Birkenlabyrinth forever

Das verblüfft mich jetzt aber: Obwohl die Gemeinde das Labyrinth 2012 von der Wiese entfernt hat – ist es bei Google Earth noch immer verzeichnet. Wenn man dort „CH-3935 Bürchen“ eingibt – wird es neben dem Ortsnamen angezeigt. Leider ist das Satellitenfoto (auf dem früher das Labyrinth wegen seiner beachtlichen Größe deutlich erkennbar war) aktualisiert worden. Man sieht nun zwar so etwas wie „Rillen“ auf dieser Weise – aber sie verlaufen nicht labyrinthisch mäandernd, sondern parallel – so als hätte man die Wiese frisch gemäht.
Schade.
Aber doch ein später Triumph und Lohn für die viele Arbeit, die ich 2002 mit dieser Schulklasse und den anderen Helfern in das Auslegen der mehr als 1000 Steine investiert habe.
Nun ist nichts im Universum ewig, schon gar nicht etwas Menschengemachtes wie Google Earth (oder eben das originale Birkenlabyrinth).
Und nun die verblüffende Virtualität (wie ich das nennen möchte, weil das Birkenlabyrinth ja realiter nicht mehr existiert, sondern eben nur noch virtuell, in Form von Hinweisen und Bildern), die ich zunächst mit drei Bildern von Google Earth illustrieren möchte, die erst von sehr fern nicht etwa den Ortsnamen, sondern nur den Hinweis „Birkenlabyrinth von Bürchen“ zeigen:

Abb. 1: Das Birkenlabyrinth von Bürchen – aus größer Höhe (Google Earth Image © 2022 Maxar Technologies)

Zoomt man näher, wird zusätzlich der Ortsname „3935 Bürchen“ angezeigt:

Abb. 2: Das Birkenlabyrinth – näher mit Ortsname (Google Earth Image © 2022 Maxar Technologies)

Und zoomt man nochmals näher – sieht man leider nicht das ursprüngliche Labyrinth mit dem typisch mäandernden Gang – sondern nur noch gemähte Wiese, aber eben mit dem Hinweis auf das „Birkenlabyrinth“:

Abb.3: Das Birkenlabyrinth – sehr nah – aber leider ohne Labyrinthstruktur (Google Earth Image © 2022 Maxar Technologies)

Wie ich höchst erstaunt bei einer Google-Recherche herausfand, lässt sich eine Fotografin namens Carole Drake ein Foto „meines“ Birkenlabyrinths sogar bezahlen (s. unten die Resultate der Recherche).

MultiChronalia

Wann habe ich zum ersten Mal Kontakt mit dem Thema „Labyrinth“ bekommen? Ich war acht Jahre alt, als ich für die Buchhandlung „Marie Kolb“ in Rehau Zeitungen und Lesezirkel austrug und mir damit Taschengeld verdiente. Zusätzlich durfte ich, soviel ich lustig war, in den Büchern schmökern, die dort zum Verkauf angeboten wurden. Ursprünglich (1948 also) war dieser Laden noch geradezu winzig und befand sich oben beim Perlenbach, zwischen Maxplatz und Stauwehr zu Höllbach/Schwesnitz)* und wurde dann um 1950 vorverlegt zur Bahnhofstraße, entsprechend vergrößert.

Das erste Buch, das ich damals fasziniert auf diese Weise in einer Ladenecke sitzend erkundete und mir dann als Weihnachtsgeschenk wünschte (und Heiligabend 1948 auch erhielt), war Auf unbekanntem Stern von Anton M. Kolnberger (ich besitze und schätze es noch heute). Als ich kürzlich, also Anfang März 2022, wieder darin las, entdeckte ich, dass dort an drei Stellen – auf diesem fremden Planeten! – von „Labyrinth“ die Rede ist und einmal von „Daidalos“ (der ja die zentrale Figur der Labyrinthiade ist).

* Thorsten von Wurlitz hat diese Ecke von Rehau, die für meine Kindheit so wichtig war, sehr detailliert in seinem Rehau-Krimi Perlenbachmuschel von 2014 beschrieben!

Aus der Buchhandlung Kolb stammte ganz sicher auch ein anderes Weihnachtsgeschenk, das ich drei Jahre später (also 1951) von meinem Onkel Karl, dem Bruder meiner Mutter, bekam: Götter, Gräber und Gelehrte von C.W. Ceram. Darin las ich dann erstmals bewusst vom kretischen Labyrinth – im achten Kapitel „Der Faden der Ariadne“.

