonieren zwischen Deutschland und Frankreich war damals (um 1980) noch verdammt teuer – also kein Spaß so nebenbei. Ich weiß nicht mehr, was genau die Erkenntnis war, die dieser Leser aus meinem Roman gewonnen hat – aber sie war ihm echt etwas wert. Damals begriff ich: Diesen Roman habe ich nicht nur für mich geschrieben – sondern auch für diesen einen Leser, mindestens.

Ein zweites Beispiel, brandaktuell:
1977 publizierte ich im Arena-Verlag einen „Ratgeber für junge Leute“: Entdecke dein ich. Mein Erstaunen – und natürlich auch meine Freude – war groß, als mich am 15. Februar 2020 in völlig anderem Zusammenhang (der hier nicht näher zur Disposition steht) diese E-Mail erreichte:

Sehr geehrter Herr vom Scheidt,
[…] Unverhofft erkenne ich in Ihnen den Autor eines für mich mit ca. 12 Jahren wesentlichen Buches: „Entdecke Dein Ich“, und erlaube mir, Ihnen dafür zu danken. Ich fand es bei einem Buchhandelsgang mit meinem Vater in Hamburg. Er nahm mich gern mit in Buchhandlungen, wo ich mir immer etwas aussuchen durfte und er dann seine als auch meine Bücher bezahlte. Da zog ich Ihren Band und erntete Verurteilung für seine Lektüre von einem Bandmitglied, den ich bis dahin eigentlich mochte, bei einer Unterhaltung am Lüneburger Stintmarkt auf den Stufen zur Ilmenau. Ihr Buch hatte mir trotzdem gut getan, doch von ihm zu erzählen und davon dass es einen beschäftigt, was darin stand, lernte ich, brachte wenig Sympathien. Zu Hause dafür schon.
Mit besten Grüßen aus Bamberg,
W.K.

Manchmal tut´s richtig weh

Besonders viel „Fan-Post“ erhielt ich aufgrund meines Sachbuchs Das Drama der Hochbegabten. Ich lüge nicht, wenn ich feststelle, dass es im Lauf der Jahre seit Erscheinen (2004) ein „ganzer Sack voll“ solcher Rückmeldugnen war.

Zweimal übel verrissen wurden in Psychologie heute zwei Sachbücher von mir: 1973 die Innenwelt-Verschmutzung und 2004 Das Drama der Hochbegabten – ja, genau das von Betroffenen so hochgelobte Werk. Beide Male hatte ich, durchaus empfänglich für sachliche Einwände und Argumente, das Gefühl: Die Rezensentin (beim Drama) und der Rezensent (bei der IWV) haben mein Buch überhaupt nicht gelesen. Der „Kritiker“ der IWV besaß sogar die Frechheit, seine Meinung anonym zu veröffentlichen – was bei Psychologie heute völlig unüblich war. Aber was soll´s – „was uns nicht umbringt, macht uns stärker“ (Friedrich Nietzsche). Ein gutes Motto, wenn man publiziert.

Fazit

Wer hat den nun Recht, was den „Wert von Literatur“ angeht: Der begeisterte Fan? oder der berufskritische Literatur-Kritiker?
Ich bin selbst sehr versiert darin, Bücher und Filme kritisch zu betrachten und dies auch zu notieren – dafür habe ich sowohl eine Datenbank „Bibliothek“ als auch eine namens „Cinemathek“ angelegt, in der ich jede Lektüre und jeden Film mit wenigstens einigen Sätzen würdige. Wenn mir ein Buch gut gefällt, teile ich dies auch auf Amazon mit. Aber ich verreiße grundsätzlich kein Buch, und sei es – in meinen Augen und nach meiner Meinung – grottenschlecht oder „schwach“ (was dasselbe meint). Ich finde immer wenigstens ein Kapitel oder eine Stelle, die mir etwas interessantes Neus mitteilt, eine neuartige Sichtweise auf ein Thema, oder sonst etwas Wertvolles. Es kann gar kein durch und durch grundschlechtes Buch geben. Selbst in Mein Kampf von A. H. findet der aufmerksame Leser das eine oder andere Körnchen Wahrheit und der verstehen wollende Psychologe sowieso – zumindest in den autobiographischen Mitteilungen dieses Machwerks.

