(Fans von Star Wars werden mich vielleicht steinigen oder ihre Shitstorm Trooper vorbeischicken – sei´s drum.)
Es hat mir schon als Jugendlicher großen Spaß gemacht, Science-Fiction nicht nur wegen der schrägen Geschichten aus exotischen fernen Zukunfts-Welten zu lesen, sondern auch Fehlern darin nachzuspüren:
° Fehlern in der Erzähl-Logik,
° und wissenschaftlichen „Falschmeldungen“.
Letztere betrafen nicht etwa die möglichen neuen Techniken und wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Zukunft („Was wäre wenn?“) – sondern schlichten Unsinn, was die Grundlagen der Physik und anderer Naturwissenschaften angeht. Ich besaß sogar als 14jähriger die Kühnheit, den Erdkundelehrer vor versammelter Klasse zu „korrigieren“, weil er die Reihenfolge der Planeten im Sonnensystem falsch aufzählte: „Erst kommt der Jupiter, dann der Saturn, Herr Studienrat“. Wie man sich halt als Teenager gerne als „Besserwisser“ großtut.
Man macht sich damit nicht beliebt – weder bei Lehrern noch bei Autoren – aber es macht irgendwie Spaß, etwas zu entdecken, was andere übersehen haben.

Abb.: Weltraum-Ritter Jin Djarin mit Laser-Schwert (© Disney+ – TV-Serie The Mandalorian, Staffel 3, Episode 1)
Beliebte Fehler in der Science-Fiction jener Jahre, die gerne deutschen Autoren unterliefen, aber vor denen auch die Angloamerikaner nicht gefeit waren:
° Leben auf dem Planeten Venus, etwa eine „Dschungelhölle“ mit Sauriern? So etwas konnte man in der Heftserie Jim Parkers Abenteuer im Weltraum noch 1954 behaupten, weil man es nicht besser wusste. Seit den russischen Sonden ab den 1960er Jahren weiß man jedoch, dass es auf dem zweiten Planeten unseres Sonnensystems kein Leben geben kann, schon gar keine „Saurier“ – bei Temperaturen um 460 ° Celsius und tödlichem Atmosphärendruck ein Ding der Unmöglichkeit.
° Oder dass es auf der Rückseite des Mondes (für uns von der Erde nicht sichtbar) eine Sauerstoffatmosphäre geben könnte (auch das eine „Realität“ bei Jim Parker). Seit der ersten Mondumrundung und der Mondlandung 1969 ist das nicht mehr vermittelbar. (Obwohl es Frank Schätzing in Limit doch nochmal versucht hat.)
° Oder eine atembare Atmosphäre auf dem Mars? Mars-Kanäle? Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts war der rote Planet noch eine Spielwiese für die Phantasie, etwa in Edgar Rice Burroughs´ The Princess of Mars . Eine reizvolle Möglichkeit, dort herumzuspazieren wie auf der Erde, nur mit halbem Gewicht. Aber in der Verfilmung John Carter – Zwischen den Welten bereits ein Ding der Unmöglichkeit nach allem, was man heute über den Mars weiß. Doch als nostalgisches Zitat der Originalgeschichte von 1912 immer noch ein großer Spaß. Genau wie die Mars-Kanäle als Zeugnisse einstiger Hochkultur auf dem erdnächsten Exoplaneten.
Dies konnte man also noch in den 1950er Jahren phantasieren. Aber heute – nach all den aktuellen Forschungsergebnisse der Mond-, Venus- und Mars-Sonden?
Und glaubt James Cameron im Ernst, dass es auf Pandora so etwas wie das Metall Unoptanium geben könnte, das die Schwerkraft aufhebt – oder dass man mit irgendeinem technischen Apparat die Persönlichkeit eines Erdenmenschen in einen geklonten Pandora-Bewohner transferieren könnte – Seelenwanderung also?
Aber die schwebenden Felsen von Pandora sind eine wunderbare Idee und auch prächtig anzuschauen.
Ebenso ist das futuristische Metall Vibranium in den Marvel-Superhelden-Epen um den Schwarzen Panther purer Nonsense. Aber so etwas ist in so einem Comic-Universum wie in jeder magischen Märchenwelt halt möglich und hübsches Spielmaterial.
Heute unbekannte Metalle sind wirklich Märchenstoff. Das könnten realiter nur unglaublich schwere und extrem kurzlebige, radioaktiv zerfallende Transurane sein – schwer vorstellbar, dass es jenseits des Lawrenciums stabile Transurane geben könnte!
Helm ab zum Gebet – verboten!
Nun zu Star Wars von George Lucas – diesem Märchen-Universum, das mit Science-Fiction (als das diese Geschichten gerne ausgegeben werden) so viel zu tun hat wie Harry Potter (dessen Autorin J.K. Rowling aber gar nicht erst versucht, das als mögliche Realität zu verkaufen). Die TV-Serie Mandalorian ist ein Ableger des Star Wars-Universums mit all seinen Märchen-Figuren und -Geschichten. Aus den aktuellen 2020er Jahren stammt dieser Schwachsinn:
Die Mandalorianer sind buchstäblich Ritter in Metallrüstungen. Die „flotte“ Ausgabe verfügt über eine Art Rucksack-Raketenantrieb. Der Kodex dieser Elitetruppe (eigentlich mehr eine religiöse Sekte) verpflichtet sich, den Helm nie wieder abzulegen. Was in der aktuellen dritten Staffel (Disney+ ab März 2023) den Plot abgibt. Der Mandalorianer Jin Djarin tut nämlich genau dies: Er nimmt seinen Helm ab. Dadurch fliegt er aus der Truppe (was ihm die Matriarchin der Sekte sehr deutlich macht).
