Um die verschiedenen Beiträge über MultiChronie hier im Blog zusammenzufassen, abzurunden, zu vertiefen und zu erweitern, stelle ich im folgenden Glossar alle Begriffe zusammen, die für dieses Thema relevant sind.
Das meiste davon ist allgemein akzeptiertes psychologisches Fachwissen (wie die → Kindheits-Amnesie), anderes ist selbst Erforschtes und zum Teil noch spekulativ.
Das wäre doch eine schöne Grundlage für ein (Achtung, jetzt wird´s zur Science-Fiction!) noch zu gründendes „Institut zur Erforschung der MultiChronie und ihrer praktischen Anwendung in Privatleben und Beruf“ an einer renommierten Universität.
(Man darf ja träumen.)

Ich ordne die verschiedenen Begriffe zunächst thematisch, in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit zum Verständnis dessen, was ich als „MultiChronie“ bezeichne. Anschließend stelle ich sie in alphabetische Reihung vor:
a) Da sind zunächst einige grundsätzliche psychologische Termini, die gewissermaßen den Hintergrund des Themas erhellen
Bewusstsein: Das Erleben der Wirklichkeit außen (Außenwelt) und / oder innen (Innenwelt).
Enge des Bewusstseins: Die Zeiteinheit (etwa 300 Millisekunden), die wir als „jetzt“ erleben. Man könnte sie als das → MultiChron bezeichnen – denn schon in diesem winzigen (buchstäblichen) Augen-Blick wird nicht nur Gegenwärtiges realisiert, sondern auch mit vergangenen Eindrücken (Erinnerungen) verglichen und werden Entscheidung über „Wie weiter?“ in die Zukunft getroffen:
Wenn die Verkehrsampel vor mir auf gelb, dann rot schaltet: Halte ich an – oder fahre/gehe ich weiter?
Von der Fülle der Informationen, die in jeder Zeiteinheit über alle Sinnesorgane auf das Gehirn einstürmen, wird nur ein winziger Ausschnitt bewusst wahrgenommen, bewertet, abgespeichert – oder vergessen. Dieses → A-MultiChron muss physiologisch immer mit bereits vergangenen Informationen (→ V-MultiChron) verbunden sein, oft mit ganzen Ketten davon (→ ZeitFäden).
Gedächtnis
Die Psychologie und die Hirnphysiologie unterscheiden verschiedene Varianten des Gedächtnisses, je nach Aktualität. Sie sind unterschiedlich gespeichert (weitere Details, zum Teil abweichend, in der Wikipedia):
° Augenblick (bewusst erlebt: 300 Millisekunden – mit ähnlich langem Rückgriff auf Vergangenheit und Vorgriff auf Zukunft – mit Abschätzung der möglichen Folgen – insgesamt schätzungsweise 1.000 Millisekunden = eine Sekunde).
° Ultrakurzzeit-Gedächtnis (wenige Sekunden: neuroelektrisch gespeichert).
° Kurzzeit-Gedächtnis (Minuten, Stunden, Tage – kritisch bearbeitet und bewertet: neuroelektrisch, vielleicht zum Teil auch schon biochemisch gespeichert).
° Mittelzeit-Gedächtnis (vielleicht Wochen. Monate).
° Langzeit-Gedächtnis (Monate, Jahre – wenn als überlebenswichtig oder emotional sehr intensiv bewertet: lebenslang biochemisch gespeichert. Dies ist die Grundlage der Persönlichkeit und weitgehend unbewusst, aber bis auf die etwa drei ersten Jahre vor der Kindheitsamnesie in den wichtigsten Details bewusster Erinnerung zugänglich – falls nicht psychodynamisch verdrängt, wie Sigmund Freud das zutreffend beobachtet und bezeichnet hat).
Innere Gestalten
Größere Einheiten der Persönlichkeit (über mehrere Jahre hinweg) kann man psychologisch als Innere Gestalten verstehen, die auch später weiter existieren, obwohl man längst zu einer neuen Inneren Gestalt geworden ist: Der Erwachsene kann sich noch gut an Situationen seiner Jugend (Innerer Jugendlicher) und sogar seiner Kindheit (Inneres Kind) erinnern – wenn er/sie sich darum bemüht. Dies ist eines der wesentlichen Geschehnisse in einer Psychoanalyse: Die Verbindung (oft auch nötig: Versöhnung) mit solchen Inneren Gestalten. Das Ziel sollte ein → Kohärentes Selbst sein. Die Gesamtheit dieser Inneren Gestalten nenne ich → MultiPersonalität.
Innenwelt-Vernetzung
So nenne ich die gesamte neuronale Vernetzung aller → ZeitFäden und → ZeitSchichten in einem Individuum.
