(Den folgenden Text schrieb und veröffentlichte ich 1965, als ich während meines Studiums für den Selecta-Verlag in Planegg arbeitete und mir dort die ersten Sporen als Journalist verdiente. Das Thema stammte direkt aus meinem anderen Job in jenen Tagen: als Investment-Dealer für besagte IOS. Ein Schelm, wer Böses denkt. Es gelang mir zwar nicht, den Mitarbeitern des Verlags ein Sparprogramm des FoF zu verkaufen – aber ein gutes Werbemittel bei meiner Aquise potenzieller Anleger war der Artikel sehr wertvoll.
Was ich da so vollmundig als Altersversorgung anpries, war allerdings, im Rückblick keine gute Empfehlung: Die IOS wurde zunehmend unseriös, als die Kurse jahrelang nicht mehr in die Höhe kletterten sondern mächtig abstürzten, und schließlich wurden ihre Mitarbeiter geradezu kriminell. Das war natürlich 1965 nicht zu ahnen.
Wer diesen spannenden Wirtschaftskrimi nachvollziehen will, dem seien die beiden Bücher von Birkholz / Saller und Horatius sehr empfohlen – das erste die sachliche Aufbereitung der IOS-Jahre – das zweite in romanhafter Form ein ganz anderer Insider-Bericht, der im Rückblick an die späteren Filme Wolf der Wallstreet (mit Leonardo di Caprio als Wirtschafts-Gangster) und Wall Street (mit Michael Douglas als der etwas vornehmeren, aber nicht minder soziopathischen Variante des rücksichtslosen Börsenzockers und Aktien-Dealers.)
Und hier aus meinem Archiv mein erster (und wohl auch einziger) Artikel aus der Welt der Wirtschaft:
Altersversorgung durch Dach-Fonds
München (PK) — Eine recht individuelle Form der Altersversorgung bietet der Dach-Fonds „FOF“ („Fund ‚ of Funds“). Diese kanadische Gründung legt das Geld ihrer Sparer in Investment-Fonds an (wie Investment-Fonds wiederum in Aktien anlegen): so wird das Risiko breit gestreut. Durch ständigen Einkauf der besten Einzel-Fonds werden sichere und hohe Gewinne auf lange Sicht erzielt.
An diesem Dach-Fonds kann man sich auf zwei Arten beteiligen:
° Durch einmalige Voll-Einzahlung (ab 1000 Dollar = 4000 DM);
° durch Sparprogramme (ab monatlich 25 Dollar = 100 DM), die zehn oder fünfzehn Jahre laufen.
Der FOF wurde im November 1962 gegründet. Seit dieser Zeit hat er das Geld seiner Anleger um über 50″/o gesteigert. Bei der günstigen Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft (FOF beteiligt sich nur an amerikanischen Einzel-Fonds) sind auch für die Zukunft günstige Erträge zu erwarten. Man kann sich monatlich, vierteljährlich oder jährlich in Form eines Abzugs-Plans gewisse Beträge auszahlen lassen, die eine attraktive Altersversorgung darstellen. Solange jährlich nicht mehr als 10°/o des Grundkapitals aus dem Fonds herausgezogen werden, wird sich – wie die Erfahrung zeigt – das Kapital nicht nur nicht mindern, sondern noch kräftig an wachsen.
FOF-Anteile werden nicht am Bankschalter gehandelt, sondern durch Investors Overseas Services (IOS) vertrieben. Diese Maklerfirma ist die größte internationale Vertriebsgesellschaft für Investment-Fonds mit Sitz in Genf und Niederlassungen in der ganzen Welt, u. a. in deutschen Großstädten. – JvS
Hier könnte ich nun meine „Begegnung mit der Selecta“ (→ #aut #445) und meine „Begegnung mit Mal Sondock“ (→ #aut #675) einfügen – aber das soll an anderer Stelle in diesem Blog geschehen. Dafür hier das Faksimile meines Artikels – eine meiner allerersten journalistischen Arbeiten:

Quellen
Birkholz, Manfred und Saller, Wolf: IOS: Senkrechtstart und Absturz einer Erfolgsidee. Düsseldorf 1970 (Econ).
Horatius: Herby Derby. Frankfurt am Main 1971 (Insel).
Scheidt, Jürgen vom: „Altersversorgung durch Dach-Fonds“. In: Praxis-Kurier vom 12. Mai 1965., S. 12.
Scorcese, Martin (Regie): The Wolf of Wall Street. USA 2014 (Columbia).
Stone, Oliver (Regie): Wall Street. USA 1987.
<aut #589>