… um professionell zu schreiben? Nein. Ganz sicher nicht. Ein einziger Bildschirm genügt vollauf. Für kleinere Schreib-Projekte. Doch für einen Roman oder ein Sachbuch ist es mehr als hilfreich, einen „vast scope“ zu haben – einen möglichst breiten Horizont. Das gilt auf jeden Fall auch für einen Blog – jedenfalls dann, wenn er so komplex und anspruchsvoll ausgelegt ist wie dieser hier. Das soll schon der Titel andeuten: HyperWriting. Hyper – diese griechische Vorsilbe heißt so viel wie: „über – darüber hinaus – jenseits von“.
Konkret heißt das bei mir: Jeder Bildschirm steht für einen Arbeitsbereich – aber jeder dieser drei Arbeitsbereiche weist zugleich „über sich selbst hinaus“.
° Der Monitor in der Mitte beherbergt üblicherweise die Text-Datei, an der ich gerade arbeite (aktuell ein Kapitel meines glü-Romans oder ein Entwurf für einen Blog-Beitrag, der länger als drei Seiten* ist).
* Ich weiß: Blog-Beiträge sollten möglichst nicht umfangreicher als eine Bildschirmseite sein – aber Creative Writing und gar HyperWriting ist etwas komplizierter und verlangt dementsprechend mehr Umfang. Schon ein Foto zur Veranschaulichung oder Auflockerung kapert gut eine halbe Seite.
° Der linke Monitor zeigt üblicherweise auf zwei Dritteln den Windows-Explorer, als Zugang zu sämtlichen Dateien und Datenbanken. Im dritten Drittel daneben ein kleines Hilfsprogramm, das für professionelle Arbeit unentbehrlich ist: ClipMate (die BinnenVersalie ist nicht von mir, sondern Original). Das ist eine kleine Datenbank, in der die letzten 200 Text-Schnipsel der Zwischenablage gespeichert sind. Besonders wertvoll, wenn beim Kopieren mal etwas verlorengeht.
° Der rechte Monitor zeigt meistens eine Datenbank zum aktuellen Projekt.
Beim Blog sieht das ein wenig anders aus

Links steht („for my eyes only“) die Admin-Version des Blogs (auch Backend genannt), in der ich Änderungen vornehmen und neue Beiträge verfassen kann, plus Vergabe von Stichwörtern (Kategorien), die dann in der KAT-Wolke (Tag Cloud) erscheinen.
° Auf dem rechten Monitor sehe ich, wie der aktuelle Artikel dann im Internet erscheint („for your eyes“ also).
° Die Datenbank, in der ich alles organisiere, befindet sich in diesem Projekt „HyperWriting-Blog“ ausnahmsweise in der Mitte.
So habe ich jederzeit den Überblick.
All dies kann man natürlich auch auf einem einzigen Bildschirm machen (vielleicht sogar auf dem Winzling eines Smartphones).
Viel Vergnügen!
Ein Blick zurück ins Jahr 1982
Mein erster PC hatte einen winzigen Bildschirm mit bernsteinfarbener Schrift – etwa doppelt so groß wie heute der eines I-Phones. Aber damals, 1982, wusste man noch keine andere Lösung für einen tragbaren PC. Überhaupt: „tragbare Computer“. Das galt damals als „Laune“ der Industrie. Wer brauchte denn sowas – wo doch in den Firmen diese riesigen Mainframes standen. Das, was man heute als Laptop (mit mindestens tausendfacher Leistung und Komplexität) bezeichnet, nannte man damals spöttisch „Schleppable“ – weil man den zwar tatsächlich tragen konnte (mit einklappbarer Tastatur, eingebautem Monitor und separatem Drucker) – aber er war verdammt schwer, wie ein Reisekoffer im Kleinen, und musste wirklich „geschleppt“ werden. Wenn man das Pech hatte, dass bei diesem Luxusgerät für 12.000 Mark plus Mehrwertsteuer der Netzstromanschluss kaputt ging (was mir schon ein Jahr nach dem Kauf passierte) – dann kostete dieses Original-IBM-Teil schlappe 800 Mark. Kein Problem für einen Top-Manager in einem Konzern – aber für einen Solo-Selbständigen (wie das heute heißt) in einem „prekären Beruf“ ein gottverdammter Ausgabenhammer.