Kindheitsamnesie
Etwa im dritten Lebensjahr ändert sich die Art und Weise, wie Erlebnisse im Bewusstsein wahrgenommen und im Gedächtnis abgespeichert werden. Dies liegt vermutlich daran, dass die Wahrnehmung des Säuglings und des frühen Kleinkind zunächst ganz auf die Mutter (und allmählich auch andere Menschen wie Vater und Geschwister) ausgerichtet ist: Man bezeichnet dies als „extrauterinen Mutterleib“. Je selbständiger (buchstäblich) das Kleinkind ab dem zweiten Lebensjahr wird, umso mehr ist es in der Lage, eigene Vorstellungen und Begriffe von der Welt zu entwickeln, wobei der Spracherwerb eine zentrale Rolle spielt (anfangs noch sehr buchstäblich „Mutter-Sprache“). Im Kinderlied vom „Hänschen klein -“ (einer Art erster „Heldenreise“) wird diese Veränderung deutlich sichtbar:
„Hänschen klein / ging allein / in die weite Welt hinein / Stock und Hut / steht ihm gut / ist ganz wohlgemut. /
Aber Mutter weinet sehr / hat ja nun kein Hänschen mehr / da besinnt sich das Kind / eilt nach Haus geschwind.“
Da ist alles drin:
° Der Aufbruch in eine eigene Erfahrung, Wahrnehmung und Verarbeitung (Abspeicherung) der Welt.
° Die Rückkehr (wenn auch nur vorläufig) in den „extrauterinen Mutterleib“ – mit jeweils anderer Kodierung der Informationen. Diese beiden Informationsverarbeitungen sind offenbar nicht kompatibel. So entsteht die „Amnesie-Schranke“.
Spekulativ: Möglicherweise sind in Träumen und durch Halluzinogene wie LSD die Urerfahrungen des Lebensanfangs VOR der Amnesie-Schranke bruchstückhaft doch erfahrbar?
Kindheitserinnerungen
Sie reichen bei den meisten Menschen allenfalls ins dritte Lebensjahr zurück. Alle Ereignisse vor dieser → Kindheitsamnesie sind vermutlich in einem anderen Bewusstseinsmodus (→ Früheste Kindheit) abgespeichert und deshalb für den erinnernden Erwachsenen nicht mehr zugänglich.
MultiChronalia
Die von mir so benannten verschiedenen → ZeitSchichten bzw. Erlebnisse, die sich um einen bestimmten Text anordnen (s. die Tabelle zum Thema auf der SEITE MultiChronie).
MultiPersonalität
Die Gesamtheit der → Inneren Gestalten.
Selbstbewusstsein
So etwas wie „Bewusstsein“ entstand sehr spät in der Evolution des Lebens auf der Erde und entsteht auch in der Entwicklung des Individuums vergleichsweise spät (in frühesten Rudimenten während der ersten Monaten im Mutterleib, vielleicht deutlich ab den sechsten vorgeburtlichen Monat, wenn der Fötus auf Geräusche der Umgebung reagieren kann, etwa den Herzschlag der Mutter).
b) Eine ganz spezielle Rolle spielen in meinem Konzept die Zeit-Linien oder Themen-Linien:
ZeitFäden sind gewissermaßen die einfachsten und „dünnsten“ Themen-Linien. Beispiel: Ich lese in der Zeitung eine Bericht über die Technische Universität München und erinnere mich an die sechs Wochen meines ersten Studiums der Mathematik/Physik Ende 1959 an eben dieser Institution. Der „dickere“ → ZeitStrang wäre dann die Zeit meines Studiums insgesamt, von 1959 bis 1967 (Abschluss als Diplompsychologe). Das Verfassen der Dissertation wäre ein parallel zur praktischen Tätigkeit laufender separater ZeitFaden, während das Thema „Rauschdrogen“ der Dissertation wegen seiner Komplexität und Wichtigkeit für mich schon eher so etwas wie ein → ZeitStrang oder gar ein → ZeitSeil war und ist.
ZeitStrang: Ein ZeitStrang besteht aus mehreren → ZeitFäden.
ZeitSeil: Mehrere → ZeitStränge bilden ein → ZeitSeil und mehrere ZeitSeile sind verknüpft zu einer → ZeitTrosse. Beispiel für ein ZeitSeil: Musik besteht bei mir aus mehreren ZeitSträngen wie Jazz, Indische Musik, Klassische europäische Musik. Der ZeitStrang Jazz (→ Zeitanker: 1954 erste Füllschriftplatte „Whoddin´ with Woodie: Woody Herman and his Herd“) wiederum besteht bei mir aus mehreren ZeitFäden: Lokaler Band-Jazz mit Münchner Gruppen wie der Riverboat Seven, Rhythm´n´Blues schwarzer Gruppen, New Orleans Jazz à la Louis Armstrong, Bigband Jazz von Count Basie, Duke Ellington und Benny Goodman (Zeitanker: Carnegie Hall Concert von 1936 – erstmals gehört 1957 bei Walter Ernsting in Irschenberg), Modern Jazz à Ornette Coleman und John Coltrane.
ZeitTrosse: Eine ZeitTrosse ist ein ganz besonders wichtiger und somit „dicker“ Themen-Komplex im Leben eines Menschen. So eine Trosse (Beispiele: Mutter, Vater, Heimat) besteht aus mehreren → ZeitSeilen, diese aus mehreren Zeit-Strängen und diese wiederum aus mehreren ZeitFäden.
ZeitAnker: Frühestes Ereignis einer Kette thematisch und / oder emotional zusammenhängender Erinnerung, die zum → ZeitFaden wird.
ZeitSchichten: Die horizontale Verbindung vieler Themen innerhalb einer bestimmten Zeitebene.
