In dem Film Don´t look up! weigern sich die Menschen, zu realisieren, dass demnächst ein Komet auf die Erde donnern und die Menschheit auslöschen wird, es sei denn, man unternimmt etwas dagegen. Aber einflussreiche Gruppen lancieren mit Erfolg eben diesen Slogan „Don´t look up“, und so nimmt denn das Ende der Menschheit seinen Lauf.
Leider ist das keine beliebige Satire, sondern da wird etwas auf´s Korn genommen und grimmig entlarvt, das aktuell von – ebenfalls sehr interessierten – Kreisen gegen die Warnungen vor der sich immer heftiger anbahnenden Klimakatastrophe unternommen wird: „Schaut einfach nicht hin – wird schon alles nicht so schlimm werden.“
Von wegen. Abgewandelt könnte man formulieren: „Schaut nicht nach vorne!“ (Ich habe das, den Filmtitel abwandelnd, englisch formuliert.) Unsere regierenden Politiker und Politikerinnen unternehmen derzeit wirklich wichtige Schritte, um die kommende Katastrophe abzufedern. Dazu gehört auch die Energiewende und die Umstellung alter energiefressender, karbonbasierter Öl- und Gasheizungen. Und was macht die BRÜLL-Zeitung? Sie polemisiert aggressiv mit der Schlagzeile auf der Titelseite (s. unten): „Die Politiker gefährden unser Lebenswerk.“
Ja, Omas „klein Häuschen“ könnte also in Gefahr geraten. Dass die Umstellung auf modernere Heizungen
° mit enormen Milliarden-Summen Härtefälle abgefedert
° und es unzählige Ausnahmeregelungen geben wird
° und dies alles zeitlich noch einige Jahre in der Ferne liegt
– geschenkt. Die BRÜLL-Zeitung braucht den Krawall und leiht jenen „armen Rentnern“ eine Stimme, die ihr Schäfchen meistens schon im Trocknen haben.

Abb.: BILD-Zeitung vom 08. April 2023 – ein schönes Oster-Ei
Was nicht in die Waagschale geworfen wird: Dass die nachwachsenden Generationen über nichts dergleichen verfügen und meistens nur eine eine höchst geringe Chance hat, sich so ein „Häuschen“ zur Verbesserung ihrer Altersrente anzusparen. Diese Jungen werden an Zahl immer weniger – und müssen immer mehr „Alt-Lasten“ (buchstäblich) finanzieren – nämlich die Renten von Senioren, die immer länger leben und häufig recht gesund sind. Ich gehöre mit meinen – noch recht rüstigen – 83 Jahren auch dazu (hab aber kein Häuschen ansparen können).
Lastenausgleich
Das alles erinnert mich fatal an die Zeit nach dem Weltkrieg. Damals waren 13 Millionen Deutsche aus Schlesien und dem Sudetenland in den Westen, also in die junge Bundesrepublik geflüchtet, meistens nur mit ein paar Kilo Fluchtgepäck. Sie alle mussten versorgt werden. Vom wem? Na, von denen, die AUCH Hitler gewählt und an die Macht gebracht hatten, aber von der Enteignung und Vertreibung verschont geblieben waren. Sie hatten Häuser und anderen Besitz – und sollten davon nun etwas abgeben. „Lastenausgleich“ hieß das und belief sich bei meinem Großvater auf 25 Prozent vom Vermögen oder Einkommen (so genau weiß ich das nicht mehr). Laut Wikipedia sah das so aus:
„Die Abgabe belief sich auf 50 % des berechneten Vermögenswertes und konnte in bis zu 120 vierteljährlichen Raten, also verteilt auf 30 Jahre, in den Ausgleichsfonds eingezahlt werden.“
Mein Großvater hatte den Zweiten Weltkrieg ohne Blessuren überlebt, besaß das vom Schwiegervater geerbte Haus und Baugeschäft – und jammerte trotzdem jedes Jahr, wenn es um die Steuererklärung (und den zu zahlenden „Lastenausgleich“ ging), wie ungerecht das alles sei. An Details erinnere ich mich nicht mehr – nur es er sich über diese Zahlungen furchtbar aufregte.
Aber durch diese gewaltige Umverteilung gelang es immerhin, die junge Bundesrepublik nach und nach auf solide wirtschaftliche Grundlagen für (fast) alle zu stellen. Ich erwähne das hier so ausführlich, weil ich annehme, dass auch das „furchtbare Unrecht“, welches demnächst den Häuslebauern und – besitzern mit ihren veralteten Heizungsanlagen angetan wird, zugunsten der jüngeren Generationen kein Weltuntergang sein wird. Wie meistens werden die Leute sich da irgendwie arrangieren und durchmogeln. So wie mein Großvater (und dann seine erbenden Kinder) brav dreißig Jahre lang jedes Vierteljahr sein Hundertzwanzigstel Lastenausgleich gezahlt hat. Und so schlimm, wie ein verlorener Krieg (oder der aktuell in der Ukraine tobende Krieg) wird es bei uns schon nicht werden – trotz Klimawandel.
Oder vielleicht doch? Wer eine plastische Ahnung davon bekommen möchte, wie das werden könnte, dem empfehle ich die aktuelle Serie Extrapolations bei Apple plus. Da kommt wirklich Grusliges auf uns zu. Also schaut nach vorne und versucht, etwas zu TUN, damit s nicht ganz so schlimm wird. Look forward!
Die Tage mit 36° Grad im vergangenen Sommer 2022 waren hier in München wirklich hässlich heiß (andernorts sogar 40°)! Also pflanzt viele Bäume in der Stadt und sorgt für gut kühlende Schneisen zwischen den Häuserschluchten und vor allem für weniger Bodenversiegelung durch immer neue „Häuschen“!
Oder zieht den Kopf ein und ergebt euch der Devise „Don´t look forward!“ Aber wundert euch nicht, wenn die Jungen sich auf den Straßen festkleben und immer aggressiver gegen den Wahnsinn der drohenden Katastrophe angehen! Lasst euch die Gelb-Westen-Demos in Frankreich eine Warnung sein – bei denen es doch nur um die Erhöhung des Rentenalters um zwei Jahre geht. Da lassen sich weit schlimmere Szenarien vorstellen. Die Science-Fiction hat diesbezüglich schon seit vielen Jahren manches vorausgedacht.
Und danke für das Mitgefühl mit den armen Rentner-Häusel-Besitzern, liebe BRÜLL-Zeitung!
MultiChronalia
1952 regte sich mein Großvater Karl Hertel darüber auf, dass er immer noch „Lastenausgleich“ zahlen müsse.
Am 08. Mai 2023 rege ich mich darüber auf, dass die BRÜLL-Zeitung sich darüber aufregt, dass die Rentner sich darüber aufregen, weil sie ihre Heizungen umstellen müssen.
2030 werden wir uns (falls wir noch leben sollten) darüber aufregen, dass es immer mehr Sommertage mit 45° Grad und darüber gibt und viele alte Rentner wegen der Hitze sterben.
Wenn Sie wissen wollen, was MultiChronalia sind und was es mit der MultiChronie auf sich hat – dann können Sie das hier im Blog auf der SEITE MultiChronie nachlesen (s. Link in der Blog-Leiste oben rechts).
Quellen
NN: „Die Politiker gefährden unser Lebenswerk“. BILD-Zeitung vom 08. April 2023, S. 1 (Aufmacher).
McKay, Adam (Regie): Don´t look up. USA Dez 2021 in den Kinos und bei Netflix.
#1578 _ 2023-04-10 / 20:31