Zwischen den Jahren, also der „staaden Zeit“ zwischen Weihnachten und Heilig Drei König, empfiehlt man ja gerne, mal ganz entspannt alle Viere von sich zu strecken und zu tun, wozu man Lust hat. Für mich, der ich Filme über alles liebe, eine Gelegenheit, mal in eher versteckte Kammern der Kinowelten zu schauen. So sind die beiden folgenden Empfehlungen entstanden – denn diese Filme sind nicht nur jeweils als Western und als utopische Vision sehr gelungen, sondern außerdem in der Kombination beider sonst doch thematisch galaxienweit weit voneinander entfernten Genres.
Die Autoren und Regisseure sind ständig auf der Suche nach Neuem. So ist wohl auch die sehr „schräge“ Kombination vom ultramodernen, der Zukunft zugewandten Genre Science-Fiction mit dem doch recht betagten, aber immer noch sehr beliebten Genre des Western-Films zustande gekommen.


Abb 1: Cover zu Cowboys & Aliens (Blu-ray – DreamWorks Pictures) – Abb.2: Cover zu Prey (Disney+ Stream)
Schon länger kannte ich den ungemein spannenden Streifen Cowboys & Aliens, mit Daniel „James Bond“ Craig in einer Rolle der völlig anderen Art: Er spielt darin einen Cowboy, der im Jahr 1860 von Aliens entführt und gequält wird, dem es jedoch gelingt zu entkommen, allerdings um den Preis des Gedächtnisverlusts. Auf für einen Western typischen verwickelten Wegen gelingt es diesem Jake Lonergan, sich mit dem bärbeißigen Großgrundbesitzer Woodrow Dolarhyde (gespielt von Harrison Ford) zusammenzutun und dazu noch eine Bande früherer Banditenkollegen als Helfer zu gewinnen sowie einen ebenfalls von den Aliens heimgesuchten Stamm von Indigenen (früher hießen sie Indianer). Schon diese wüste Kombination von Ingredienzen macht das Ganze zu einer echten „Schau“.
Die Aliens wollen das Gold der Gegend und bereiten unseren Planeten wohl auch für eine spätere Übernahme vor. Genau das gilt es zu verhindern. Das ist alles sehr spannend gemacht und ergibt eine sehr gelungene Mischung der beiden Genres. (Weitere Details in der Wikipedia.)
Prey ist von der Grundidee des Genre-Mixes sehr ähnlich, ist aber völlig anders aufgebaut und ebenfalls exzellent inszeniert. Eigentlich ist das ein sog. Prequel zu einer bereits erfolgreich etablierten Film-Serie um die Predators, Aliens übelster Art, die auf anderen Planeten (unserer Erde und auf ihrer eigenen Heimatwelt) auf die Jagd nach Erdenmenschen gehen wie bei uns die einheimischen Jäger auf die Pirsch nach Rehen oder Hasen.
Im ersten Film dieser Reihe musste sich Arnold Schwarzenegger mit so einem Monster durch einen südamerikanischen Urwald prügeln, bis es ihm, dem erfahrenen Söldner, gelang, das eigentlich weit überlegene Ungeheuer aus dem Weltraum zu überlisten und erlegen. Im hier vorzustellenden und sehr zu empfehlenden Film ist es eine völlig andere Figur, die da auf ihre ganz spezielle Heldenreise gezwungen wird: Naru, eine junge Frau vom Stamm der Comanchen (exzellent und sehr anrührend gespielt von Amber Midthunder).
Wie sie zum einen in ihrer eigenen Umgebung darum ringen muss, als einziger weiblicher Jäger akzeptiert zu werden und dann zum anderen ihre ganze bisherige Erfahrung als Spurenleserin und Heilkundige in der Auseinandersetzung mit einem in jeder Hinsicht extrem überlegenen außerirdischen Gegner entwickelt – das ist unglaublich gut und überzeugend dargestellt. (Ich würde Naru ohne Zögern aufgrund ihrer Handlungen als Hochbegabte zu bezeichnen.)
Interessanter Nebeneffekt: Französische Büffeljäger, die ihrer Beute nur das Fell abziehen und – zum Schrecken von Naru – die blutigen Kadaver auf der Prärie liegenlassen, tun nichts andere als der Alien, der auch nur hinter Trophäen her ist.
Dem Regisseur Trachtenberg gelingt es nicht nur, diese junge Amazone und ihre Entwicklung als „Coming of Age“ überzeugend darzustellen, sondern auch ihren Stamm und die unglaublich eindrucksvolle Landschaft, in der diese Comanchen leben. Und ein packender Action-Thriller ist das sowieso.
Filmographie
Favreau, Jon (Regie): Cowboys & Aliens. USA 2011 (MGM ).
Trachtenberg, Dan (Regie): Prey. USA 2022. (Disney+ Stream).
187 _ #1490 _ 31. Dez 2022 / 19:20
Mir hat Cowboys & Aliens gut gefallen. 🙂
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