ZeitFäden und ZeitSchichten ergeben in ihrer Gesamtheit die → Innenwelt-Vernetzung oder das neuronale Netzwerk aller Erinnerungen im Gehirn. Dies ist das Fundament der Persönlichkeit, auch als → Selbst bezeichnet (mit dem „Ich“ als aktuellem Bewusstsein von Gegenwart und unmittelbar zugänglichen Erinnerungen).
c) Dann sind da die verschiedenen Lebensabschnitte, die zugleich ZeitSchichten bedeuten:
Ich bezeichne diese Lebensabschnitte als Phasen, denen ich auch verschiedene Teilpersönlichkeiten (→ Ich) zuordne. Gängig ist die Bezeichnung „Inneres Kind“ oder Kind-Ich. Aber das lässt sich noch feiner ausbauen:
Früheste Kindheit
Die ersten zwei, drei Lebensjahre – die Zeit vor der → Kindheitsamnesie, aus der kaum jemand Erinnerungen abrufen kann. In dieser Zeit ist das Kind noch ganz in der Einheit mit der Mutter befangen und von ihr total abhängig ist, nimmt aber allmählich Kontakt mit Vater und Geschwistern auf und entwickelt sein Bewusstsein im Kontakt mit anderen Menschen weiter. Erst wenn (um das dritte Lebensjahr) → Selbstbewusstsein entsteht macht das Kind einen gewaltigen nächsten Schritt in seiner Entwicklung, die sich sehr treffend im Kinderlied widerspiegelt: „Hänschen klein / geht allein / in die weite Welt hinein…“
Schulkind
Jugendlicher
Junger Erwachsener (Phase des Übergangs vom Jugendlichen zum selbständigen Erwachsenen – z.B. als Student, der „experimentell lebt“).
Erwachsener in verschiedenen Ausprägungen (Single, Familienmensch, Alter Mensch)
Zukunfts-Ich (s. unten)
d) Ich unterscheide außerdem verschiedene Grundelemente (MultiChronalia):
MultiChron = einzelner multichronaler Moment im Bewusstsein.
Augenblick → A-MultiChron
A-MultiChron = Augenblick : Aktueller Bewusstseins-Moment und –Inhalt → Enge des Bewusstseins.
GVZ-MultiChron = beliebiger Gegenwartsmoment mit seinen Bezügen:
Gegenwart (= Inhalt des Bewusstseins: 333 Millisekunden),
Vergangenheit (= relevante Erinnerungen an abgespeicherte Ereignisse der Vergangenheit)
Zukunft (= Zukunftswahrscheinlichkeiten: dorthin könnte dieser jeweilige Gegenwarts-Moment führen).
MultiChronale Brücken
Darunter verstehe ich gedankliche Verbindungen zwischen mindesten zwei ZeitSchichten und / oder zwischen einem persönlichen Ereignis und einem weltgeschichtlichen Situation.
Eine „kleine multiChronale Brücke“ ist es beispielsweise, wenn ich im Jahr 2023 beim morgendlichen Workout mit dem Expander daran denke, dass ich meinen ersten Expander 1954 als Vierzehnjähriger aufgrund einer Kleinanzeige in meiner damaligen Lieblingslektüre, der Schundheft-Serie Jim Parkers Abenteuer im Weltraum, bestellte und regelmäßig mit dem Gerät zu üben begann.
Eine „große multiChronale Brücke“ sieht etwas komplizierter aus. Sie verbindet mindestens drei ZeitSchichten und Persönliches mit Weltgeschichtlichem. Sie lässt sich nur in Form einer Tabelle darstellen – ein Beispiel finden Sie im Beitrag MultiChronie in der Abb. 2.
Proto-MultiChron = Moment der Zeugung, als sich die DNS von Vater und Mutter vereinen – gewissermaßen der Beginn aller sich ab da entwickelnden → ZeitFäden und → ZeitSchichten.
Ur-MultiChron = Moment der Geburt, ab dem ein Kind Eindrücke aus der Umgebung abnimmt und verarbeitet.
V-MultiChron = früheres Ereignis in der Vergangenheit, das zu einem bestimmten Thema eingespeichert ist (→ Kindheitserinnerungen).
Z-MultiChron = Ziel- oder Zukunftsmoment, zu dem dieses Ereignis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hinführt.
ZeitAnker: Frühestes Ereignis einer Kette thematisch und / oder emotional zusammenhängender Erinnerung, die zum → ZeitFaden wird. Manchmal verbunden mit einem starken → Glücksmoment oder dem Gegenteil: einem → Düster-Moment.
Zeit-Linien: → Abschnitt b: ZeitFäden, ZeitStränge, → ZeitSeile, → ZeitTrossen

MultiChronie-Terminologie
– ein Alphabet zum besseren Verständnis
Ich ordne nun alle Begriffe von oben alphabetisch ein und ergänze sie durch weitere Details:
A-MultiChron: Aktuelles MultiChron als der Bewusstseins-Moment und –Inhalt (Vergl. → Enge des Bewusstseins).
Aha-Erlebnis: Erleben eines → Glücksmoments (als intensiver Zustand von Zufriedenheit mit → Endorphin-Ausschüttung), wenn ein neuartiger Zusammenhang bewusst wird, also etwa wenn beim → MultiChronieren in einer → MultiChronalen Matrix verschiedene → ZeitFäden und / oder → ZeitSchichten sichtbar werden und / oder zusammenwachsen. Auch → Heureka-Moment.
Amnesie-Schranke → Kindheit-Amnesie.
