Waffenfetischismus bei uns Buben

(Ich muss mich bei den Mädchen und Frauen vorab entschuldigen, dass ich diesen Beitrag ursprünglich betitelte „Waffenfetischismus bei uns Kindern„. Es gibt zwar inzwischen auch genug weibliche Heldinnen, die Waffen verwenden – wie Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen in dem Film die Tribute von Panem – eine wehrhafte Amazone mit Pfeil und Bogen, die tödlich treffen kann, wenn es sein muss. Aber in meiner Kindheit waren es nur die Buben, die „wehrhaft“ herumliefen und besessen von irgendwelchen Waffen waren – auch wenn es sich meistens nur um Spielzeug handelte. Doch ein Luftgewehr ist ja auch nicht ohne oder eine selbstgebastelte Steinschleuder. Mädchen habe ich damit nie gesehen. Und in den Filmen gab es diese wehrhaften Amazonen auch noch nicht – wie jetzt Wonder Woman.)

Eine „Silberbüchse“ wie Winnetou haben. Oder wenigstens eine Wasserpistole. Oder noch besser: Einen Revolver mit Schießplättchen, die richtig knallten. Und auf jeden Fall ein feststehendes Messer im Futteral der Lederhose – zum Schnitzen von Pfeilen für den Bogen und für alles Mögliche andere: Zum Beispiel, um damit nach einem Klassenkameraden zu werfen, der von uns an den Marterpfahl gebunden worden war – wie bei Indianern so üblich, um den Mut eines Fremden zu testen.

Dazu Zwieseln (anderorts Zwille genannt, hochdeutsch: Katapult) – um kleine Papierkapseln auf Hinterköpfe von anderen Schülern abzufeuern. Oder ein nasser Schwamm, gleich neben dem Kopf des Mathelehrers Dr. Bauer (der für uns nur „Agricola“ hieß) platziert – den wir mit solche Späßen buchstäblich in den Wahnsinn getrieben haben.

Pfeil und Bogen waren unverzichtbar, das konnte sich jeder basteln. Eine richtige Armbrust wäre natürlich noch besser gewesen, wie der Onkel Karl sie beim Preisschießen des Schützenklubs einsetzte (wo er absehbar Schützenkönig wurde, weil er sich das finanziell leisten konnte – was seine Frau Annemie ziemlich fuchste, weil das nicht zum ersten Mal geschah).

Waffen werden immer ein Ziel finden – dafür sorgen schon ihre Besitzer (Photo by Karolina Grabowska on Pexels.com)

Das Allertollste wäre natürlich der Degen vom Zorro gewesen, den dieser unnachahmlich in den Filmen um seine Figur und ihre Abenteuer elegant seinen Gegner in den Bauch –
– aber da wurde, kinderkinotauglich, rechtzeitig abgeblendet im Kino. So wie man ja auch nicht genau sah, was Tarzan mit seinem gewaltigen feststehenden Messer an der Seite seines Lendenschurzes im Ernstfall anstellte, bei wilden Eingeborenen und kaum mehr zivilisierten Kolonialsöldnern ebenso wie bei wilden Tieren.

Schon an den Beispielen Zorro und Tarzan erkennt man, woher unsere Liebe zu Waffen rührte: Aus dem Kino. Western, Piratenfilme, Historienschinken, bald nach Kriegsende schon wieder Kriegsfilme wie Verdammt in alle Ewigkeit – sie alle zelebrierten den männlichen Waffenwahn, den wir arglos nachspielten (und doch nicht ohne Hintersinn: so wie der sein!)

Im Ernstfall der Rehauer Realität blieb allerdings allenfalls eine urige Keule. Nur gut, dass ich eine dabei hatte, als es mal Streit gab in unserer Kinderhorde (wir waren etwa zehn Jahre alt) beim Rückweg von einem wilden Abenteuer in der nördlichen Umgebung von Rehau, wer der Anführer sein sollte. Das war natürlich ich („der Enkel vom Architekt Hertel“)!
Aber der Dieter Wiltschek, das ein oder zwei Jahre ältere Flüchtlingskind, sah das anders – und so haute ich ihm jähzornig einfach meinen Knüppel auf den Schädel und rannte, Böses ahnend, davon. Der arme Dieter musste etliche Tage das Bett hüten mit einer Platzwunde und heftigen Kopfschmerzen. Und ich musste bei der Familie aufkreuzen und mit einem großen Räucherschinken bußfertig, von Reue zerknirscht (?), mich entschuldigen. (Dass Dieter und sein Bruder Halbwaise waren, der Vater im Krieg gefallen oder vermisst oder bei der Flucht aus Schlesien verlorengegangen – die Mutter nicht nur als Flüchtlingsfrau in diesem saturierten Rehau geplagt, in einem Zimmer im Hinterhaus über dem Lichtspieltheater mehr als bescheiden wohnend – davon hatte ich damals keine Vorstellung – bemerkenswert, dass ich all diese Details trotzdem wahrnahm und noch heute ganz klar erinnere).

