Drei Reiter der Apokalypse

Ja, ich weiß: In der Bibel ist die Rede von den VIER Reitern. Aber erstens ist dies nicht die Bibel, sondern mein Blog, zweitens mag ich die Zahl „drei“ lieber als die „vier“ und drittens –
– Was soll´s: Zwei „meiner“ drei apokalyptischen Reiter kennen Sie bereits bestens, weil Sie fast jeden Tag in den Medien damit belästigt werden:

° Die Corona-Pandemie (samt sämtlicher bekannter und noch kommender Mutationen).
° Die Klimakatastrophe mit Extremwettern gewaltigen Dürren und Überschwemmungen.
° Und drittens?

Zu diesem Beitrag inspiriert hat mich ein Zeitungsartikel (Brackel 2021), der die beiden obigen Szenarien im Untertitel zusammenbringt: „Klimakatastrophe und Pandemie treffen die Ärmsten doppelt“. Aber auch jene, die nicht zu „den Ärmsten“ zählen, werden noch lange mächtig mit diesen beiden „apokalyptischen Reitern“ zu kämpfen haben. Doch was könnte ein „dritter Reiter“ sein?

° Irgendetwas, für das es heute noch keinen Namen gibt – aber mit dem wir ernsthaft rechnen sollten. Um die nächste (zeitliche) Ecke lauert immer irgendeine große Gefahr. Ob das nun ein gewaltiger Komet ist oder ein Asteroid, der auf die Erde stürzt (verdammt nahe an uns vorbeigeflogen sind schon einige zu meinen Lebzeiten ). Wer Science-Fiction-Filme kennt, sei erinnert an Armageddon (Asteroid) und Deep Impact (Komet). Wer SF liest, ist ebenfalls auch noch mit anderen drohenden Katastrophen bestens vertraut:

° Aliens, welche die Erde überfallen wie im prächtig unterhaltsamen Film Cowboys & Aliens (halte ich inzwischen für großen Käse – wer sollte sich schon diese Mühe machen, Jahre oder gar Jahrzehnte durchs Weltall zu uns her herzufliegen, um dann – aber lesen Sie meine Kurzgeschichte hier im Blog, die allererste, die ich 1956 geschrieben und veröffentlicht habe, und schauen Sie sich an, wie Nur ein kleiner Fehler aussehen könnte.

° Eine Supernova ist in der kosmischen Nähe ausgebrochen – aber wir erfahren deren lichtschnelle Auswirkungen erst dann, wenn ihre tödlichen Strahlenschauer uns erreicht haben.

° Ein Dritter Weltkrieg. Vor dem fürchten wir uns – pardon: fürchte ich mich schon seit den 1950er Jahren, weil seitdem das Wettrüsten – mit kurzer Pause in den 1980er und 1990er Jahren – unaufhörlich weitergegangen ist und ständig irgendein Zundelfrieder irgendwo mit dem Feuer spielt: Saddam Hussein im Irak (was nach ihm kam, ist auch nicht besser), Putin mit der Ukraine, Assad bei seinen eigenen Landsleuten, zwischen Israel und seinen Nachbarn kracht es auch immer wieder, die Inder hassen die Pakistani, die Pakistani hassen wen auch immer, die Taliban hassen alle, die nicht Taliban sind, die Iraner hassen die „amerikanischen Teufel“ – alle liebäugeln sie mit Atombomben – oder freuen sich, dass sie bereits welche haben.

Googeln Sie mal, „Wie viele Atombomben gibt es weltweit“. Nein, sparen Sie sich die Mühe, ich habe es bereits für Sie getan: Es sind 13.400. Eine abstrakte Zahl. Aber multiplizieren Sie das mal mit allem, was Sie über Hiroshima wissen. Dann ist das gleich nicht mehr abstrakt.

Wenn der Kalte Krieg „heiß“ geworden wäre

Wer ungefähr in meinem Alter ist und in den 1950er Jahren (als ich Teenager war) Science-Fiction gelesen hat, ist mit der Erscheinungsform und den Folgen eines atomaren Schlagabtauschs aufgewachsen. Jonathan Schell hat es 1982 sehr anschaulich beschrieben, wie so ein „nuklearer Winter“ aussieht und was seine Folge für den größten Teil der Menschheit wären. Nur der Titel war daneben: Das Schicksal der Erde. Der „Erde“ ist es nämlich egal, ob es extrem kalt oder extrem warm ist oder ob Säureregen vom Himmel fällt und ein gewaltiges Artensterben einsetzt. Aber das „Schicksal der Menschheit“ – das ist etwas anderes (und deshalb wäre das auch der passende Titel gewesen.)
Wer damals nicht gerade blind und taub war, musste es auch ohne Zukunftsromane mitkriegen, dass sowohl die Sowjets als auch die Amerikaner ihre Planspiele mal halb und mal dreiviertel aus der Schublade mit den entsprechenden Szenarien gezogen hatten, immer wieder. Und dass Deutschland vermutlich das allererste Ziel für die allerersten Atombomben gewesen wäre – nachzulesen bei General Sir John Hackett, dem damaligen Oberkommandierenden der Nato in Europa und für solche Planspiele im Westen zuständig. Untertitel: Hauptschauplatz Deutschland. Und Hackett nannte sogar ein recht genaues Datum: August 1985. Aber dann kam dank Gorbatschows Vernunft doch alles ganz anders – und die vorher so bedrohliche Sowjetunion fiel in sich zusammen. Jetzt richtet sie sich immer bedrohlicher wieder auf, dank Putins Großmachtallüren. Und in Korea rasselt einer mit dem Atomsäbel. Und die Chinesen bedrohen Taiwan, dessen Schutzmacht die USA sind…