Anker von ZeitFäden → ZeitAnker: Beginn eines → ZeitFadens (ZeitStrangs, ZeitSeils, ZeitTrosse) in der Vergangenheit.
Augenblick: Buchstäblich die Zeiteinheit eines Augenblicks von etwa einer Sekunde (vergl. → B-MultiChron).
Autobiographischer Text → Autobiographisches Schreiben → MultiChronieren in Tagebuch oder Blog.
Autobiographisches Schreiben: → MultiChronieren in Tagebuch oder Blog – idealerweise ergänzt mit multiChronalen Matrizen (Tabellen) → MaMM und → MiMM, → MultiChronales Logbuch.
B-MultiChron: Basis-MultiChron als theoretisches Konzept eines → MultiChrons (je ein drittel Sekunde je Zeitschicht: je 333 Millisekunden Gegenwart / Vergangenheit [Rückkopplung] / Zukunft [→ Entscheidungsfolgenabschätzung]. Ein B-Multi entspricht einer einfachen Aneinanderreihung mehrerer Ereignisse im Verlauf eines Themen-Fadens (= → ZeitFaden), die ich auch als → MultiChronalia bezeichne und als zusammenfassendes Abstrakt am Schluss eines längeren Sachtextes empfehle. Dazu ein Beispiel (aus meinem grundlegenden Text über MultiChronie hier im Blog):
° 1961 Während meines Studiums der Psychologie beginne ich mit einem Traum-Tagebuch, in dem ich verschiedene Assoziationen zu den Träumen notiere, die in verschieden Zeitabschnitte meines Lebens führen.
° 1973 Ich zeige in meiner Studie Freud und das Kokain, dass die von Freud vorgestellten und analysierten eigenen Träume in dem Buch Traumdeutung eine Aufarbeitung seiner Kokain-Experimente von 1884-86 sind und damit ein wichtiger Anstoß zur Entwicklung der Psychoanalyse. Das mache ich in einer umfangreichen → Zeittafel sichtbar.
° 1977/78: In einem Ausbildungs-Seminar (Transaktionale Analyse) erhalten wir vom Kursleiter die Aufgabe, in der Mittagspause einen kurzen Lebenslauf zu schreiben. Einem plötzlichen Einfall folgend, lege ich zum ersten Mal eine kleine Tabelle an, die in der Spalte 1 meine wichtigsten Lebensdaten enthält und in der Spalte 2 daneben relevante weltgeschichtliche Daten (z.B. den Zweiten Weltkrieg, in den ich ja im Februar 1940 buchstäblich hineingeboren wurde). Das war für mich das erste Mal, dass ich persönliche Ereignisse und historische Daten miteinander in dieser tabellarischen Form in Relation setzte – ein echtes „Aha-Erlebnis“, bei dem mir viel klar wurde.
° 1991 verwende ich in meinen Notizen erstmals den Begriff MultiChronie für das Auftreten mehrerer → ZeitSchichten im selben Kontext: Die Taliban in Afghanistan stecken mit ihrem Konzept eines „Gottesstaates“ noch tief im Mittelalter – und bedienen sich gleichzeitig modernster Waffen- und Kommunikationstechnik wie Stinger-Raketen und Smartphones plus Internet).
Bewusstsein: Auch → Enge des Bewusstseins, → Gedächtnis.
Düster-Momente: Sie sind der (depressive) Gegenspieler der → Glücksmomente. Freud unterschied Lebenstriebe und Todestrieb – wie das die Balance finden?
Brücken, multiChronale → MultiChronale Brücken
Düster-Momente: Sie sind der (depressive) Gegenspieler der → Glücksmomente. Freud unterschied Lebenstriebe und Todestrieb – wie das die Balance finden?
Endorphin-Ausschüttung beim Entstehen eines → Glücksmoments nach einem zusammenfassenden Schreibvorgang (→ MultiChronale Matrix), den ich als → MultiChronieren bezeichne.
Enge des Bewusstsein: Die Zeiteinheit (etwa 300 Millisekunden), die wir als „jetzt“ erleben. Man könnte sie als → MultiChron bezeichnen, denn schon in diesem winzigen (buchstäblichen) Augenblick wird nicht nur Gegenwärtiges realisiert, sondern auch mit vergangenen Eindrücken (Erinnerungen) verglichen und werden Entscheidung über „Wie weiter?“ getroffen:
Wenn die Verkehrsampel vor mir auf gelb, dann rot schaltet: Halte ich an – oder fahre/gehe ich weiter?
Von der Fülle der Informationen, die in jeder Zeiteinheit über alle Sinnesorgane auf das Gehirn einstürmen, wird jedoch nur ein winziger Ausschnitt bewusst wahrgenommen, bewertet, abgespeichert – oder vergessen. Dieses → A-MultiChron muss physiologisch immer schon mit vergangenen Informationen (→ V-MultiChron) verbunden sein, oft mit ganzen Ketten davon (→ ZeitFäden).
Entscheidungsfolgenabschätzung (EVA): Wenn ich aufgrund eines momentanen Ereignisses (nach Rückkopplung mit ähnlichen früheren Ereignissen), eine Entscheidung für die Zukunft treffen Wir treffen täglich vermutlich Hunderte solcher EFAen.