Ich kürze das jetzt ab, denn nun müsste ich eine wahre Sturzflut von Einfällen hier notieren, was ich nicht möchte. Zwei ganz wichtige Stationen sind jedenfalls mit Hermann Kern verbunden, dem damaligen Direktor des Münchner Haus der Kunst:
° Anknüpfend an sein grundlegendes Werk Labyrinthe interviewte ich ihn für den Bayrischen Rundfunk (Sendung am 27. Mai 1983),
° woraus bald darauf die Zusammenarbeit mit Kern bei der von ihm initiierten Labyrinth-Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing (29. Okt – 3. Nov 1983) entstand (mein Anteil war gemeinsame Planung und das Angebot eines integrierten Schreib-Nachmittags zum Thema).

Als ich 2002 dann das „Begehbare Birkenlabyrinth von Bürchen“ mit einer Schulklasse realisierte, war dies so etwas wie eine Krönung dieser wirklich lebenslangen Beschäftigung mit der Labyrinthiade. Zwar wurden 2017 leider leider „die Steine entfernt“, wie ich bei einer Nachfrage 2020 vom Tourismus-Büro erfuhr – aber wie dieser Beitrag hier dokumentiert besteht erstaunlicherweise virtuell das Gebilde noch immer (und wird auch in meinem Roman-Projekt glü eine wichtige Rolle spielen). 

Wie sagt man? „Tempi passati“ (so die Italiener) – „The times they are a changin!“ (Boby Dylan) – aber „Birkenlabyrinth forever“ (me myself and I).

Quellen
Ceram, C.W.: Götter Gräber und Gelehrte. Hamburg 1949 – 2. Aufl 1951 (Rowohlt).
Kern, Hermann: Labyrinthe. Regensburg 1982 (Prestel).
Kern, Hermann (im Interview mit Jürgen vom Scheidt): „Labyrinthe“. München 27. Mai 1983 (Sendung im Bayr. Rundfunk).
Kolnberger, Anton M.: Auf unbekanntem Stern. Nürnberg 1948 (Egge-Verlag).
Wurlitz, Thorsten von (= Torsten Küneth): Flusspermuschel. Rehau 2014 (Burg-Verlag).

Google-Recherche “ Birkenlabyrinth“ am 30. März 2022, 19:15 Uhr:
(Ungefähr 375 Ergebnisse – 0,70 Sekunden)
Das verblüfft mich jetzt aber mächtig: Wenn ich bei Google nur das Suchwort „Birkenlabyrinth“ eingebe erscheinen folgende Items (jemand verdient sogar Geld mit Fotos des Originals, das ich ersonnen und 202 realisiert habe. Aber so ist das ganz nun quasi“ unsterblich geworden: „Birkenlabyrinth forever“):

Nr. 100: Begehbares Birkenlabyrinth in Bürchen (Wallis)https://scilogs.spektrum.de › labyrinth-des-schreibens

Tradi #2 – Ehemals Birkenlabyrinth – Geocachinghttps://www.geocaching.com › seek › cache_details

31.05.2012 — Was im hellgrauen Listing beschrieben wird, ist Geschichte. Das Birkenlabyrinth wurde aufgehoben und das Feld wird wieder landwirtschaftlich …

Birken-Labyrinth (3935 Bürchen VS)https://www.labyrinth-international.org › labyrinth-buer…

Birken-Labyrinth (3935 Bürchen VS). Design und Baujahr, kretisch / 2002. Durchmesser und Weglänge, 25 m / 500 m. Standort / Wegbeschreibung, Mehr Informationen …

Birkenlabyrinth | Serie ° Birken | Helen Becker | Flickrhttps://www.flickr.com › Helen Becker › Birkenlabyrinth

Birkenlabyrinth. Serie ° Birken. Done. Show your appreciation with the gift of Flickr Pro. Error loading comments. Retry. 1,623 views. 10 faves. 1 comment.

Betula – Birkenlabyr… Stockfoto von Carole Drake, Bild: 1355945https://www.gapphotos.de › imagedetails › view=betula…

Betula – Birkenlabyrinth mit gemähtem Weg durch langes Gras… Bild:1355945 – Stockfoto von GAP Gardens Garten- und Pflanzenfotografie.

Bürchen im Wallis – HyperWritinghttps://hyperwriting.de › 2021/02/11 › burchen-im-wallis

11.02.2021 — Das Steinlager des Bauunternehmers Leo Gattlen, das wir als Material für das Birken-Labyrinth verwenden durften (Archiv: JvS).

Aktivitäten – chalet suonhttps://www.suon.ch › …
… bis 9 Jahre fahren auf allen Ski-Anlagen gratis; Animationsprogramme (Bastelnachmittage, T-Shirt malen, Tischtennis, Dorfführungen); Birkenlabyrinth

aut #1260 _ 2022-03-30/11:29

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