Prof. Habermas: Putin ist ein Psychopath

In einem großen Aufsatz in der aktuellen Süddeutschen Zeitung (15. Feb 2023) bittet der Frankfurter Soziologe und Philosoph Prof. Jürgen Habermas geradezu händeringend darum, Deutschland und der Westen möge nicht weiter nur die Ukraine aufrüsten, sondern vor allem mit Putin verhandeln. Aber als Psychologe kann ich nur dazu sagen: Sie irren sich, Herr Professor. Philosophen und Soziologen argumentieren verständlicherweise aufgrund ihrer speziellen Deformation professionelle von einer übergeordneten Warte, in diesem Falle von der Warte der Soziologie vulgo Gesellschaftswissenschaften und der Philosophie.
Aber damit kommt man gegen einen wie Putin nicht an. Deshalb argumentiere ich aus der Sicht meiner eigenen Deformation professionelle als Psychologe, der gewöhnt ist, in die Köpfe der Menschen zu schauen. Ja, das kann man und das muss man – auch wenn das immer nur heißen kann: Ernst nehmen, was diese Menschen von sich geben. Was sie wirklich denken – das kann auch der erfahrenste Psychologe nur vermuten.

Abb.: Nur so eine Science-Fiction-Fantasy: EMP-Schlag gegen Moskau – Handskizze eines Nato-Generals (Archiv JvS 2022-10-02)

Aber nehmen wir doch den Herrscher im Kreml ernst mit seinen Äußerungen. Sie lassen sich alle ganz gut zusammenfassen unter dem Etikett „Psychopath“. Wie alle Ferndiagnosen ist so etwas mit Vorsicht zu genießen. Aber wir können uns ja orientieren an Erfahrungen mit Leuten wie Adolf Hitler, von denen wir inzwischen ganz gut wissen, wie sie getickt und was sie in ihrem „Kopf“ gedacht haben – weil wir die Folgen ihres Denkens und Handelns sehr gut überblicken.
Ja, Herr Prof. Habermas, ich bin auch für „Frieden ohne Waffen“ und fürs Verhandeln, Verhandeln, Verhandeln – für das Schließen von Kompromissen, wie es eine gut funktionierende Demokratie ermöglicht und verlangt.
Aber mit Psychopathen kann man nicht verhandeln. Die andere, moderne Bezeichnung „Soziopath“ trifft es nämlich noch genauer: Einer wie Putin ist, nach allem, was man bisher über ihn weiß und was er bisher von sich gezeigt hat, ein total un-empathischer Mensch (ja, das ist er, ein Mensch und kein Alien), der auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt – nur auf sich selbst. Wenn es stimmt, dass er inzwischen der reichste Oligarch Russlands ist, und wenn man seine eigenen überlieferten Statements ernst nimmt (und das sollte man) – dann interessiert ihn nur eines: Seine eigene Rolle im Weltgeschehen und die ist:

Ich in der tollste russische Zar, noch toller und rücksichtsloser als Iwan der Schreckliche, es gibt keinen besseren neben mir.

Man kann dies leicht an Putins bisherigen mörderischen Aktionen gegen die Ukraine und deren Bewohner festmachen. Entlarvender ist jedoch, wie er seine eigenen Soldaten und sein eigenes Land und die russische Wirtschaft behandelt – nein: misshandelt: nämlich absolut rücksichtslos.

Genau deshalb kann man mit ihm nicht verhandeln. Denn wie jeder Soziopath wird er jede Verhandlung nur führen, um seinen eigenen Vorteil zu sichern und zu vergrößern – seinen persönlichen Vorteil, wohlgemerkt. Es interessiert ihn nicht im mindesten, ob das zum Vorteil Russlands und seiner Bewohner ist; das hat er bisher ja deutlich gezeigt.

Also, Herr Professor Habermas: Wie kann man mit so jemandem verhandeln? Haben Sie denn nichts gelernt aus dem Verhalten von Adolf Hitler – der aus persönlichem Revanche-Denken unbedingt einen weiteren Weltkrieg wollte und jede Verhandlungsbereitschaft der politischen Gegner nur zu einem benützte: Seinem persönlichen Vorteil. Das hieß, Reichskanzler zu werden und zu bleiben und der GröFaZ zu sein: „Der größte Führer aller Zeiten“. Das war ein politischer Witz im Dritten Reich – aber es war leider die bittere Wahrheit. Nicht einmal die Niederlage von Stalingrad 1943 konnte Hitler zu Verhandlungen bereit machen. Er wollte sogar („Nero-Befehl“) lieber den Untergang Deutschlands und der Deutschen als einzusehen, dass er sich geirrt hatte – und aus dem großmäuligen „Tausendjährigen Reich“ gerade mal lächerliche zwölf Jahre geworden waren und der totale Untergang dieses Dritten Reichs.

Und ja: Prof. Habermas hat recht, wenn er betont, dass die Ukraine „den Krieg nicht verlieren darf“. Aber wie soll das gehen, wenn man einen Eiertanz aufführt, bei dem „die andere Seite nicht das Gesicht verlieren darf“?