Früheste Kindheit: Die ersten zwei, drei Lebensjahre und somit die Epoche vor der → Kindheits-Amnesie, aus der kaum jemand Erinnerungen abrufen kann. In dieser Zeit ist das Kind noch ganz in der Einheit mit der Mutter befangen und von ihr total abhängig ist, nimmt Kontakt mit Vater und Geschwistern) auf und entwickelt sein Bewusstsein allmählich auch in der Verbindung mit anderen Menschen weiter. Erst wenn (um das dritte Lebensjahr) → Selbstbewusstsein entsteht macht das Kind einen gewaltigen nächsten Schritt in seiner Entwicklung, die sich sehr treffend im Kinderlied widerspiegelt: „Hänschen klein / geht allein / in die weite Welt hinein…“
Geburt → Ur-MultiChron.
Geburtstrauma → Zangengeburt
Gedächtnis: Die Psychologie und die Hirnphysiologie unterscheiden verschiedene Abschnitte des Gedächtnisses, je nach Aktualität. Sie sind unterschiedlich gespeichert (weitere Details, zum Teil abweichend in der Wikipedia):
° Augenblick (bewusst erlebt: 300 Millisekunden – mit ähnlich langem Rückgriff auf Vergangenheit und Vorgriff auf Zukunft – mit Abschätzung der möglichen Folgen – insgesamt schätzungsweise 1.000 Millisekunden = eine Sekunde).
° Ultrakurzzeit-Gedächtnis (wenige Sekunden: neuroelektrisch gespeichert).
° Kurzzeit-Gedächtnis (Minuten, Stunden, Tage – kritisch bearbeitet und bewertet: neuroelektrisch, vielleicht zum Teil auch schon biochemisch gespeichert).
° Mittelzeit-Gedächtnis (vielleicht Wochen. Monate).
° Langzeit-Gedächtnis (Monate, Jahre – wenn als überlebenswichtig oder emotional sehr intensiv bewertet: lebenslang biochemisch gespeichert – die Grundlage der Persönlichkeit – weitgehend unbewusst, aber bis auf die etwa drei ersten Jahre vor der Kindheitsamnesie in den wichtigsten Details bewusster Erinnerung zugänglich – falls nicht psychodynamisch verdrängt, wie Sigmund Freud das zutreffend beobachtet und bezeichnet hat).
Glücksmomente: intensiver Zustand von Zufriedenheit mit → Endorphin-Ausschüttung, wenn beim → MultiChronieren in einer MultiChronalen Matrix verschiedene → ZeitFäden und / oder → ZeitSchichten sichtbar werden und / oder zusammenwachsen. Auch → Heureka-Moment und → Aha-Erlebnis. Auch → Düster-Momente.
GVZ-MultiChron = beliebiger Gegenwartsmoment mit seinen Bezügen zu
G (= Inhalt des Bewusstseins: 333 Millisekunden),
V (= relevante Erinnerungen an abgespeicherte Ereignisse der Vergangenheit),
Z (= Zukunftswahrscheinlichkeiten: dorthin könnte dieser Gegenwarts-Moment führen).
Heureka-Moment: Ähnlich wie das → Aha-Erlebnis, nur intensiver: Das Erleben eines → Glücksmoments (als intensiver Zustand von Zufriedenheit mit → Endorphin-Ausschüttung), wenn einem ein neuartiger Zusammenhang bewusst wird. Der Überlieferung nach rief der griechische Philosoph und Wissenschaftler Archimedes „Heureka!“ (auch: „Eureka“: „Ich habe [es] gefunden!“), als ihm die physikalische Bedeutung der Wasserverdrängung beim Baden in einer Wanne bewusst wurde („Archimedisches Prinzip“) – so konnte er das Gewicht eines goldenen Gegenstands berechnen und seine Echtheit nachweisen.
Etwas ähnliches kann man erleben, wenn beim → MultiChronieren in einer → MultiChronalen Matrix verschiedene → ZeitFäden und / oder → ZeitSchichten sichtbar werden und / oder auf überraschende Weise zusammenwachsen und einem dadurch neue autobiographische Erkenntnisse erwachsen. So muss sich Sigmund Freud 1895 gefühlt haben, als er seinen „Traum von Irmas Injektion“ entschlüsselte und dadurch tiefe Einsichten in die Entstehung und Bedeutung von Träumen gewann.
Ich: Wir leben alle in der Illusion, das das, was wir jeweils als „Ich“ erleben und bezeichnen, mit unserer ganzen Persönlichkeit identisch ist. Jeder Psychologe weiß, dass dies nicht stimmt – dass wir in Wahrheit „viele“ sind. Der Philosoph Richard David Precht hat das schon im Titel seines exzellenten Bestseller Wer bin ich – und wenn ja wie viele? launig, aber sehr zutreffend auf den Punkt gebracht. Goethe sprach im Faust-Drama von den „Zwei Seelen, ach, in meiner Brust“ und Novalis erkannte sogar: „Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft“. Martin Luther wusste um den – zum, geflügelten Wort gewordenen – „Inneren Schweinehund“.
Barbara König hat das in romanhafter Form 1965 schon im Titel sehr anschaulich und in der Ausführung ungemein witzig und zugleich psychologisch überzeugend auf den Punkt gebracht mit ihrer Erzählung Die Personenperson.
