Potpourri aktueller Themen 

„Ein Potpourri ist in der Musik eine Komposition, die aus bereits bestehenden Kompositionen zusammengesetzt wird und nachträglich eine neue, mehr oder weniger harmonische musikalische Einheit bildet.“ (Wikipedia)

Nun, dieser Blog-Beitrag wird kaum eine „neue Einheit bilden“, obwohl im Hintergrund die wüsten Töne des aktuellen Nah-Ost-Konflikts und all der damit einhergehende widerliche Antisemitismus aus allen möglichen und unmöglichen Quellen als grelle „Begleitmusik“ im Spiel sind.
Der lokalpolitische Konflikt um die unsägliche Art, wie sich Hubert Aiwanger – der in den nächsten Tagen ja wieder Minister in Bayerns Kabinett wird – uns Bürger mit seiner Jugendsünde eines abstoßenden antisemitischen Pamphlets plagt. ist grenzwertig. Wobei es nicht nur die Jugendsünde selbst ist, die mich anwidert (und viele seiner bayrischen Wähler leider sehr begeistert hat), sondern die Art und Weise, wie er öffentlich damit umgegangen ist – indem er die Süddeutsche Zeitung zum Täter machte (weil sie auf das Pamphlet hinwies) und sich selbst zum Opfer stilisierte. Hier eine treffende Karikatur von Teresa Habild, die alles bestens auf einen Punkt bringt, indem sie satirisch den jungen Mozart und Tennis-Legende Becker und eben den „Hubsi“ auf eine Ebene stellt:

Abb. 1: Mehr ist zur „Causa Aiwanger“ kaum zu sagen (Teresa Habild 08. Sep 2023 in Neues Deutschland – mit Erlaubnis der Künstlerin).

Eigentlich wollte ich erst in der zweiten Novemberhälfte wieder etwas hier im Blog veröffentlichen, weil ich dann hoffentlich mein aktuelles Buch-Projekt beendet habe: Eine Collection eigener SF-Stories, die bereits einmal irgendwo veröffentlicht worden sind im Zeitraum von 1956-2023. Aber es gibt einige aktuelle Themen, die ich wenigstens kurz anreißen möchte, weil sie mich sehr beschäftigen:

° Die Causa „Hubert Aiwanger“ (s. oben).
° Der schreckliche neue Krieg um Israel.
° Das wunderbare neue autobiographische Buch Wo die Geister tanzen von Joana Osman (Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter), das diesen Nah-Ost-Konflikt besser verständlich macht als viele schlaue Schnellschüsse und vor allem all diese unsägliche „Meinungen“, die von allen Seiten diesbezüglich geäußert werden
° – inklusive Greta Thunberg, die ich noch immer ehr bewundere, die aber offenbar leider der „Berufskrankheit“ vieler Nobelpreisträger und anderer Prominenter verfällt, sich zu Themen zu äußern, von denen seine keine profunde Kenntnis, bestenfalls eine vage Ahnung hat (und die man treffend „Nobilitis“ oder besser „Deformation professionelle“ nennt → Dummes Gerede von klugen Leuten ).

° Dazu unsäglich dumme Bemerkungen der BRÜLL-Zeitung über den in Wirklichkeit sehr klugen Tatort-Krimi „Murot und das Paradies“ (der eigentlich ein sehr psychologischer Science-Fiction-Film ist und viel über Depression mitteilt, Therapie-Sitzungen beim Psychoanalytiker inbegriffen).
° Eine bewundernswerte Rede von Salman Rushdie anlässlich der Buchmesse, wo man ihm verdientermaßen den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ verliehen hat.
° Mein Bedauern, dass man das Nachtstudio des Bayrischen Rundfunks den Garaus machen wird – ein sehr anspruchsvolles Sendeformat, für das ich von 1977 bis 1996 insgesamt 71 Beiträge geliefert habe.
° Und last but not least: Meine Begeisterung für die Musik der multitalentierten Sängerin, Gitarristin und Pianistin Beth Hart, die ich in diesem Jahr für mich entdeckt habe – was für eine tolle Entertainerin!