Mit Putin ist das unmöglich. Er hat mit der Annexion der Krim 2014 gezeigt, dass er Vabanque spielen und gewinnen kann. Kostete ja nur ein paar Tausend Soldaten und Zivilisten das Leben, nicht die eigenen Kinder. Seit dem 28. Februar 2022 versucht dieser Hasardeur und Pausenhofschläger dasselbe Vabanque-Spiel mit der ganzen Ukraine und opfert inzwischen (die ukrainische Seite eingerechnet) Hunderttausende Soldaten und Zivilisten (darunter unzählige Kinder).
Auch Putin betrachtet sich als GröFaZ. Das sieht man daran, wie er seine Generäle und Mitarbeiter und ausländische Emissäre behandelt – an diesem irrsinnigen größenwahnsinnigen Tisch (!). Und wie er diesen Krieg gegen einen theoretisch weit unterlegenen Gegner führt: Mit einer Fehlentscheidung nach der anderen und absolut beratungsresistent.
Warum zieht man daraus nicht die einzige sinnvolle Schlussfolgerung: Verhandeln ja, unbedingt – aber nur mit Putins Nachfolgern (die man entsprechend hofieren und präparieren sollte) – niemals mit dem Psycho-Soziopathen Putin selbst.

Deshalb sind Putin-Versteher und Putin-Freunde (wie der frühere Bundeskanzler Schröder) absolut ungeeignet, weil „freundschaftsblind“. Und politische Totalversager wie Putin-Versteher Donald Trump (die in dem Kreml-Herrscher nur ihr eigenes Spiegelbild wiederfinden) sind es ebenfalls.

Es ist hochinteressant, dass die SZ die Ausführungen von Prof. Habermas, denen sie fast zwei Zeitungsseiten einräumt, mit einem zwar wesentlich kleineren, aber sehr aufschlussreichen Artikel des erfahrenen Politikjournalisten Kurt Kister begleitet, um nicht zu sagen: konterkariert. Dieser Beitrag ehrt den greisen Frankfurter Philosophen, hinterfragt jedoch seine Haltung „Verhandeln um (beinahe) jeden Preis“ doch sehr deutlich.

Ein Verdacht

Vielleicht ist es ja so, dass man der Ukraine Kampfjets und anderes moderne Kriegsgerät nur deshalb so zögerlich liefert, weil der Westen (vor allem die USA) es nicht ungern sähen, wenn Russland in einem jahrelangen Stellungs- und Abnützungskrieg zunehmend geschwächt und wirtschaftlich ausgeblutet wird. Um gewissermaßen geopolitisch zu vollenden, was in den 1990er Jahren mit dem Ende der Sowjetunion nur teilweise gelang. Die Ukraine bekommt dabei zu wenig zum Leben – und zu viel zum Sterben. In Israel funktioniert diese Strategie des Stellvertreterkriegs ja seit 1948 recht gut.
Zur Deformation professionelle von Militärstrategen und westlichen politischen Führern könnte das ganz gut passen.
Aber das ist nur mein Verdacht, wie gesagt.

Für´s Poesiealbum:

„Die Psychopathen sind immer unter uns. In kühlen Zeiten begutachten wir sie – in heißen Zeiten regieren sie uns.“ (Ernst Kretschmer 1929).
„Ich glaube, der Beitrag der Soziopathen in ruhigen Zeiten wird noch immer unterschätzt…“ (K.R. Eissler 1968).

Quellen
Eissler, K.R.: „Zur Notlage unserer Zeit“. (1968). In: Psyche, Jg. 22,  S. 641-657) und in Scheidt 1975, S. 275.
Habermas, Jürgen: „Ein Plädoyer für Verhandlungen“. In: SZ Nr. 38 vom 15. Feb 2023, S. 10/11 (Feuilleton).
Kister, Kurt: „Was treibt diesen Mann?“ (gemeint ist Habermas). In: SZ Nr. 38 vom 15. Feb 2023, S. 10/11 (Feuilleton).
Kretschmer, Ernst.: Geniale Menschen. Berlin 1929, S. 20.
Scheidt, Jürgen vom (Hrsg.): Psychoanalyse. München 1975 (Nymphenburger Verlagshandlung).

292 _ #1502 vom 15. Feb 2023/12:53

Ein Kommentar zu “Prof. Habermas: Putin ist ein Psychopath

  1. Trump sagte vor ca. 11 Stunden: dass der Weltkrieg niemals näher an uns gewesen sei, als zum jetzigen Zeitpunkt. (Forbes Breaking News auf YouTube.) Trump, bei vielen fast so verhasst wie Putin, auch bei meinen amerikanischen Freundinnen, sagte ebenfalls, dass die Politiker gut darin seien, (Militärs und sonstige Politiker) einen Weg in den Krieg zu bahnen, aber keine Möglichkeit fänden sich wieder herauszuwinden. Die Weltwoche Daily, Deutschland Ausgabe sah Trump gestern um etliche Prozentpunkte vor Biden. Ich hoffe auf Trump und „am Leben bleiben“. Und abwarten, ob diese Sicht berechtigt ist. Doro

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