Ansonsten halte ich es mit dieser Weisheit (keine Ahnung, woher ich die habe):
„Unter den siebeneinhalb Milliarden Menschen auf diesem Planeten Erde gibt es für jedes Buch wenigstens tausend Leserinnen oder Leser, für die es geschrieben wurde und denen es wichtige Erkenntnisse vermittelt oder einfach auch nur spannende Unterhaltung. Man muss sie nur zu finden wissen.“

Letzteres, das „Finden“, ist in Zeiten des Internet eigentlich nur eine Sache der Geduld.

MultiChronalia

Lässt man Mein Kampf mal als Leseerfahrung gelten (ich mutete mir dies während der Arbeit am Drama der Hochbegabten zu, weil ich A. H. für einen psychopathischen Hochbegabten halte und dies aus biographischen Aussagen per „Ferndiagnose“ untermauern wollte), führt die MultiChronie mich zurück ins Jahr 1925/26, als der spätere Diktator dieses antisemitische und anti-intellektuelle und überhaupt sehr „anti“ Pamphlet während seiner Haft in der Festung Landsberg schrieb. Sofort ergeben sich persönliche Querverbindungen sowohl zu meinem Vater jener Zeit – der in jungen Jahren ein begeisterter Nazi und Hitler-Anhänger war – als auch zu den Jahren, in denen ich die oben erwähnte eigenen Bücher schrieb und veröffentlichte (1973, 1975, 1977 und 2004).
Im Jahr 1980 etwa lande ich durch den Anruf aus Paris, in der Gegenwart lande ich durch die E-Mail der Leserin, die mich im Februar 2020 erreichte. Und mit der schwarzamerikanischen Dichterin Amanda Gorman bin ich brandaktuell Ende Januar 2021 bei Joe Bidens Vereidigung als neuer Präsident der USA.

Ein buntes Gewebe von multichronischen Faden, denen nachzuspüren vielleicht Stoff für einen ganzen Roman ergäbe. Hier sei es nur als Fingerübung in „multichronem Denken“ erwähnt.

Lesefutter
Gorman, Amanda: „The Hill We Climb“. Gedicht, vorgetragen bei der Vereidigung von US-Präsident Joe
Biden am 20. Januar 2021 in Washington.
H., A.: Mein Kampf. München 1925 und 1926.
Scheidt, Jürgen vom: Innenwelt-Verschmutzung. München 1973 (Droemer).
ders.: Der geworfene Stein. Percha bei München 1975 (R.S. Schulz)
ders.: Entdecke dein Ich. Würzburg 1977 (Arena)
ders.: Das Drama der Hochbegabten. München 2004 (Kösel).
Stephan, Felix: „Sprich, Zukunft!“. In: Südd. Zeitung Nr. 19 vom 25. Jan 2021, S. 9.

Echsen regieren uns

Wer Augen hat zu sehen – der schaue genau hin. Die Zeichen sind überall. Eben waren sie wieder auf der Titelseite (!) der Süddeutschen Zeitung zu entdecken – im „Streiflicht“. Das heißt ja nicht zufällig so: Eingeweihte wissen, dass man dort, wie zufällig und nebenbei, wichtige versteckte Hinweise auf die Machenschaften der Reptiloiden „streift“. Manchmal wird als Schlüsselwort so etwas Harmloses wie „Echse“ verwendet: Ich zitiere:

