„Optimismus und Overkill“ – eine Geschichte der Science-Fiction…

… in der jungen Bundesrepublik. Ein großartiges Buch, dem ich gleich vorab ein dickes Lob spenden will, obgleich ich es noch nicht ganz gelesen habe. Aber viele Details überzeugen mich bereits.
Und wem würde nicht angesichts des aktuellen Kriegs von Massenmörder Putin gegen die Ukraine und seinen nicht leicht dahin gesagten Drohungen mit Atomschlägen die Aktualität dieses scheinbar so akademisch daherkommenden Buches auffallen, vor allem das zweite Stichwort des Titels: „Overkill„. Das bezieht sich auf die Atomkriegsängste der 1950er und 1960er Jahre, welche die Science-Fiction jener Jahre sehr geprägt haben und natürlich auch die Politik überall in der Welt – und die nun urplötzlich sehr gegenwartsnah sind und gar nicht „Science Fiction„.

Abb.: Ausschnitt des Titelbilds zu Hans Feys Kompendium (Memoranda-Verlag Berlin 2022)

Die Zeitspanne von „1945 bis 1968″ deckt gut auch die Jahre ab, in denen ich für SF empfänglich und zum SF-Aficionado“ wurde. Die Bezeichnung „SF-Fan“ habe ich nur ganz zu Beginn auf mich angewendet, als ich 1955 Mitglied im SFCD wurde.
Ich bin auch heute, nach langer Pause (von 1962 bis 2021) wieder Mitglied geworden – nicht zuletzt weil dieses Buch von Hans Frey mich wieder mit den frühen Wurzeln meiner Begeisterung für diese Literaturgattung in Verbindung gebracht hat, vor allem mit den Themen und Menschen, die mir vieles gegeben und mich geprägt haben.
Das ich im Buch mehrfach selbst genannt werde als Teil dieser Epoche und dieses Genres, hat mir verständlicherweise geschmeichelt – wem ginge das nicht so. Aber dies soll nicht meinen kritischen Blick trüben, den ich jedem Buch gegenüber erst einmal habe.

Ich werde dieses Kompendium demnächst noch ausführlich würdigen, sobald ich es ganz gelesen habe. Aber ich verrate kein Geheimnis, dass es mir schon beim Öffnen des Päckchens richtig Freude gemacht hat – eben weil es von der Science-Fiction handelt, diesem „blauen Faden“ meines Lebens. Das umfangreiche Paperback (538 Seiten! – und dies als dritter Teil von geplanten fünf Bänden) überzeugt sofort durch seine Ästhetik, die umfangreiche Bebilderung und überhaupt durch die ganze äußere wie innere Erscheinung – gut lesbar, übersichtlich, bei aller Fülle der Details den Leser nicht erschlagend, weil bestens gegliedert.
Man merkt dem Buch an, dass Hardy Kettlitz vom jungen Memoranda-Verlag sich auf dieses verlegerische Abenteuer nicht nur mit großem Enthusiasmus eingelassen hat, sondern auch mit viel Erfahrung und vor allem Begeisterung für das Genre „Science-Fiction“.
Diesem Literatur-Genre bin ich selbst immer wieder auch äußerst kritisch gegenüber gestanden – aber ich habe ihm und seinen Protagonisten (den Autoren der Geschichten wie den Figuren darin) letztlich so viel zu verdanken wie sonst keinem kulturellen Einfluss – von der Psychoanalyse einmal abgesehen.(aber das ist „eine andere Geschichte, die soll ein andermal erzählt werden“ – wie Michael Ende das so einmal so wunderbar formuliert hat).*

* Gar nicht sf-mäßig modern war übrigens die Lieferung dieses Buches. Es kam nicht per Drohne bei mir zum Fenster herein, sondern ich musste mit dem Abholschein des Postboten (dessen Klingel ich wohl überhört habe), zu einer 20 Strampelminuten entfernten Post-Station in einem Geschäft radeln und das Buch dort am nächsten Tag abholen. Nun ja, um so kostbarer wurde auch dadurch der Inhalt.

Was mich jedenfalls gleich zu Beginn der Lektüre (die ich im Café sofort begonnen habe) positiv einstimmte, war nach dem besonnen abwägenden Vorwort von Hans Frey die kleine Zeittafel zur Einstimmung. Die hätte ich mir als Anhang gerne noch ausführlicher gewünscht (weil nichts den Leser besser in eine Thema reinbringt, als so ein chronologisches Aufblättern) – aber das sehr ausführliche Register entschädigt dafür.
Mehr zu diesem Buch, wie erwähnt, demnächst.

Meine Sympathien hat Frey auch sofort bekommen, als ich nachschaute, ob und wie er Anton M. Kolnbergers Auf unbekanntem Stern perzipiert hat. Was er da – sehr positiv – schreibt, hätte ich für dieses mein allererstes und bis heute Lieblings-Buch (nicht nur innerhalb des SF-Genres) nicht anders formuliert. Er steuert sogar noch Hintergrundwissen zum Autor bei, das ich nicht kannte. Vielen Dank!

Quelle
Frey, Hans: Optimismus und Overkill. Berlin 2022 (Memoranda). Klappenbroschur 538 Seiten – 26,90 €.
Kolnberger, Anton M.: Auf unbekanntem Stern. Nürnberg 1948 (Die Egge).

Abb. 2: Das komplette Titelbild (Memoranda-Verlag Berlin 2022)

aut #1270_2022-04-07/15:33

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