Marterpfahl mit Messerwerfen

Noch etwas nachtragen will ich zum eingangs erwähnten Marterpfahl, Standardrequisit in jedem anständigen Western. Damit wurde das mannhafte Erdulden von Schmerzen geprüft, welche grausame Rothäute (angeblich) ihren weißen Gefangenen zufügten – bis sie sie mit einem tödlichen Pfeilschuss oder einem raschen Schnitt in die Gurgel von ihren stundenlangen Leiden erlösten. Beim Sohn unseres neuen Volksschuldirektors Lange (auch so ein Flüchtling!) waren wir nicht ganz so grausam. Ich weiß seinen Vornamen nicht mehr, ich nenne ihn jetzt einfach mal Hans, weiß nur noch, dass er einen jüngeren Bruder hatte und sein Vater eben unser neuer Direktor war und dass die Familie ganz oben in der neuen Volksschule an der Wallstraße wohnte. Das weiß ich, weil ich da mal zu Besuch war – was darauf hindeutet, dass die folgende Episode nie in der Familie Lange zur Sprache kam.

Hans wollte unbedingt in unserer Clique dabei sein – nicht unwichtig für einen katholischen Flüchtlingsjungen in einem stock-protestantischen Rehau. Also musste sich, ganz klar, dem Ritual einer Mutprobe unterziehen, was er auch tapfer auf sich nahm. Besagter Marterpfahl war ein alter vertrockneter Apfelbaum in unserem großen Garten (es gab noch einen mittleren und einen kleinen Garten – wie gesagt: Architekt Hertel). An den banden wir Hans. Und dann warfen wir mit unseren Messern nach ihm. So wie wir das in den Filmen gesehen hatte. Diesmal war nicht ich der Schurke, sondern ein älterer Nachbarjunge (ich sehe ihn noch vor mir, den Name fällt mir nicht ein). Gleich beim ersten Wurf fuhr die Klinge dem armen Gefangenen in den rechten oder linken Unterschenkel. Er blutete sofort wie ein Schwein. Weshalb wir ihn gleich wieder losbanden, die Wunde notdürftig versorgten und ihn stillschweigend nachhause entließen.

Heute wurde so etwas auf der ersten Seite der BILD-Zeitung stehen: „Grausame Schüler martern einen der ihren -“ Und es wäre nicht einmal gelogen. Selbst wenn Hans das heulend seinem Vater erzählt haben sollte – der verlor nie auch nur ein Sterbenswörtchen darüber oder hätte gar mich und die anderen Rabauken wenigstens – und zu echt – hochnotpeinlich befragt und angemessen bestraft. Er sagte sich wahrscheinlich, dass es viel wichtiger war, dass sein Sohn ab da bei uns akzeptiert und integriert war. Und das war er dann ja auch.

Mit meinem feststehenden Messer habe ich mir mal beim Pfeilschnitzen eine böse querverlaufende Wunde in den rechten Oberschenkel geratscht. Ich blutete heftig – aber „Indianer kennt keinen Schmerz“. Ich wickelte ein Taschentuch um die Wunde und humpelte heim. Meine Mutter machte das einzig Richtige: Sie goss ordentlich diese braune Jodtinktur über den Schnitt – der gut sieben Zentimeter lang und einen halben Zentimeter breit klaffte, und zog einen richtigen Verband ordentlich fest um das Bein. Das war´s. Extras zum Doktor gehen und das nähen lassen? Wozu. Außerdem hätte ich dann nicht diese hübsche große Narbe, die mein Bein heute noch ziert (wie gut ich „schlagende Verbindungen“ verstehe, obwohl ich sie bescheuert finde). Und ich hätte vor allem keine Geschichte zum Erzählen.

Wie gesagt – Indianer kennt keinen Schmerz, und dass ich an dem Schlamassel selbst schuld war, stand ja außer Frage.