Es ist allgemein bekannt, dass Echsenwesen in der Gestalt von Menschen großen Einfluss auf Politik, Wiissenschaft und Literaturkritik nehmen. Man erkennt selten, hinter welcher humanoiden Maske ein solches Echsenwesen steckt; allerdings sind große Augen (Jens Spahn, Beatrix von Storch, Koboldmaki) oft Anzeichen eines Echsenwesens, weil es mit den großen Augen seine echsoiden Schlitzpupillen verdecken will. Manchmal aber bricht die Echsenidentität durch, wie etwa am Sonntag beim Spiel Bayern gegen Schalke. Das Wesen, das sich Karl-Heinz Rummenigge nennen lässt und vom globalen Echsinnenrat den Auftrag bekommen hat, den FC Bayern zu kontrollieren, saß auf der Tribüne und trug eine angebliche Corona-Gesichtsmaske. Sie sah aus wie eine für die untere Gesichtshälfte zusammengedrückte Tauchermaske. Rummenigge erklärte später, er trage sie, weil sonst seine Brille beschlage. Brille? Nein, das Ding ist für einen hervorspringenden Echsenkiefer gemacht; das Rummenigge-Wesen hatte offenbar in die falsche Identitätsschublade gegriffen…

Wenn das mal kein Beweis ist! Wo das doch in der Süddeutschen Zeitung steht. Auf der Titelseite. Ganz links oben. Im „Streiflicht“. Echsenwesen! Die wissen was, die von der SZ. Das sind Superschlaue. (Sicher auch alles außerirdische Reptiloide.)

Aufgemerkt:

In diesem Blog-Post kommt das Wort „Echse“ dreimal vor – das muss doch eine tiefere Bedeutung haben – ausgerechnet „drei“ -wo doch die „3“ die geheime Codenummer der Reptiloiden ist – sieht man schon daran, dass die „666“ in der Bibel vor Jahrtausenden als „Zahl Satans“ enthüllt wird – und das ist nichts weniger ist als die doppelte „333“ hochsatanisch!
Man beachte auch, dass dieser Beitrag hier im Blog an einem „27.“ (Januar 2021) gepostet wurde: 27 = 3 hoch 3 – wie jeder versierte Numerologe sofort erkennt. Außerdem verwendet der Blogger in diesem Zusammenhang die Begriffe „Entschleunigung“, „Labyrinth“ und „MultiChronie“ – alles Hinweise auf geheime Bedeutungen.
Und nun der Hammer: Dieses entlarvende Foto – der Beweis schlechthin:

Erkennen Sie das Reptiloid in dem als Kind getarnten „Menschen“? (Archiv JvS)

Wenn man genau hinsieht, kann man schon in jungen Jahren bei diesem Blogger die wahre Herkunft als (maskierter) Reptiloid genau erkennen- versteckt hinter der harmlos tuenden Erscheinung eines Zweijährigen. Der „Teddy“ ist in Wahrheit ein Symbol niederträchtiger Tyrannei – wie jeder Wissende weiß. Und dann diese tückische Lächeln – das so lieblich tut. Alles nur Tarnung. Entlarvend ist, wie der arme Teddy gepackt wird – um gleich verschlungen zu werden, sobald der Fotograf endlich verschwunden ist.
Und sehen Sie den sechsen Finger an der rechten Hand, gut versteckt? Diese Aliens sind Meister der Heimtücke und Tarnung.

Aber ich setz jetzt noch eins drauf und verrate euch ein Geheimnis

Das hätte man schon spätestens beim Lesen von Frank Schätzings Roman Der Schwarm begreifen müssen:

Die Corona-Viren sind in Wahrheit nicht diese nano-winzigen Einzelkämpfer, sondern Teil einer wohlorganisierten Schwarmintelligenz. Jedenfalls werden sie das bald sein – nicht „in den Tiefen der Weltmeere“ (wie Schätzing irrtümlich annimmt, haarscharf an der Realität vorbei) sondern hier oben auf der Erde: in jedem von uns menschlichen Wirtskörpern. Im Moment probieren sie sämtliche Mutationen durch (300.000 sollen es bereits sein) – bis jene Variante entstanden ist (Covid superior), die dann den evolutionären Sprung zur superhochbegabten Schwarmintelligenz macht. Geht ganz schnell. Kommende Ostern ist es so weit. Oder meinetwegen auch erst an Weihnachten. „Die“ haben ja Zeit. Außerirdische haben immer Zeit.