Precht unterscheidet aufgrund hirnphysiologischer und -psychologischer Forschungen acht Varianten des „Ich“ in jedem Menschen. Sigmund Freud prägte für die Psychoanalyse drei verschiedene Zustande: das (aktuelle) Ich, das (archaische) Es und das (von der Gesellschaft aufoktroyierte) Über-Ich – ein Persönlichkeitsmodell, das er und seine Schüler später weiterentwickelt haben.
Viele Psychologen verwenden für die Gesamtheit der Existenz bzw. Persönlichkeit lieber den Begriff → Selbst.
Innenwelt-Vernetzung: Die gesamte neuronale Vernetzung aller → ZeitFäden und → ZeitSchichten in einem Individuum.
Innere Gestalten: Größere Einheiten (über mehrere Jahre hinweg) kann man psychologisch als Innere Gestalten verstehen, die auch später weiter existieren, obwohl man längst zu einer neuen Inneren Gestalt geworden ist: Erwachsene kann sich manchmal noch gut an seine Jugend (Innerer Jugendlicher) und seine Kindheit (Inneres Kind) erinnern – wenn er/sie sich darum bemüht. Dies ist eines der wesentlichen Geschehnisse in einer Psychoanalyse: Die Verbindung (oft auch nötig: Versöhnung) mit solchen Inneren Gestalten. Das Ziel sollte ein → Kohärentes Selbst sein. Vergl. → MultiPersonalität.
Gewissermaßen vor sich her“ trägt man (meistens unbewust) in Bild von sich selbst in der Zukunft. Diesen Zukunftsentwurf (eine Art Wahrscheinlichkeitswolke) bezeichne ich als → Zukunfts-Ich.
Innerer Jugendlicher: Virtuelles Konzept des neuronalen Netz-Bereiches, in dem alle Erinnerungen an die Jugend abgespeichert sind (kann einem im Traum begegnen und in Phantasien) – vergl. → Inneres Kind.
Inneres Kind: Virtuelles Konzept des neuronalen Netzes, in dem alle Erinnerungen an die Kindheit abgespeichert sind (kann einem im Traum begegnen und in Phantasien) – vergl. → Innerer Jugendlicher.
Kindheitsamnesie: In der frühen Lebenszeit etwa der ersten beiden Lebensjahren gibt es noch kein richtiges Selbstbewusstsein. Offenbar werden diese Ereignisse vom Gehirn in einem anderen Modus abgespeichert (kodiert), der später nicht mehr „entschlüsselt“ werden kann. Deshalb gibt es kaum Kindheitserinnerungen aus der Zeit vor dem dritten Lebensjahr. Dieses Phänomen bezeichnet man in der Psychologie als Kindheitsamnesie der Erlebnisse und Erinnerungen vor der → Amnesie-Schranke.
Kindheitserinnerungen: Sie reichen bei den meisten Menschen allenfalls ins dritte Lebensjahr zurück. Alle Ereignisse vor der Erinnerungsschranke (Amnesie-Schranke) der → Kindheitsamnesie sind vermutlich in einem anderen Bewusstseinsmodus (→ Früheste Kindheit) abgespeichert und deshalb für den erinnernden Erwachsene nicht mehr zugänglich.
MaMM: Maximale MultiChronie Matrix mit mindestens 3 Spalten und mindestens 3 Feldern.
MiMM: Minimale MultiChronie Matrix mit 3 Spalten und 3 Feldern. Dies lässt sich auch noch weiter ausdifferenzieren:
MaMMa:_ (Maximale MultiChronie Matrix außenwelt-bezogen): Die größte Variante einer MultiChronalen Matrix mit vier Spalten (Jahr / Persönliche Ereignisse / Familiäre Ereignisse / Historische Ereignisse) und vier oder mehr Zeilen (für Vergangenheit / Gegenwart / Zukunft).
MiMMi: (Minimale MultiChronie Matrix ich-bezogen oder intern): Die kleinste Variante einer MultiChronalen Matrix mit drei Spalten (Jahr / Persönliche Ereignisse / Historische Ereignisse) und drei Zeilen (für Vergangenheit / Gegenwart / Zukunft).
MaMMi (ich-zentrierte maximale Variante mit vier Spalten (Jahr / Persönliche Ereignisse / Familiäre Ereignisse / Historische Ereignisse) und vielen Zeilen bzw. MiMMa (außen-zentrierte minimale Variante) sind weitere Möglichkeiten.
Die einfachste Variante ist die Aneinanderreihung einiger Daten in Form von → MultiChronalia als Abstrakt am Schluss eines Sachtextes (s. oben im Glossar → Basis-MultiChron).
MultiChron = einzelner → multiChronaler Moment im Bewusstsein.
MultiChronale Brücken sind gedankliche Verbindungen zwischen mindesten zwei ZeitSchichten und / oder zwischen einem persönlichen Ereignis und einem weltgeschichtlichen Situation.
Eine „kleine multiChronale Brücke“ ist es beispielsweise, wenn ich im Jahr 2023 beim morgendlichen Workout mit dem Expander daran denke, dass ich meinen ersten Expander 1954 als Vierzehnjähriger aufgrund einer Kleinanzeige in meiner damaligen Lieblingslektüre Jim Parkers Abenteuer im Weltraum bestellte und regelmäßig mit dem Gerät zu üben begann.