Gruseln wir uns noch ein wenig mit anderen Szenarien

Lassen wir mal den Krieg und die kosmischen Bedrohungen beiseite. Wie wäre es damit:

° Ein gewaltiger Supervulkan bricht aus (wie vor 74.000 Jahren der Tobu, der beinahe die frühe Menschheit total ausgelöscht hätte). Ist eine Weile her, werden Sie vielleicht sagen. Stimmt. Wenn man in der Wikipedia „Supervulkane“ eingibt, sind solche Ausbrüche tatsächlich meistens recht lange her. Aber mit dem unterirdischen Magma-Monster im Yellowstone-Park sollte man rechnen – der ist seit mehr als 60.000 Jahren überfällig. Roland Emmerich hat in seinem Endzeit-Katastrophenfilm 2012 genüsslich ausgemalt, was dann mit uns passieren wird. Sehr sehenswert. Sehr unterhaltsam. Und sehr tröstlich, weil einige Leute ja mit drei (!) neuen Archen gerettet werden.
Aber für Sie und für mich wäre das wohl kein gutes Ende.
(Ich weiß jetzt jedenfalls, welchen Film ich mir heute Abend auf Blu-ray mal wieder anschauen werde – weil der Film halt gar so spannend und toll inszeniert ist.)

Doch Moment mal – von wegen „lange her“! Am 05. April 1815 (und das ist in geschichtlichen Dimensionen ein Wimpernschlag) flog der Vulkan Tambora auf der Insel Sumbawa in Indonesien in die Luft und verdunkelte mit seinen Aschewolken weltweit den Himmel, sodass man noch im Jahr darauf weltweit Kältekatastrophen und in der Folge Hungersnöte beobachten konnte – in Europas Annalen eingegangen als „Jahr ohne Sommer“. Das wäre heute wahrscheinlich mit noch viel schlimmeren Folgen verbunden.
Eine gewissermaßen positive Folge zog dieser Vulkanausbruch allerdings nach sich: Im „winterlichen“ Sommer darauf trafen sich in einer Villa am Genfer See… Aber das können Sie hier im Blog genauer nachlesen, was da geschah: 1816: Schlüsseljahr für…

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe und interessante Träume. Es könnte ja gut sein, dass all das oben Skizzierte nicht für unsere Generation bestimmt ist (dass überhaupt nichts von irgend einer rätselhaften Macht bestimmt wird). Dass die Aliens (falls sie uns jemals besuchen sollten) ähnlich freundliche Zeitgenossen sind wie wir selbst. Dass Greta Thunberg und Fridays for Future und die Grünen und all die weltweit aktiven NGOs endlich den nötigen Erfolg haben und wir an einer „richtigen“ Klimakatastrophe doch noch um Haaresbreite vorbeischrammen. Dass es keinen Krieg um „Wasser“ geben wird. Dass es –

Wie gesagt: Angenehme Nachtruhe wünscht Ihnen
Ihr
Jürgen vom Scheidt.

Quellen
Bay, Michael (Regie): Armageddon. USA 1998 (Columbia).
Brackel, Benjamin von: „Extreme Ereignisse“. In: Südd. Zeitung vom 20. April 2021, S. 13 (Wissen).
Emmerich, Roland (Regie): 2012. USA 2009 (Paramount).
Favreau, Jon (Regie): Cowboys & Aliens. USA 2011 (MGM ).
Google-Anfrage: „Wie viele Atombomben gibt es weltweit?“ am 22. April 2021.
Hackett, General Sir John: Der Dritte Weltkrieg (The Third World War: August 1985). (London 1985). München 1978 (Bertelsmann).
Leder, Mimi (Regie): Deep Impact. USA 1998.
Schell, Jonathan: Das Schicksal der Erde. München 1982 (Piper).
Wikipedia: „Supervulkane“ (aufgerufen am 22. April 2021).

183 _ aut #877 _ 2021-04-22/15:05

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