Den Spaß auflösen

Hat es Ihnen Freude gemacht, sich ein wenig zu gruseln? Zu grübeln, ob der Autor dieses Blog tatsächlich so durchgeknallt ist, an so einen Quatsch zu glauben? Könnte ja sein. Heutzutage wird ja alles Mögliche geglaubt: Dass wir in einer Hohlwelt leben (noch schönere Variante: Auf der guten alten Scheibe des Altertums). Dass Corona ein Märchen ist und gar nicht existiert (kein Märchen: Corona-Hotspots haben sich als Hochburgen der AfD-Wähler erwiesen.) Das die Klimaerwärmung gar nicht existiert. Dass Raumschiffe irgendwann schneller als Licht fliegen werden*. Dass Zeitreisen möglich sind. Dass es unzählige parallele Universen in einem Multiversum gibt. Dass Jesus über das Wasser gewandelt ist und es dann in Wein verwandelt hat. Dass Bill Gates uns alles impfen lassen will – weil…

* Aber das mit dem überlichtschnellen Raumschiffen stimmt! Jawohl. Ich habe es doch in meinen Romanen Männer gegen Raum und Zeit und Sternvogel sehr detailliert beschrieben. Also muss es das auch geben. Irgendwann. Weil ich das so will.

MultiChronie

Das mit den „Reptiloiden“, die angeblich unter uns sind und uns unterwandern und versklaven wollen – das ist als Gerücht schon eine Weile unterwegs. Sie sind als Menschen maskiert (Kanzlerin Merkel ist ganz deutlich eine – warum sonst immer diese betuliche Geheimzeichen mit ihrer „Raute“?).
Wer es wissen wollte, konnte sich in der Fortsetzung der köstlichen SF-Parodie The Iron Sky bedienen. In Iron Sky 2: The Coming Race) geht es um Folgendes:
Obi, Tochter der Kolonieführerin Renate, entdeckt, dass der ehemalige Mondnazi-Führer Wolfgang Kortzfleisch immer noch auf der Mondbasis lebt. Er enthüllt ihr, dass er ein reptiloider, nie alternder Außerirdischer (ein „Vril“) ist, der mit einer großen Raumschiffbesatzung zur Zeit der Dinosaurier auf der Erde gelandet ist. Die Außerirdischen hatten gezielt in Richtung der Entwicklung der Affen zu einer intelligenten Spezies mitgewirkt. In historischer Zeit nahmen einzelne Vrils ein menschliches Äußeres an und griffen als gewalttätige Führer in die Geschichte ein. Kortzfleisch selber habe sich im Zweiten Weltkrieg vor seinem auf der Erde verbliebenen, als Adolf Hitler aufgetretenen Bruder auf den Mond geflüchtet. Die Vrils wohnen im Inneren der hohlen Erde, in die sie sich nach dem Atomkrieg der Mondnazis wieder zurückgezogen haben und leben dort von einer Energiequelle in Form eines heiligen Grals. Kortzfleisch will sich an seinem Bruder rächen, während für die am Rande der Existenz stehende Mondkolonie das Erdinnere als neuer Zufluchtsort interessant ist.
Das ist doch ein klarer Beweis: Im Film kann man diese Reptiloiden ganz deutlich sehen – sie existieren also!

Das mit den Vril ist als Idee ungefähr so alt wie Frankenstein und Dracula, wie man im Internet leicht feststellen kann:
Das Wort Vril stammt aus dem im Jahre 1871 erschienenen Roman The Coming Race (Das kommende Geschlecht) des englischen Schriftstellers Edward Bulwer-Lytton (1803–1873) und wurde vermutlich von dem lateinischen Wort virilis (‚mannhaft‘, ‚kraftvoll‘) abgeleitet.