Eine „große multiChronale Brücke“ sieht etwas komplizierter aus. Sie verbindet mindestens drei ZeitSchichten und Persönliches mit Weltgeschichtlichem. Sie lässt sich nur in Form einer Tabelle darstellen – ein Beispiel finden Sie auf der separaten Seite MultiChronie in der Abb. 2.
MultiChronale Matrix: Tabelle mit mindestens drei Spalten und drei Zeilen, die mindestens je einen Eintrag zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines Thema oder Ereignisses enthalten.
MultiChronale Struktur: Eine Tabelle oder Matrix, die einen → autobiographischen Text zusammenfasst oder ergänzt.
MultiChronale Triade: Eine Tabelle mit mindestens drei Spalten und Zeilen (→ MultiChronale Matrix), in der zu einem Thema jeweils ein Ereignis aus der Gegenwart mit einem entsprechenden Erlebnis in der Vergangenheit und – möglichst – auch mit einem daraus resultierenden Ereignis in der Zukunft in Zusammenhang gebracht wird.
MultiChronaler Moment: Der Augenblick, in dem ein persönliches Erlebnis mit einem weltgeschichtlichen Ereignis korrespondiert. Viele Menschen wissen z.B. genau, wo sie sich befanden, als die schreckliche Nachricht von dem Attentat auf die Twin Towers in New York am 11. September 2001 publik wurde. Ich saß damals in einem Schweizer Postbus auf dem Weg ins Tal von Bürchen nach Visp im Kanton Wallis, um zu einer Wanderung Richtung Saas Fee weiterzufahren.
MultiChronales Logbuch: Ein Tagebuch oder Blog das überwiegend aus kurzen Texten (im Idealfall mit einer ergänzenden → MiMM). Strukturiertes Erinnern. Autobiographisches Schreiben mit multiChronaler Struktur.
MultiChronalia = verschiedene → ZeitSchichten bzw. Erlebnisse, die wie ein Abstrakt um Schluss eins Sachtextes ein bestimmtes Thema zusammenfassen (s. oben im Glossar → Basis-MultiChron).
MultiChronieren: Das Erstellen einer → MultiChronalen Matrix oder von → MultiChronalia im Verlauf eines Textes (etwa in meinem Blog). Anschauliche Vergleiche: Gehirnjogging – Radfahren für die Seele [→ SZ-Artikel] – Herumwandern im Labyrinth des eigenen Lebens. Meine Antwort auf die Herausforderungen der KI.
MultiChronist: Das ist jemand der das eigene Leben immer wieder neu synchronisiert und mit der übrigen Welt in Einklang bringt – mit der Familiengeschichte als verbindender Realität. Salopp könnte man das als „eierlegende WollMilchSau“ bezeichnen, denn beim → MultiChronieren werden alle drei Textsorten verwendet:
° autobiographisch (Tagebucheinträge, Blog-Posts, Erlebnisberichte),
° erzählend (Geschichten, Lyrik, Anekdoten),
° sachlich (Essais, Berichte).
MultiChronoskop: Ein fiktives Gerät, das beim Erinnern und beim Aufnehmen von Kontakt mit früheren → ZeitSchichten helfen soll. Von mir als Vehikel für eine (noch zu schreibende) Geschichte über eine (ebenfalls fiktive) Begegnung meines Urgroßvaters Ferdinand Naumann mit dem Autor Kurd Laßwitz im „Hotel Gotha“ auf dem Inselsberg zum Thema hat. Ein Modell dieses Geräts wurde von meinem Sohn Gregor mit Hilfe eines 3-D-Druckers realisiert (s. Abb. 3)

Abb.3: Modell eines → MultiChronoskops (Idee und Realisierung: Gregor vom Scheidt, Feb 2022)
MultiPersonalität: Die Gesamtheit der → Inneren Gestalten. Theoretisches Konzept, demzufolge frühere Erlebniswelten der eigenen Vergangenheit als Virtuelle Teilpersönlichkeiten weiterexistieren – vergl. → Innere Gestalten, → Innerer Jugendlicher, → Inneres Kind.
Phasen: Ich bezeichne so die verschiedenen Abschnitte des Lebens, denen ich auch verschiedene → Teilpersönlichkeiten (→ Ich) zuordne.
Proto-MultiChron = Moment der Zeugung, als sich die DNS von Vater und Mutter vereinen – gewissermaßen der Beginn aller sich ab da entwickelnden → ZeitFäden und → ZeitSchichten, zuerst ohne Bewusstsein, in rein organischer Form.
Schreiben: Wichtigstes Werkzeug der → MultiChronie.
Selbst: Viele Psychologen verwenden für die Gesamtheit der Existenz bzw. Persönlichkeit statt dem Terminus→ Ich lieber den umfassenderen Begriff „Selbst.
Selbstbewusstsein: So etwas wie „Bewusstsein“ entstand sehr spät in der Evolution des Lebens auf der Erde und entsteht auch in der Entwicklung des Individuums vergleichsweise spät (in frühesten Rudimenten während der ersten Monaten im Mutterleib, vielleicht deutlich ab den sechsten vorgeburtlichen Monat, wenn der Fötus auf Geräusche der Umgebung reagieren kann, etwa den Herzschlag der Mutter).
Teilpersönlichkeiten → MultiPersonalität.
Themen-Faden → ZeitFaden.