Das muss man sich mal realistisch vorstellen: Da trägt jemand nicht nur ein Leben lang und Tag und Nacht diese Metallrüstung (wie ist das bei 40° im Schatten – oder bei 10° unter null?) – sondern darf laut religiöser Selbstverpflichtung nicht einmal den Helm abnehmen! Wie rasiert man sich dann (es sind ja fast alles männliche Protagonisten) , wie putzt man seine Zähne, wie wäscht man sich? Der Mann mit der Maske aus der französischen Mantel-und-Degen-Zeit der Drei Musketiere um 1650 vermittelt sehr realistisch das schreckliche Gefühl, das so ein Metallhelm über dem Kopf auslösen würde. Jeder, der in Corona-Zeiten länger als eine Viertelstunde mit Schutzmaske (die ja nur Nase und Mund bedeckt) herumlaufen musste, versteht sofort, wie klaustrophobisch sich ein ganzer Helm anfühlen müsste. Und das Tag und Nacht?
Bullshit, Hollywood!
Diese Mandalorianer würden schon nach drei Tagen stinken wie das letzte Schwein! Wer denkt sich so etwas Hirnrissiges aus? Naja, die super bezahlten Showrunner von Hollywood eben.
Und dann diese bescheuerten Laser-Schwerter. Kinder lieben sie, laufen im Fasching damit herum. Ein großer Spaß, zugegeben. Aber als „Waffe“ bei Kämpfern erwachsener Krieger in einem zukünftigen Universum mit Raumschiffen zwischen den Sonnensystemen? Wo jede Distanzwaffe (Pistole, Revolver, Gewehr, selbst Pfeil und Langbogen oder eine einfache Armbrust) jedem Schwert überlegen wäre? Und für diesen und anderen Unsinn hat die Walt Disney Corp. George Lucas, vier Milliarden Dollar bezahlt!
Aber die Fans lieben es, kaufen sogar komplette Rüstungen der Storm Trooper (Vorbild: Hitlers Mördertruppe SS) und die Kasse klingelt. George Lucas hat eben den richtigen Riecher gehabt: Die Menschen wollen Märchen ( und sei es „in einer fernen Galaxis“) – auch als Erwachsene, heute eben im Gewand von Science-Fiction. Aber mit der physikalischen Realität des Universums hat all das nichts zu tun.
Mein Fazit speziell zur Serie um den Mandalorian: Mandalorianischer Mist. Aber als reine Unterhaltung ein gut gemachter Märchen-Spaß, für Erwachsene und andere Kinder. Vor allem der Kampf gegen dieses grausige Seeungeheuer in der ersten Episode – ein Heidenspaß wie weiland bei Sindbad dem Seefahrer der Kampf mit dem Zyklopen. Kurioses Kasperletheater eben. Und ein prächtiges Beispiel für MultiChronie mit extrem unterschiedlichen Zeitschichten:
° Mittelalterliche Vergangenheit (Ritterrüstungen, Schwerter, Jedi-Ritter als quasi-religiöser Orden in der Art von König Artus´ Tafelrunde in Camelot, alles in einem galaktischen Kaiserreich spielend) und im Kontrast dazu
° ferne Zukunft mit überlichtschnellen Raumschiffen zwischen exotischen Sternensystemen, Rucksackraketen, Strahlenpistolen und besagte Laser-Schwerter (wie die funktionieren sollen, konnte mir noch niemand sagen).
Aber wie gesagt: Bei allem physikalischen Unsinn – prächtige Unterhaltung für alle Altersklassen. (Der Mandalorianer und Kopfgeldjäger Boba Fett in der anderen Parallel-Serie ist mir sympathischer – gerade weil er seine Rüstung immer wieder abnimmt.)
Quellen
Burroughs, Edgar Rice: Princess of Mars. (1912 ca.) New York 1912.
Coogler, Ryan (Drehbuch und Regie): Black Panther. USA 2018 (Disney).
Favreau, Jon (Idee und Showrunner): Das Buch von Boba Fett. USA 2021-22 (Disney+).
Favreau, Jon (Idee und Showrunner): The Mandalorian, Staffel 3, Episode 1 USA 2023 (Disney+).
Lucas, George (Drehbuch und Regie): Krieg der Sterne. Erster Film der Serie. USA 1977.
Schätzing, Frank: Limit. Köln 2009 (Kiepenheuer & Witsch).
Tjörnsen, Alf: In den Dschungeln der Venus. Jim Parker Heft 12. Rastatt 1954 (Pabel).
Stanton, Andrew (Regie): John Carter – Zwischen zwei Welten. USA 2012.
296 _ #1504 _ 2023-03-07/19:10
Ein Kommentar zu “Mandalorianischer Mist”