Veränderungen durch KI

Jetzt habe ich doch glatt den Jubiläums-Beitrag „Nr. 300″ verpasst. Aber dieser Blog-Post “ 300″ über meine Erfahrungen mit ADHS und Ritalin passt ganz gut zu so einem Jubiläum.
Als ich am 08. April 2020 meinen ersten Beitrag in diesem Blog veröffentlichte, nannte ich das „Mein CAN-Blog“ und bezog mich damit auf die gerade explodierende Corona-Pandemie:
„… Hier notiere ich alle zwei, drei Tage, was mich im Verlauf der der Corona-Krise privat und beruflich bewegt. Wieso dieser Name CAN-Blog? CAN – das ist ein Akronym. Es steht für: CoronaAttackeNützen – nämlich nützen für Chancen…

Jetzt sind zwei Jahre vorbei. Corona hat sich beruhigt (ich stelle mir das wie einen freilaufenden Tiger oder Bären vor, der irgendwo im Gebüsch im Dunkeln schnurrt oder brummt und auf das nächste Opfer wartet). Der viel bedrohlichere Klimawandel wird noch immer nur halbherzig von der Verbrenner-Auto-Fans der FDP wahrgenommen, die verzweifelten Aktionen der jungen Leute, die sich auf Straßen festkleben, werden kriminalisiert. Dynamische, exponentielle Entwicklungen kommen auf uns zu, die noch immer den meisten Menschen in höchster Ignoranz „am Arsch vorbeigehen“, wie man so treffend sagt.

Abb. 1: Schon 1949 warnte Jack Williamson (Abb. 2) vor den Folgen „Künstlicher Intelligenz“ in seinem Roman The Humanoids, in dem Roboter die Herrschaft über die Menschen übernehmen.

Aber „Hallo!, Leute“: Die neueste Veränderung, die unser aller Leben auf den Kopf stellen wird, „schnurrt“ und „brummt“ gerade auf den Seiten der Gazetten und im Fernsehen:

KI ist ihr Name

Wer Science-Fiction liest, konnte schon in den 1940er Jahren andenken, was da auf uns zukommt – zum Beispiel in Isaac Asimovs I Robot (2004 mit Will Smith in der Titelrolle sehr frei verfilmt im Kino) oder in Jack Williamsons The Humanoids (deutsch: Wing 4 – noch nicht verfilmt). Die Grusel-Filme Matrix und Terminator (mit Arnold Schwarzenegger als Brachial-Roboter) haben schon mal die Apokalypse angedacht: Was passiert, wenn eine KI intelligenter und mächtiger wird als ihre menschlichen Erschaffer?

Wer mit Chat GPT-4 experimentiert (oder mit dem noch nicht ganz so „starken“ Chatbot GPT-3,5), bekommt eine leise Ahnung davon, was da auf uns zukommt – zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. Es geht schon los: Die Drehbuchautoren in Hollywood streiken aktuell auch mit dem Argument, dass KI ihre Arbeitsplätze gefährdet. Mit ähnlichen Argumenten entlassen bei uns in Deutschland die führenden Medienhäuser Springer und Burda derzeit mehr als 10.000 (!) Journalisten – die dann Bücher schreiben (mit Hilfe von KI, vermutlich) und Schreib-Seminare anbieten – oder was?

Die Pessimisten prophezeien, dass es nur anderthalb Jahre (!) dauern wird, bis die stärkste KI die Herrschaft übernimmt und schlimmstenfalls die Menschheit eliminiert. Und was machen wir dagegen? „Don´t look up“ rufen (wie im Film mit diesem Titel) und hoffen, dass der Komet resp. die KI nicht herniederfährt, wie die apokalyptischen Reiter in Zeiten von Armageddon und Ragnarök?

Oder werden die Optimisten (zu denen ich mich manchmal zähle) Recht haben und wir eine Menge Vorteile vom Siegeszug so einer KI haben?

Im nächsten Beitrag stelle ich ein Experiment vor, bei dem ich Chat GPT benützt habe, um ein Sachbuch zum Thema „MultiChronie“ zu entwickeln – hat gerade mal drei Minuten gedauert und erstaunlich effektive Ergebnisse geliefert. (Wer meinen Newsletter hyperWriter abonniert hat, konnte das schon vorab lesen).

Als Jack Williams 1965 bei mir in München zu Besuch war, bat ich ihn, mir eine Widmung in die deutsche Ausgabe Wing 4 seines Romans The Humanoids zu schreiben (s. Abb. 3). Er endete diese Widmung mit: “ – trusting that his cybernetic researches will not bring forth the humanoids!“ Muss man, glaube ich, nicht übersetzen.

Er bezog sich auf ein Seminar, das ich 1962 im Soziologischen Institut der Münchner Universität LMU durchführte, bei dem wir, etwa ein Dutzend Studenten aus verschiedenen Disziplinen, über neue Bücher zur Kybernetik diskutierten. Ich habe das damals nur in Form von Erzählungen weiterverfolgt, etwa in meinem Roman Der geworfene Stein. (s. daraus hier im Blog das Kapitel „Der metallene Traum„). Aber andere haben das in Form immer raffinierterer Experimente auch technisch wirksam weitergetrieben. Und heute sind wir genau bei dem Zustand der „cybernetik researches“, vor dem Williamson 1949 schon sehr anschaulich gewarnt hat. Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung kann man fast täglich darüber lesen. Und es ist kein Zufall, dass Themen wie das Bedingungslose Grundeinkommen und Forderungen der Gewerkschaft Verdi nach einer „32-Stunden-Woche“ immer lauter werden. Die Schrift steht groß und deutlich an der Wand (und die Wikipedia übersetzt das gerne):

Menetekel

Man sollte sie besser zur Kenntnis nehmen.

Abb. 3: Widmung von Jack Williamson in mein Exemplar von The Humanoids / Wing 4 (Archiv JvS)

Quellen
Asimov, Isaac: Ich der Robot. (1940 ff) Düsseldorf 1952 (Rauchs Weltraumbücher).
Cameron, James (Regie). Terminator I. USA 1984 (Orion).
Proyas, Alex (Regie): I Robot. USA 2004 ( Twentieth Century Fox).
Scheidt, Jürgen vom: Der geworfene Stein. Percha bei München 1975 (R.S. Schulz).
Wachowsky Brothers (Regie): Matrix. USA 1999 (Village Roadshow Movies).
Williamson, Jack: Wing 4 (The Humanoids). (USA 1949). Düsseldorf 1952 (Rauchs Weltraumbücher).

302 _ #1607 _ 11. Mai 2023/14:55

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