Aber das mit den „drei Bildschirmen“ hat bei mir noch einen zusätzlichen, rein persönlichen und sehr nostalgischen Hintergrund: Wenn ich heute so vor meinem Schreibtisch sitze, alle Bildschirme aktiv – dann sieht das für meinen „Inneren Jugendlichen“ so aus, wie das in den SF-Filmen der 50er Jahre in einem ordentlichen Raumschiff in der Kommandozentrale aussah: Ein großer, meist mehrfach unterteilter Riesen-Panorama-Bildschirm.
Galaxis ahoi! (oder „Ad Astra!“, wie wir uns damals im Science-Fiction-Club markig begrüßten – was mir immer ein wenig peinlich, weil prätentiös-elitär vorkam. Und das markige „Heil Hitler“ der 40er Jahre war da zeitlich noch nicht so weit entfernt – obwohl man davon im Club wirklich nichts spürte, von ein paar wüsten militaristischen Weltraum-Opern wie die von Karl „Granaten-Herbert“ Scheer einmal abgesehen, aus denen sich 1961 dann die Perry Rhodan-Heftserie mauserte, die noch heute mit Kriegsgeschrei erfreut – wenn auch „ganz weit draußen bei den Sternen“ – eben „ad astra“.)
MultiChronalia
Der Dreifach-Bildschirm heute 2021 für das Blogging erinnert mich an meinen ersten Computer 1982, und die Erinnerung daran führt mich nostalgisch noch weiter zurück ins Jahr 1957, als ich meinen ersten Roman schrieb und dort die Kommandozentrale eines Raumschiffs phantasierte (wie in dem einen oder anderen SF-Film gesehen). In dieser Szene gleich zu Beginn hat der Kapitän diesen Luxus sogar im Privatbereich:
Kopfschüttelnd saß Rani in seiner Kabine. Vor ihm auf dem breiten Arbeitstisch lagen Stapel von beschrifteten Blättern. Ein astronautischer Rechner, ein Sprechschreiber und aufgeschlagene Tabellenbücher auf mehreren Monitoren ergänzten dieses Stillleben, das von dem milden Grünlicht der Deckenlampe übergossen wurde.
2022 werde ich hoffentlich das Vergnügen haben, meinen fertigen glü-Roman nicht nur auf drei Bildschirmen zu lesen (wie könnte das aussehen? Was für einen Sinn könnte das haben?) – sondern das erste gedruckte Exemplar „im milden Licht der Deckenlampe“ in der Hand zu halten.
Aber jetzt geht es erst einmal darum, das Blogging zu bremsen – und in den Roman einzusteigen. Dieser kleine Text hier könnte im aktuellen Jahresanfang 2021 so etwas wie das „Überqueren der Schwelle“ in die AnderWelt des glü-Projekts bei dieser „Heldenreise als Autor“ sein.
Glück auf! fällt mir dazu ein. Ich bin zwar kein Bergmann, der in die Tiefe seiner Schächte abfährt, sondern bewege mich eher nach oben in „höhere Sphären“ – aber Glück kann ich genauso brauchen wie jener.
(Und schau mal an: Da fällt mir ein Bergmann ein, den ich tatsächlich persönlich kenne. Neulich bin ich ihm – rein zufällig – mal wieder in Schwabing begegnet: Klaus Lea, mit dem ich viel Zeit in meinen 1960er Studentenjahren verbracht habe, war nach der Volksschule mit 14 zunächst „unter Tage“ als Bergmannslehrling tätig. Diese harte und wenig zukunftsträchtige Arbeit gab er bald auf und ging nach Süden, um dort sein kreatives Potenzial zu entfalten. Er wurde einer der ersten langhaarigen Hippies in München, Herausgeber und Alleinbespieler der vermutlich ersten Wandzeitung auf deutschem Boden nach mao-chinesischem Kulturrevolutions-Vorbild und dito für die Alternativ und Underground-Zeitschrift mama. Dazu wurde er Gründer der – noch heute existierenden – Alternativ-Galerie in Schwabing. Ein echter Dichter und Begleiter auf vielen nächtlichen Streifzügen.
Zufälle gibt´s –
aut #753 / 2021-02-24/09:31