TraumEntfaltung: Basierend auf Freuds Analyse seines „Irma-Traums“ und Schultz-Henckes „Vokabelheft“-Konzept (mit zwei Spalten) zur Analyse von Träumen habe ich eine Tabelle mit vier Spalten entwickelt, in denen die Freien Assoziationen zu einem Traum notiert und weiterentwickelt werden.
Ur-MultiChron = Moment der Geburt, ab dem ein Kind Eindrücke aus der Umgebung abnimmt und verarbeitet.
V-MultiChron = früheres Ereignis der Vergangenheit, das zu einem bestimmten Thema eingespeichert ist (→ Kindheitserinnerungen).
Virtuelle Teilpersönlichkeiten → MultiPersonalität.
Z-MultiChron = Ziel- oder Zukunftsmoment, zu dem dieses Ereignis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hinführt.
Zangengeburt: Meine eigene ZG als Beispiel eines → Geburtstraumas. Der Arzt, der mir das Leben gleich zuz Beginn gerettet hat, war: Prof. Schröder https://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/leipzig/Schroeder_536.html (wegen seiner Nazi-Vergangenheit zugleich Beispiel für die im Dritten Reich unvermeidbare Verstrickung der Schicksale).
ZeitAnker: Frühestes Ereignis einer Kette thematisch und / oder emotional zusammenhängender Erinnerung, die zum → ZeitFaden wird. Der Anfang eines → ZeitFadens im Leben eines Individuums = früheste Erinnerung oder Datierung eines Erlebnisses. Beispiel: 1945-06 bringt mein Vater mir das Lesen der Uhrzeit bei (ambivalente Erinnerung).
ZeitFaden: Die vertikale psychische Verbindung (und physische Abspeicherung im Gedächtnis) vieler Ereignisse und Erinnerung zu einem bestimmten Thema (auch Themen-Faden).
ZeitHarfe: Die Summe aller → ZeitFäden, → ZeitStränge etc., die einen mit der eigenen Vergangenheit verbinden.
Zeitreise: Topos der Science-Fiction (erstmals von H.G. Wells 1895 in seinem Roman Die Zeitmaschine formuliert – realiter nicht möglich, aber als Erinnerungsarbeit in der Psychoanalyse und ähnlichen aufdeckenden Formen der Psychotherapie sehr wirksam.).
ZeitSchichten: Die horizontale Verbindung vieler Themen innerhalb einer bestimmten Zeitebene.
ZeitSeil: Mehrere → ZeitFäden bilden einen → ZeitStrang, mehrere ZeitStränge bilden ein → ZeitSeil und mehrere ZeitSeile sind verknüpft zu einer → ZeitTrosse. Beispiel für ein ZeitSeil: Musik – besteht bei mir aus mehreren ZeitSträngen wie Jazz, Indische Musik, Klassische europäische Musik. Der ZeitStrang Jazz (→ Zeitanker: 1954 erste Füllschriftplatte „Whoddin´ with Woodie: Woody Herman and his Herd“) wiederum besteht bei mir aus mehreren ZeitFäden: Lokaler Band-Jazz mit Münchner Gruppen wie der Riverboat Seven, Rhythm´n´Blues schwarzer Gruppen, New Orleans Jazz à la Louis Armstrong, Bigband Jazz von Count Basie, Duke Ellington und Benny Goodman (Zeitanker: Carnegie Hall Concert von 1936 – erstmals gehört 1957 bei Walter Ernsting in Irschenberg), Modern Jazz à Ornette Coleman und John Coltrane.
ZeitStrang: Ein ZeitStrang besteht aus mehreren → ZeitFäden, mehrere ZeitStränge bilden ein → ZeitSeil und mehrere ZeitSeile sind verknüpft zu einer → ZeitTrosse. Beispiel → ZeitSeil.
Zeittafel: Die einfachste Möglichkeit, ein Thema in seiner chronologischen Abfolge darzustellen. Man muss dann nur eine weitere Spalte mit „Persönlichen Ereignissen“ danebenstellen – und schon hat man eine einfache MultiChronale Matrix wie die → MiMMa (s. oben).
ZeitTrosse: Eine ZeitTrosse ist ein ganz besonders wichtiger und somit „dicker“ Themen-Komplex im Leben eines Menschen. So eine Trosse (Beispiele: Mutter, Vater, Heimat) besteht aus mehreren → ZeitSeilen, diese aus mehreren Zeit-Strängen und diese wiederum aus mehreren ZeitFäden.
ZeitZiel: In der Zukunft liegendes (mögliches) Ergebnis einer Entscheidung in der Gegenwart und zugleich Ende eines → ZeitFadens.
Zeugung → Proto-MultiChron.
Zukunfts-Ich: So bezeichne ich eine (unbewusste) Projektion von sich selbst in die Zukunft – zum Beispiel in der Jugend als Berufswunsch, im Erwachsenenleben als Vorstellung, was man „nach der Rente“ tun wird. Oder im Jahresverlauf, wohin man in den Urlaub reisen könnte, Sehnsüchte nach Berufswechsel und dergleichen mehr.
Quellen
König, Barbara: Die Personenperson. München 1965 (Hanser).
Precht, Richard David: Wer bin ich – und wenn ja wie viele? Eine philosophische Reise. “ (2007) München 2012, 13. TB-Auflage (Goldmann).
305 _ #1637 _ aktualisiert: 18. Juni 2024 (14. Mai 2023)
Ein Kommentar zu “MultiChronie: Glossar”