Eine Luftpistole ist auch nicht ohne ihre Gefahren

Die Kinder vom Kino-Strobel waren meiner Erinnerung nach alle drei im Rehauer Schützenverein, der sein Lokal oben auf dem Schild in einer Schrebergartenkolonie hatte: Otto junior, Klaus (mit mir in derselben Volksschulklasse) und Gerd. Im Verein schoss man mit Luftgewehren, jedenfalls die Buben. Klaus hat mir mal mit einer Luftpistole einen Schuss verpasst, halb ernsthaft aus Ärger oder halb im Spaß – das weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, das es verdammt weh tat – und dass es ins Auge hätte gehen können. Soviel zum „Täter“, der auch selbst mal „Opfer“ wird. Eisige Schneebälle im Winter haben dieses Risiko gut verteilt.

Ganz ohne Waffe, nur mit den bloßen Fäusten, war ich in einer anderen Geschichte aktiv, die wie die mit der Keule von meinem Jähzorn zeugt. Wieder ging es darum, wer der Anführer ist bei einem Spiel einer Horde Kinder (in der Nachbarschaft gab es geschätzte 50 Kids, die sich in immer neuen Gruppierungen zusammenrotteten). Dass der – ein Jahr ältere – Wolfgang Sack aus der Sparkasse nebenan der Häuptling sein sollte, sah ich überhaupt nicht ein. So packte ich ihn am Haarschopf und rieb seinen Schädel an dem Mäuerchen rauf und runter, das mit kleinen Steinchen sehr grob verputzt war (sowas sieht man als Architektenenkel), bis er blutete. Das muss höllisch weh getan haben.

Meine Missetat wurde auch sofort erkannt. Also nichts wie weg!

Und jetzt kommt doch noch eine Waffe ins Spiel: Diesmal ein Ziegelstein. Klaus Schenk war das Opfer. Er war bei der Meute, die mich johlend verfolgte, vornedran. Sein Pech. Ich schaffte es, mich auf das Dach eines Schuppens von Großvaters Bauhof zu retten. Triumphierend stand ich oben – hatte aber Angst, die Verfolger könnten zu mir hochkommen. Also nahm ich, ohne nachzudenken, einen Ziegelstein, der zum Beschweren auf der Dachpappe des Schuppens lag. Und warf ihm dem Klaus auf den Kopf. Das war´s. Als er blutend auf dem Gehsteig lag, verschwand ich nachhause.
Klaus hätte tot sein können: wenn der Ziegel mit einer seiner scharfen Kanten seine Fontanelle getroffen hätte – aus gut zwei Metern Höhe – und meine Wurfhand war ja noch einmal anderthalb Meter weiter oben –
Glück für uns beide, dass außer einer blutenden Kopfschwarte keine schlimmeren Folgen entstanden.
Seltsamerweise hat dieser üble Vorfall, für den ich alle Schuld übernehmen (auch für die Kopfwunde vom Wolfgang Sack, die ich nicht vergessen möchte) – sogar eine gute Folge. Irgendwie wurden Klaus und ich nach diesem Vorfall gute Freunde, machten gemeinsam lange Spaziergänge, bei denen wir über unsere Migräne (ja, er hatte sie auch) philosophierten. Und vor allem: Er spielte mir die erste Jazzplatte meines Lebens vor: Woody Herman and His Herd. Eine dieser kleinen 45er Langspielplatten, die man auch „Füllschriftplatten“ nannte. Ab da wurde das „meine“ Musik, noch ordentlich gefüttert von Sendungen des RIAS Berlin oder des amerikanischen Soldatensenders AFN.
Tempi passati –

Zu diesem Messer gibt es eine eigenartige Zufalls-Geschichte

Es war etwa 1990, als meine Frau Ruth aus der Stadt heimkam und etwas vor mir auf den Küchentisch legte: „Schau mal, was ich am Straßenrand in der Elisabethstraße gefunden habe.“

