Eigentlich sind Kurzgeschichten und Artikel meine bevorzugte Kurzform, gelegentlich auch ein Märchen. Aber wie es mit dem „eigentlich“ so ist: es gibt immer Ausnahmen. Wenn mal vom Zufall eine der anderen Schubladen aufgezogen wird –
Ich weiß jetzt nicht mehr, wie ich auf die Haiku kam und die anderen Gedichte (s. die beiden vorangehenden Beiträge Lauf des Jahres und Vorsicht! Haikuritits . Viellleicht liegt es daran, dass das Bloggen auch eher eine „Kurzform“ des Textens ist. Jedenfalls muss jetzt noch ein dritter Beitrag her, der die beiden anderen ergänzt. Dazu muss ich weit ausholen und weit zurückgehen – sehr weit – und dadurch werden dies zugleich die
MultiChronalia
1946 war in der allerersten Schulklasse mein erster Schulfreund und Banknachbar in der Volksschule Rehau der Dietmar Sammet. Mit ihm treffe ich mich heute noch einmal im Monat zum Essen (was wegen Corona seit November 2020 leider nicht mehr geht – aber der Mensch lebt ja bekanntlich von der Hoffnung). Durch Dietmar lernte ich dessen ein Jahr älteren Cousin Alfred Hertrich kennen. Alfred konnte etwas, was ich nicht konnte: sehr gut zeichnen. (Das er auch ein sehr guter Gitarrist und Jazz-Musiker werden sollte und drittens auch noch ein exzellenter Fotograf, war damals nicht zu ahnen).
Ich las damals gerne Comics (mit Superman begann es 1948 in Garmisch, dann kam Tarzan dazu und Prinz Eisenherz in der Frankfurter Illustrierten und der witzige Nick Knatterton in der Quick, die ich beim Zeitungstragen gerne selbst durchflog).). Es gab da noch diese kleinformatigen schmalen Heftchen, fast Postkartenformat, die ich besonders liebte und natürlich, von meinem Zeitungsjungen-Lohn finanziert, auch sammelte: Akim (ein Dschungelheld), Sigurd (ein Ritter) sowie, most fascinating of all, Nick der Weltraumfahrer. (Alle drei von dem talentierten und damals sehr beliebten Rudi Wäscher.)
So entstanden meine allerersten eigenen Schreib-Ideen: Ein Exposee und Drehbuch (in Ansätzen) zu einem Weltraumabenteuer à la Nick (nach meinen Vorschlägen mit vornehm brauner Sepiatusche gezeichnet) und ein Dschungelabenteuer à la Akim (farbig!). Dann reichte ich Alfred das „Drehbuch“ und forderte (ja, ich konnte sehr fordernd sein) „Mal mir das bitte.“
Und Alfred „malte“. So wie er später, 1953, kleine Titelbilder zu meinen Exposees für die Heftserie Jim Parkers Abenteuer im Weltraum zeichnete (davon ein andermal mehr). 1978 entstand sogar ein richtiger gemeinsamer Comic, Ori und Ion, als Sammelheft für einen Schokoriegel namens Orion (angelehnt an die Mars-Riegel).
Aber ich will ja eigentlich etwas ganz anderes erzählen: Von unserer Zusammenarbeit bei Haiku. Das begann mit eienr Reihe Kalender, die Alfred entwickelte und selbst graphisch bestückte, während ich (und alternierend Ingo Cesaro) Haiku beisteuerte – die als Kalender“sprüche“ recht gut geeignet sind.
Später entstanden ganze Serien – wie der Zyklus Im Lauf des Jahres oder der Zyklus 1993, der bei mir an der Wand hängt. Alfred hat die zwölf Graphiken samt meinen Haik als drei „Quartette“ in drei Rahmen platziert – von denen eine Folge meine Schwester Kirke bekam, eine mein Bruder Stefan und eine ich – diese hier::

Das Motiv rechts unten von obigem Haiku-Graphik-Quartett hat Alfred für das Plakat zu einem Vortrag von mir über „Hochbegabung und Kreativität“ im April 2010 in Lauf bei Nürnberg übernommen – weil es so treffend die „labyrinthische Welt“ mancher Hochbegabter symbolisiert, für die es manchmal sehr schwer ist, den „roten Faden der Ariadne“ durch die Verwirrung ihrer „latenten Talente“ zu finden.

Mein „Dezember“-Haiku dazu:
Ah, welche Wonne
Die roten Fäden wirren
Labyrinth unterm Schnee.
Jazz und Bild und Poesie
Noch intensiver war die Zusammenarbeit mit Alfred bei gemeinsamen Veranstaltungen, wo er Bilder ausstellte, ich Texte vortrug (darunter immer auch einige Haiku mit Bezug zu entsprechenden Bildern von Alfred) und er (Gitarre) mit einem Bassisten (Wilfried Lichtenberg) und einem Posaune).

112 _ aut #553 _ 01. März 2021 / 20:47
Jo mei
in Garmisch – Parten
hockt a Gamsbock
auf an – Kirchen
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