Musikalische Begleitung

Als Schüler und Student war Musik immer dabei, wenn ich lernte oder las. Das gewöhnte ich mir ab, als mein Schreiben professioneller wurde und ich irgendwann begriff, dass die Musik mich nur ablenkte und der „nervliche“ Aufwand an Konzentration unnötig groß war. Das war dem kreativen Prozess nicht gerade förderlich – und dem Kunstgenuss war es auch nicht zuträglich, die Musik nur nebenher laufen zu lassen.
Ich ging gerne in Konzerte, meine Frau Ruth immer dabei – wenn indische Musik geboten wurde, oder guter Jazz.

Dann kam die Schwerhörigkeit – und mit der Fähigkeit, „direkt“ zu hören, schwand die Lust an Konzerten. Auch Theaterbesuche reizten mich nicht mehr; das Abonnement bei den Kammerspielen wurde storniert. Und was sollte all dieser Aufwand, sich festlich anzuziehen und sich unter wildfremde Leute zu mischen –

Ruth und ich genossen es dafür ab da sehr, Konzerte auf DVD und Blu-ray zu hören. Tina Turner in Amsterdam als akustisches und optisches Spektakel ersten Ranges. Peter Gabriels phantastische Secret World, ebenfalls als Konzert-Aufzeichnung auf Blu-ray. Die Aufzeichnung der Inszenierung der Zauberflöte von Mozart in der Münchner Oper –

Von klassischer Musik hörten wir gerne die Mahler-Symphonien – den Pergolesi – den Vivaldi. Ansonsten vor allem indische Musik, guter Rhythm´n´Blues (von John Lee Hooker und Otis Redding – dessen „Sitting on the Top of the Bay“ war einer unserer vielen gemeinsamen Favoriten.)

Ruths Parkinson-Krankheit ab 2009 und dann ihr Tod 2016 ließen diese Lust an der Musik irgendwie erlöschen. Ab da schaute ich mir lieber Filme auf DVD und Blu-ray an – mit dem großen Flachbildschirm ist der Genuss kaum mehr von dem im Kino zu unterscheiden – und weniger aufwendig. Und Kino in Corona-Zeiten ist nicht mehr unbedingt erstrebenswert. Was erstaunlich ist, denn ich war ein ausgesprochener Kinonarr.

Die Wende: neue Hörgeräte

Das mit dem Musik-Hören hat sich überraschend wieder geändert, seit ich die neuen Hörgeräte habe die ich via Bluetooth direkt mit dem CD-Player und dem Fernseher koppeln kann – ein Kunstgenuss ohnegleichen – weil der Frequenzbereich nicht mehr durch Kopfhörer eingeschränkt ist, sondern dem normalen (gesunden) Hörbereich und Hörgenuss entspricht.

Lange Vorrede kurzer Sinn: Ich höre gerne wieder Musik. Manchmal auch, wenn ich am Blog arbeite. Dabei habe ich entdeckt, dass zu manchen Themen eine bestimmte Musik gut passt und den kreativen Prozess fördert*.

* Mein Tipp für Menschen mit Schreib-Blockaden: Eine passende Musik finden, welche die Lust am Schreiben stimuliert!

Begleit-Musik

Ich werde in Zukunft immer am Schluss eines Beitrags die Musik nenne, die seine Entstehung angeregt oder begleitet hat. Diesmal waren das zwei CDs:

Die CD Thimar des Anour Brahem Trios war ein Geburtstagsgeschenk meines Bruders Stefan. Sehr schöne arabisch-jazzige Musik mit Oud (Anour Brahem), Doppelbass (David Holland) und Sopransaxophon bzw. Bass-Klarinette (John Surman) – erinnert mich sehr an Jan Gabareks Auftritte mit dem indischen Geiger Shankar.
Und dann diese nervösen Be-Bop-Soli von Charlie Parker! Erstaunlich, was die Musiker in die damals üblichen drei Minuten hineinpressten, die von der Jukebox verlangt wurden. Heute sind Jazz-Stücke von zehn Minuten und länger fast schon die Regel. Das gigantische „Africa“ des John Coltrane Quartetts dauert 16:22 Minuten, „A Love Supreme“ insgesamt fast eine halbe Stunde.

Quellen
Anour Brahem Trio: Thimar . München 1998 (ECM Records).
Coltrane, John: Africa / Brass. USA 1961 (Impulse).
ders.: A Love Supreme. USA 1986 (MCA).
Parker, Charlie und Begleitung: Charlie Parker Masterworks 1946-1947. (USA 1947). Deutschland 1989 (Joker Tonverlag).

aut #1084 _ 2021-07-04/13:01


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