„Oh,“ rief ich erfreut: „Das ist ja mein Fahrtenmesser!“

Ich war in diesem Augenblick fest davon überzeugt, dass es sich tatsächlich um jenes Messer handelte, das ich im Alter von zehn bis fünfzehn etwa stolz mit mir herumgetragen habe. Ich weiß nicht, wie ich damals in seinen Besitz gekommen bin. Vielleicht hat es mir mein Vater geschenkt? Vielleicht habe ich es mir vom Geld fürs Zeitungaustragen selbst erspart? Denn Buben brauchten unbedingt ein Messer. Zum Schnitzen. Zum Basteln. Um etwas auszugraben. Oder um etwas einzugraben, zum Beispiel eine Bohne, deren Wachstum man für den Schulunterricht beobachten und dokumentieren sollte. Oder um ein Blatt Papier sachgerecht in zwei Hälften zu zerlegen. Vor allem aber, um damit herumzustolzieren.
Das änderte sich, als wir etwa 1953 eines Tages in Selb in der Turnhalle zusammengerufen wurde und uns jemand von der Polizei aufklärte, dass es ab nun „gesetzlich verboten“ sei, solche feststehenden Messer offen herumzutragen – oder gar zu benützen. Offenbar war es in Zusammenhang mit solchen Geräten zu gefährlichen – wahrscheinlich sogar tödlichen – Vorfällen zu kommen, die man jetzt eindämmen musste. Für mich änderte sich dadurch nichts – trug ich es ebnen heimlich herum. Bis es eines Tages verschwand.

Das letzte, was ich mit meinem Messer anstellte, war 1955 ein Kurzschluss, den ich voller Zorn bewusst damit herbeiführte, weil ich so sauer war, dass meine elektrische Modelleisenbahn von Fleischmann nie richtig funktionierte. Wütend zog ich den Stecker ein wenig aus der Steckdose, legte die metallene Klinge des Messers darüber – ein heftiger Knall – Funken sprühten – Kurzschluss – und zwei ordentliche Löcher waren in die Klinge gebrannt. Zum Glück war der Griff der Waffe gut isoliert – aber den Stromschlag in meienr Hand werde ich nicht vergessen. (Die Modellbahn hat weiter funktioniert – aber ab da hatte ich überhaupt keine Freude mehr daran und verkaufte sie, als wir im März 1956 nach München umzogen.)

(Wie passend, dass vor zwei Jahren der bayrische Minister Aiwanger von den Freien Wählern sich lautstark dafür einsetzte, dass man in Bayern – als Mann natürlich – mit einem Messer frei herumlaufen dürfe. Weil das doch traditionelles Brauchtum sei. Hat er damals die Aufklärung in der Schule verpasst – oder wurde das Gesetz wieder abgeschafft? Wohl kaum. Anlass seiner „Verteidigung bayrischen Brauchtums“ waren die aufkommende Kritik wegen sich häufenden Messerattacken in England und auch bei uns in der Gegenwart.

Das ist leider nicht das Original von Rehau in den frühen Fünfzigerjahren – sondern der Zufallsfund von 1995. Sehr praktisch zum Papierschneiden oder wenn man kein Schraubenzieher vorhanden ist. (Archiv JvS)

Krieg der Kinder

Auch Kinder führen regelrechte Krieg. Kennt noch jemand diesen französischen Film Der Krieg der Knöpfe? aus dem Jahr 1962 (Remake 2011)? Solche ziemlich heftigen Auseinandersetzungen gab es auch in Rehau zwischen „verfeindeten“ Stadtvierteln. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir von der Bahnhofstraße (die „Bahnhofsträssler“) uns mit Bohnenstangen bewaffneten (keine Übertreibung!) und uns damit über den Höllbach schwangen – um die Kerle von der Krötensee zu verprügeln, die ähnlich martialisch ausgerüstet waren. Otto, der etwas ältere Sohn vom Kino-Strobl, war dabei – oder hat er die Auseinandersetzung beendet?
Seltsamerweise habe ich daran keine weiteren Erinnerungen – nur diese Bohnenstangen und diesen Höllbach (der in diesem Moment zu Recht so hieß). Wie alt waren wir „Knöpfe“ damals? So um die zehn oder zwölf. Für Bohnenstangen als Waffen langte das allemal. Eine verrückte Geschichte – aus einer verrückten Welt, wo der mörderische echte „Krieg der Erwachsenen“ gerade mal fünf oder sechs Jahre vorbei war. Und die Waffen dieser Auseinandersetzung mit geschätzten 60 Millionen Toten noch immer in den Wäldern herumlagen oder in Tümpeln (aus denen wir sie zu bergen hofften – und wenn es nur leere Patronenhülsen waren).

Ich wüsste zu gerne, wie´s dem Klaus heute geht. Wir haben uns später noch einmal in München getroffen, wo er eine Schneiderlehre machte – und danach große Karriere. Als ich ihn zuletzt traf, das könnte so um 1970 gewesen sein, wohnte er im Allgäu und war Unternehmensberater speziell für Textilfirmen, beriet sogar in der Türkei welche. Wie so manchen anderen Freund haben wir uns aus den Augen verloren. Ob er noch lebt? Googeln hat leider nichts gebracht.