Zu alledem nur kurz einige Illustrationen – und im November (hoffentlich) ausführlichere Beiträge. –

Abb. 2 und 3: Joana Osman hat zwei sehr lesenswerte Bücher über den Nahost-Konflikt veröffentlicht: den Roman Am Boden des Himmels und die autobiographische Geschichte ihrer Familie Wo die Geister tanzen, die zusammen verständlich machen, was da in und um Israel passiert – und wie man den Konflikt lösen könnte, wenn man das wirklich will (Atlantik-Verlag Hamburg 2019 / Bertelsmann-Verlag München 2023)

Entweder der zuständige Redakteur dieser Titel-Geschichte (!) der BILD-Zeitung um den aktuellen Tatort-Krimi ist selbst unsäglich dumm (weshalb ich seinen Namen lieber verschweige) und hat deshalb nicht kapiert, worum es in diesem exzellenten Film geht (den beispielsweise die Süddeutsche Zeitung sehr gelobt hat) – oder er stellt sich dumm – was beides eben „dumm“ ist.
Aber den Autor des Drehbuchs und zugleich Regisseur von Murot und das Paradies und diesen Film als „plem plem“ zu diffamieren, sagt eigentlich nur etwas über den Geisteszustand des BILD-Redakteurs aus, der sogar den „Oscar“ für Florian Gallenberger noch abwertend zitiert.

Abb. 4: „Was man nicht versteht – darüber sollte man besser schweigen“ (frei nach Ludwig Wittgenstein) (BILD vom 23. Okt 2023).

Beth Hart kann wirklich alles: Leise Balladen (wie das berührende Lied an und für ihre Mutter, die im Konzert anwesend ist: „Mama, this one´s for you„) und fetzige Rock-Nummern wie „Sugar Shack“, die sie als würdige Nachfolgerin und Vollenderin von Janis Joplin ausweisen (die sie in einem Film verkörpert hat), dazu eingängige „Schlager mit Tiefgang“ wie den ironischen „Chocolade Jesus“ und herzzereißende autobiographische Songs wie „Sister Heroin“ und das rockende „Everybody is sober (I am still high)„.
Mit letzterem illustriert sie unglaublich intensiv die euphorische Phase ihrer bi-polaren Störung, über die sie in dem Bio-Pic „Bad Woman Blues“ sehr offen spricht.
Auf der Blu-ray kann man sie gleich zu Beginn als liebevolle Entertainerin erleben, die singend durchs Publikum geht, Zuhörer berührt, Hände schüttelt, Selfies machen lässt – um dann oben auf der Bühne im Konzert zur rasende Furie oder zum erotisierenden Vamp zu werden und überzeugend in noch manch andere Rollen zu schlüpfen – um sich dann bei den „Extras“ im Interview sich als aufmerksames Gegenüber zu zeigen, das deutlich hochintelligent ist und ein exzellentes „Role model“ für andere Frauen sein kann, wie man sich in dieser sehr männerdominierten Welt behaupten kann, ohne „hart“ zu werden.
Und sich in einer ausverkauften „Royal Albert Hall“ vor vielen Tausend Menschen zu präsentieren – das musss man auch erst einmal aushalten – ja sogar sichtlich genießen!

Abb.: 5: Blu-ray von Beth Harts Konzert „Live at the Royal Albert Hall“ in London 2018 (Mascot Music)

Quellen
Bovermann, Philipp: „Du, Greta?“. In: Südd. Zeitung Nr. 244 vom 23. Okt 2023, S. 9.
Dick, Nigel: Beth Hart live at the Royal Albert Hall (London). 2018 (Mascot Music).
Fischer, Florian: „Gute Nacht, BR“. In: Südd. Zeitung Nr. 245 vom 24. Okt 2023, S. 19.
Habild, Teresa: Aiwanger-Karikatur. In: Neues Deutschland vom 08. Sep 2023.
Minkmar, Nils: „Frieden ist möglich, bei ´Barbie´“ [Salman Rushdie]. In: Südd. Zeitung Nr. 244 vom 23. Okt 2023, S. 9.
Osman, Joana: Am Boden des Himmels. Hamburg 2019 (Atlantik / Hoffmann & Campe).
diess.: Wo die Geister tanzen. München 2023 (Bertelsmann).
Schwabe, Oliver (Regie): Beth Hart: „Bad Woman Blues“. Sendung: Rockpalast | 27. November 2023, 01.55 – 02.55 Uhr | WDR Fernsehen.
Straten, Walter M. und Schacht, Michael: „Er hat uns diesen Plemplem-Tatort eingebrockt [Florian Gallenberger]“: In BILD-Zeitung vom 23. Okt 2023, S. 1 + S. 6.

317 _ aut #1971 _ 30. Okt 2023/18:20 (Aktualisierung) / 25. Okt 2023/20:35

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