Es hätte also dieser Bulwer-Lytton nur ebenfalls in jener Villa am Genfer See Gast bei Mary Shelley und John Polidori dabei sein müssen, 1816 im allerersten Schreib-Seminar (wie ich meine)… das wäre ein Spaß von Zufall gewesen! Ein „Trio infernale scribare“ (oder so ähnlich – mein Latein war nie super).

Keine FakeNews: Das Reptilgehirn

Desgleichen das mit dem „Reptilgehirn“ in uns Menschen. Davon habe ich erstmals 1973 staunend gelesen (weiß ich noch so genau, weil ich darauf im Zuge meiner Recherchen für mein Sachbuch Innenwelt-Verschmutzung“ gestoßen bin). Damit ist nichts anderes gemeint als jener urtümliche Teil des Gehirns, der auch als Riechhirn bezeichnet wird und stammesgeschichtlich tatsächlich uralt ist. In diesem Sinne stimmt es schon, dass wir etwas „Reptiloides“ in uns haben – aber wir alle, nicht nur Frau Merkel. Auch Frau von Storch und Frau Weidel sind in diesem Sinn „Reptiloide“ – und nur in diesem Sinn. Hoffe ich jedenfalls.
Ist echtes Erbgut der Menschheit, die ja ursprünglich, lange vor den äffischen Varianten, im Meer lebte und dort aus denselben gemeinsamen Vorfahren entstanden ist wie die Saurier und deren Nachkommen – also allerlei Echsen und Reptilien. Krokodile zum Beispiel. Ist zwar lange her – aber im Riechhirn schleppen wir das eben immer noch mit uns herum.
Sie glauben das nicht? Kleine Recherche im Internet:

Der Hirnstamm ist der älteste und tiefliegenste Teil des menschlichen Gehirns. Er hat sich bereits vor ca. 500 Millionen Jahren im Laufe der Evolution entwickelt. Er enthält die Hirnnervenkerne (siehe unten) und alle lebenswichtigen Bereiche wie die Atmung, die Regulation des Herzschlages, der Nahrungsaufnahme und der Darmtätigkeit. Da dies Grundvoraussetzungen für das Leben eines jeden Wirbeltieres sind, haben alle Wirbeltiere diesen Gehirnteil, und er ist bei allen nahezu gleich aufgebaut. Bei niederen (Nicht-Säugetier-) Wirbeltieren wie den Reptilien macht dieser Bereich sogar fast das gesamte Gehirn aus und trägt daher auch seinen Namen „Reptiliengehirn“.

Vielleicht greift das Corona-Virus deshalb gerne den Geruchsinn an – um ans daran zu erinnern? (Kleiner Scherz zum, Gruseln.)

Das war doch mal wieder ein hübscher multichroner Spaziergang: Von „vor 500 Millionen Jahren“ über 1816 (Villa am Genfer See) und 1871 (Bulwer-Lytton) nach 1962 und 1973 (JvS), von dort nach 2004 (Schätzing) und schließlich zu Kanzlerin Merkel (2005-2021). Sollte Ihnen schwindlig geworden sein: Tief durchatmen – ausatmen – einatmen – sanft das Riechhirn stimulieren (befindet sich gleich hinter der Nase).

Quellen
Anon: „Streiflicht“ der Südd. Zeitung vom 27. Jan 2012, S. 01.
Bulwer-Lytton, Edward: The Coming Race. London 1871.
Schätzing, Frank: Der Schwarm. (2004) Köln 2005 / 25. Aufl. (Kiepenheuer & Witsch).
Scheidt, Jürgen vom : Sternvogel. Minden 1962 (Bewin).
ders.: Innenwelt-Verschmutzung. München 1973 (Droemer).
Vuorensola, Timo (Regie): Iron Sky 2: The Coming Race. Finnland Deutschland 2019.
web: https://www.gehirnlernen.de/gehirn/der-hirnstamm-oder-das-reptiliengehirn/