MultiChronalia

Über das Thema „Waffen“ lässt sich ein weiter Bogen spannen. Er reicht von der Gegenwart 2020 (Aiwangers groteske Verteidigung des Messers als unverzichtbares Accessoire „des bayrischen Mannes“) über Ruths Zufallsfund von 1995 bis zurück in die frühen 1950er Jahre. Aber als der Beitrag schon fertig zu sein schien – tauchte noch etwas viel Älteres auf. Wieder ein Messer. Das Fallschirmjägermesser meines Vaters, der zwar kein aktiver Fallschirmjäger war, aber bei der Eroberung Kretas mit einem Regiment dieser Spezialtruppe an der Eroberung der Insel von den Engländern beteiligt war. Kreta war ein kriegswichtiger Brückenkopf für die Nazis wie für die Engländer (an die Griechen und vor allem an die Kreter dachte man dabei nur am Rande wenn überhaupt – Kollateralschäden, wie in jedem Krieg).
Dieses Messer von 1943 oder 1944 etwa: Für mich als Kind ohne Vater bzw. mit einem Vater, der vielleicht einmal im Jahr auf Heimaturlaub kurz auftauchte, verkörperte dieses Fallschirmjägermesser des Vaters symbolisch seine Existenz. Als ich später mein eigenes Fahrtenmesser erwarb, war das so etwas wie eine erneute, späte Verkörperung jenes Vater-Messers. Aber es verkörpert auch symbolisch den „Krieg“ – selbst wenn dieser Wiedergänger von 1995 heute ganz harmlos neben der Papierschere in einem kleinen Tontopf auf dem Fenstersims meines Arbeitszimmers steht und auf den nächsten zivilen Einsatz wartet. Um vielleicht Papier zu schneiden, oder auch mal Butter und Marmelade auf eine Scheibe Brot zu streichen, wenn ich zu faul bin, in die Küche zu laufen, weil ich das „richtige“ Messer dort vergessen habe.


Und noch so einer passender Zufall:
Als ich gestern, 15. April 2021, nach Beendigung der ersten Fassung dieses Beitrags, aus dem Haus ging, kamen mir drei Buben vom Spielplatz entgegen, so um die zehn Jahre alt, mit roten Laserschwertern (natürlich leider nur aus Plastik). Spontan entfuhr es mir:
„Möge die Macht mit euch sein!“
Sie schauten mich zunächst verständnislos an. Bis ich nachlegte:
„Na – Darth Vader – Krieg der Sterne – die Filme -„
Da grinsten sie dann endlich verstehend – und zogen davon – zu neuen Abenteuern – mit ihren Laserschwertern (der dümmsten Erfindung, die ein damit weltberühmt und milliardendollarreich gewordener Regisseur gemacht hat).
Für Leser dieses Blogs, die mit solchen Fantasy-Filmen (ich weigere mich standhaft, diesen Schmarr´n als Science-Fiction zu bezeichnen – trotz all diesen Raumschiffen und Aliens) – für Leser dieses Blogs also, die nicht wissen, was es mit Laserschwertern und Darth Vader und dem Krieg der Sterne auf sich hat –
Entschuldigung. Klar wissen Sie das. Ist ja längst Allgemeingut. Bestandteil der Weltkultur. Ansonsten googeln Sie das. Oder schlagen Sie in der Wikipedia nach: „Krieg der Sterne“. Oder „George Lucas“. (Der hat außer diesem Star Wars-Blödsinn auch einen wirklich sehr guten und heute noch sehr sehenswerten Film gedreht, gleich zu Beginn seiner Karriere als Regisseur: American Graffiti.)

Und jetzt fällt mir noch ein: „Schwertner“ hieß meine geliebte Tante Lis Hertel – nachdem sie 1958 (?) ihren Röntgenfacharzt geheiratet hatte. Das war aber jetzt kein Zufall – sondern eine spontane Freie Assoziation zu den Laserschwertern.

Quellen
Lucas, George: American Graffiti. USA 1973.
ders.: Krieg der Sterne. USA 1977 und viele – viel zu viele Folgen danach.
Ross, Gary (Regie): Die Tribute von Panem 1 (The Hunger Games). USA 2012.

165 _ aut #838 _ 2021-04-15/17:21

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