°Der Augenblick des Vertrauens (Story)

 „Das ist wundervoll“, sagte der junge Mann zu dem Greis, „dass Sie das einzige Archiv aus der Alten Zeit vor der Weltdiktatur gerettet haben, das nicht manipuliert ist.“
Ehrfurchtsvoll betastete er die Kästen mit Hängemappen, voll mit bedrucktem Papier und handgeschriebenen Dokumenten, die der Greis ihm offenbart hatte.
„Und da drin steht die unverfälschte Wahrheit, wie es wirklich war in der Welt, ehe alle anderen Archive vernichtet oder verändert wurden?“
Der Greis nickte bedächtig: „Unverfälscht natürlich nur, soweit das jemals wirklich möglich war. Aber früher hat man sich wenigstens noch um Wahrhaftigkeit bemüht.“.
„All diese schönen Handschriften – heute schreibt ja niemand mehr mit der Hand.“
„Ich schon“, murmelte der Greis, „manchmal. Ein wenig Tagebuch. Briefe, die niemand mehr liest außer mir. Aber es ist mühsam geworden. Die Gelenke, verstehen Sie, die Arthritis -„
„Ich danke Ihnen für das große Vertrauen, mich in Ihr Geheimnis einzuweihen und vor allem keine Angst zu haben vor diesem großen Schritt.“
„Was bleibt mir anderes übrig – in meinem hohen Alter. Meine Tage sind gezählt.“
Der junge Mann nickte verständnisvoll. Dann holte er das Feuerzeug aus der Tasche.

Abb.: All die schönen alten Handschriften…. (Photo by Pixabay on Pexels.com)

282 _ aut #1452 / 2022-09-28/11:06 (1996-08-19)

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